Titanenhafte Kräfte formen unser Weltall. Der Galaxienjäger Prof. Günther Hasinger erforscht sie.

Die Ruhe am nächtlichen Sternenhimmel ist trügerisch. Ständig kommt es in den Tiefen des Weltalls zu gigantischen Kollisionen. Diese stehen im Mittelpunkt einer neuen, spektakulären Sternenshow, die heute im Planetarium Premiere hat. "Unsere Milchstraße wird in vier Milliarden Jahren mit einer anderen Galaxie kollidieren", sagt Prof. Günther Hasinger: "Dann wird aber menschliches Leben auf der Erde schon nicht mehr möglich sein." Der Galaxienjäger, Chef des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (München), findet Kollisionen im All ungeheuer spannend. "Und sie treten ziemlich häufig auf." Wenn zwei Spiralgalaxien oder Milchstraßen kollidieren, dann sieht das so aus, als ob zwei Kreissägen aufeinander treffen würden. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Die Kreissägen sind danach kaputt, die Galaxien nicht. Sie können sich durchdringen, ohne sich zu zerstören, da die Sterne weit auseinander stehen. Dabei enthält jede Galaxie mindestens 100 Milliarden Sterne. "Wenn die Kollision allerdings abgeschlossen ist, dann haben sich die Spiralgalaxien zu elliptischen Galaxien gewandelt. Wir haben das beobachtet und sehen, dass sich in einem Beispiel auch die aktiven Schwarzen Löcher in absehbarer Zeit, also in 100 Millionen Jahren, vereinigen werden." Genaueres verrät der Astrophysiker am Freitag, dann hält er im Planetarium einen Vortrag über die titanhaften Kräften, die unser Weltall gestalten.

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Im Universum kollidieren aber nicht nur Galaxien. Weitaus häufiger sind Kollisionen innerhalb einer Milchstraße. "So hat das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße bereits drei Millionen Sonnen gefressen", weiß Hasinger. "Außerdem haben wir festgestellt, dass unser Schwarzes Loch jeden Tag sich einen kleinen Snack genehmigt."

Dabei können die Forscher dem Monster nicht direkt beim Fressen zusehen, sondern sein Treiben nur indirekt beobachten. Wenn etwa eine Gaswolke, die um das Schwarze Loch rast, ihm zu nahe kommt, sendet es einen kurzen Lichtblitz aus, der etwa eine Stunde lang zu beobachten ist. "Es ist quasi der Hilfeschrei, bevor die Gaswolke in das Schwarze Loch hineinstürzt. Werden gar große Sterne, die mit Geschwindigkeiten von bis zu 10 000 Kilometern pro Sekunde um das Schwarze Loch kreisen, vom Malstrom erfasst, kann man dieses Drama sogar noch ein bis zehn Jahre später beobachten", erzählt Hasinger. Bis heute konnte dieses außergewöhnliche Ereignis etwa zehnmal beobachtet werden. Das werden nicht die Letzten sein, denn weltweit machen die Astrophysiker Jagd auf diese Dramen im All. Das älteste Objekt im lokalen Universum, so Hasinger, ist vermutlich das Schwarze Loch in der Galaxie M87 im Zentrum des Virgo-Haufens, zu dem fühlt sich auch unsere Milchstraße hingezogen. Aber erst in vielen Milliarden Jahren landen wir da.


Vortrag: "Schwarze Löcher auf Kollisionskurs", Prof. Günther Hasinger, 11. April, 19.30 Uhr, Planetarium Hamburg