Einige Fachleute stehen einer Impfung skeptisch gegenüberstehen. Seuchenexperte spricht sich für eine umfassende Impfung aus.

Hamburg. Die heftigen Kontroversen um die Schweinegrippe halten an. Während einige Experten wegen des bislang milden Verlaufs der Infektion einer Impfung skeptisch gegenüberstehen, sprach sich der niederländische Seuchenexperte Prof. Adolf Windorfer für eine umfassende Impfung gegen die Schweinegrippe und die normale Grippe aus. In der "Bild" warnte der Vorsitzende der niedersächsischen Gesellschaft für Impfwesen und Infektionsschutz in Hannover davor, dass 25.000 bis 35.000 Menschen an der Grippe sterben könnten. In normalen Grippejahren erliegen 15 000 bis 20 000 Menschen in Deutschland diesem Infekt.



"Die Zahl von 35.000 Toten kann ich mir nicht erklären. Ich weiß nicht, wie Prof. Windorfer sie errechnet hat", sagt der Hamburger Impfarzt Dr. Jakob Cramer vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Zwar seien in fünf europäischen Ländern und in den USA etwas mehr Menschen als im Vorjahr an Grippe erkrankt, aber niemand könne vorhersagen, wie die Grippewelle verlaufe.


"Wir können diese Zahl weder bestätigen noch dementieren", kommentierte Günther Dettweiler, Sprecher des Robert-Koch-Instituts (RKI). Wenn die zweite Grippewelle komme, hänge es von unterschiedlichen Faktoren ab, ob sich das Virus H1N1 verändere und wie es sich verändere. Er betonte, dass das RKI seit Längerem darauf hinweist, dass man davon ausgehen müsse, "dass die Fallzahlen zunehmen und die Verläufe nicht so milde bleiben". Darauf müsse man sich in jedem Fall vorbereiten und deshalb solle man sich eben auch impfen lassen, so Dettweiler.


Zugleich wollen sich offenbar immer weniger Deutsche impfen lassen. Einer Umfrage der AOK Hessen zufolge wollen nur noch etwa 29 Prozent der 1650 Versicherten den kostenlosen Schutz in Anspruch nehmen. Im Internet können Sie unter www.abendblatt.de abstimmen, ob Sie sich gegen die Schweinegrippe impfen lassen wollen. In Kanada ist unterdessen auf einer Truthahn-Farm Schweinegrippe ausgebrochen. Etwa die Hälfte der insgesamt 7000 Vögel des Hofes in der Provinz Ontario wurde unter Quarantäne gestellt. Die Übertragung der Schweinegrippe zwischen Menschen und Tieren gilt als Risiko, weil das Virus dabei zu einem gefährlicheren Subtyp mutieren könnte. Dafür gibt es aber bislang keine Anzeichen.