Noch nie hat mich die Arbeit an einem Thema so mitgenommen wie diese", sagt Jens Meyer-Wellmann. Das scheint auch die Jury gespürt zu haben, denn sie zeichnete den 40-jährigen Abendblatt-Redakteur für seinen Artikel "Gnadenlos bis in den Tod?" mit dem Erich-Klabunde-Preis 2007 aus. In der Begründung der Jury heißt es: ",Gnadenlos bis in den Tod?', die Geschichte eines krebskranken Vergewaltigers, der um Haftentlassung zum Sterben nachsucht, mutet den Lesern viel zu und führt sie in ein Dilemma. In beeindruckender Weise schafft es der Autor, durch Dramaturgie und Sprache eine wohltuende Nüchternheit herzustellen, ohne Position für den Protagonisten zu beziehen."

Das Journalistenhandwerk lernte Meyer-Wellmann, der in Südamerika aufwuchs, auf der Journalistenschule Axel Springer, nachdem er zuvor Lateinamerikastudien, Geschichte und Volkswirtschaftslehre studiert hatte. 1997 verstärkte er die Lokalredaktion des Hamburger Abendblatts, seit 2001 ist der Vater zweier Söhne Chefreporter im Ressort Landespolitik und promovierte nebenher zum Dr. phil. mit einer Arbeit zur Entstehung der politischen Parteien in Paraguay. Das Preisgeld will er zum Teil an den Notruf für vergewaltigte Frauen spenden. Mit einem anderen Teil will Meyer-Wellmann die Arbeit von Krankenhausseelsorger Heinz Padell im AK Altona unterstützen. "Ich bin durch Pastor Padell auf diesen Fall aufmerksam geworden. Er setzt seit Jahrzehnten seine ganze Energie dafür ein, Kranken, Sterbenden und Hinterbliebenen Trost zu spenden. Mit seinem bewundernswerten Einfühlungsvermögen hat er auch meiner Familie schon geholfen", sagt der Preisträger.

"Armutszeugnis für Hamburg"

Es waren die Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, die ihn irritierten. Demnach stand Hamburg auf gleichem Armutsniveau wie Ostdeutschland. "Die reiche Stadt Hamburg? Das machte mich neugierig", erzählt Roland Kirbach, stellvertretender Ressortleiter Dossier bei "Die Zeit". Damit fängt es immer bei ihm an: Eine Ungereimtheit, eine Ungerechtigkeit, ein Missstand, dem geht er nach. "Mein Ansatz ist: Ich möchte aufklären und Zusammenhänge deutlich machen. Dabei gehe ich dann von einer ganz grundsätzlichen, fast naiven Fragestellung aus: Wie kommt das?" Im Falle seines Reports "Armutszeugnis für Hamburg", für den er den Erich-Klabunde-Preis 2007 erhält, kam dabei "eine akribisch recherchierte, breit angelegte politische Analyse der Kinderarmut in Hamburg" heraus, wie es in der Begründung der Jury heißt. Etwa drei Monate recherchierte er, besuchte Schulen und Jugendeinrichtungen, sprach mit Wissenschaftlern, Lehrern, Sozialarbeitern, Eltern und betroffenen Kindern, unter anderem im Stadtteil Jenfeld.

Roland Kirbach, ledig, 51 Jahre alt, absolvierte seine Ausbildung an der Kölner Journalistenschule in Verbindung mit einem Studium der Sozialwissenschaften. Seit 1984 ist er für die Wochenzeitung "Die Zeit" tätig, erst als Korrespondent in Nordrhein-Westfalen, dann ab 2000 in der Hamburger Redaktion. Seit 2004 ist er stellvertretender Ressortleiter Dossier. Was motiviert den Preisträger zu solch aufrütteltelnden Geschichten? "Ich hoffe, mit jedem Artikel ein klein wenig zu bewegen, und sei es auch nur zum Nachdenken anzuregen und vielleicht ein wenig zu sensibilisieren für andere Lebenssituationen. Wenn ich das erreiche, wäre viel erreicht", sagt Kirbach.