Die “Auto Bild“-Familie testete 75 Winter- und Ganzjahrespneus. Nicht einmal die Hälfte von ihnen wurde als empfehlenswert eingestuft.

Wer jetzt noch nicht die Sommer- gegen Winterreifen getauscht hat, sollte sich beeilen. Denn die "O" bis "O"-Regel besagt, die Pneus für die kalte Jahreszeit von Oktober bis Ostern zu fahren. So empfehlen es sämtliche Experten. Und zwar selbst dann, wenn man nicht in ausgewiesenen Schneeregionen wie zum Beispiel Hamburg wohnt. Denn Wintergummis sind der Sommervariante bereits bei Temperaturen von weniger als sieben Grad Celsius überlegen.

Seit der Einführung der Winterreifenpflicht im November 2010 verzeichnet die Branche eine hohe Umrüstquote, die in diesem Jahr bei 90 Prozent liegen soll. Im Schnitt kostet ein Reifenwechsel um die 40 Euro, inklusive der Einlagerung in der Werkstatt ist man mit circa 70 Euro dabei. Wer sich neue Pneus zulegt, für den ist die Montage manchmal gratis. Die Auswahl ist riesig, die Lager der Händler gut gefüllt. Viele bieten auch noch Modelle der vergangenen Saison an. Der Kunde steht dem großen Reifensortiment jedoch bisweilen machtlos gegenüber. Dabei ist die richtige Wahl sehr wichtig, kann im Extremfall sogar Leben retten.

Die "Auto Bild"-Familie mit den Spezialmagazinen "Allrad" und "Sportcars" hat über die Saison 75 Winter- und Ganzjahresreifen in fünf Dimensionen getestet - bei Schnee, Nässe und Trockenheit. Das Ergebnis zeigt: Nicht alle Reifen sind bedenkenlos zu empfehlen. 23-mal wurde vom Kauf abgeraten, 22-mal gab es lediglich die Wertung "befriedigend". 30 Reifen, und damit nicht einmal die Hälfte, konnten die Erwartungen erfüllen. 13 von ihnen erhielten das Gütesiegel "vorbildlich". Das Hamburger Abendblatt zeigt die jeweils drei besten Pneus der jeweiligen Dimension und sagt, was sie kosten.

Beste Ganzjahresreifen für Kleinwagen, Dimension 175/65 R 14: Mit identischer Beurteilung gehen der Goodyear Vector 4Seasons 82 T (circa 280 Euro pro Satz) sowie der Sava Adapto 82 T (circa 220 Euro) als Sieger hervor. Dementsprechend verbindet beide Reifen auch das Gütesiegel "vorbildlich". Schwächen weisen beide nicht auf. Den dritten Platz teilen sich der Hankook Optimo 4S H730 82 T (circa 260 Euro) und der Kumho Solus 4 All Weather 86 T (circa 240 Euro). Die Schwächen: Während der Hankook bei nasser Strecke zum Untersteuern tendiert, hat der Kumho nur befriedigende Nasshandlingqualitäten.

Beste Reifen für Kompakt- und Mittelklasse, Dimension 205/55 R 16: Hier sind die drei besten Pneus mit "vorbildlich" eingestuft. Auf Rang eins landete der Continental WinterContact TS 850 91 H (circa 480 Euro pro Satz) mit seinem dynamischen Nasshandling und niedrigem Rollwiderstand. Es folgt der Bridgestone Blizzak LM-31 91 H (circa 440 Euro), den ausgewogene Handlingqualitäten bei allen Witterungsbedingungen sowie gute Aquaplaningeigenschaften auszeichnen. Nur der Rollwiderstand ist laut Tester zu hoch. Falsch machen Käufer auch nichts mit dem Michelin Alpin A4 91 H (circa 520 Euro), der von den Top-Reifen der teuerste ist, jedoch eine vorbildliche Kilometerleistung und einen geringen Rollwiderstand aufweist.

Beste Winterreifen für SUV, Dimension 235/55 R 17: In diesem Segment gibt es mit dem Continental WinterContact TS 830 P 99 H (circa 960 Euro pro Satz) und dem Pirelli Scorpion Winter 103 V (circa 860 Euro) zwei Gewinner, die als "vorbildlich" kategorisiert sind. Zu den Stärken des Continental zählen die gute Sicherheitsreserve bei Aquaplaning sowie der geringe Kraftstoffverbrauch, dynamische Fahreigenschaften auf verschneiter und trockener Piste zeichnen den Pirelli aus. Abstriche müssen Käufer beim Dunlop SP Winter Sport 4D 99V (circa 950 Euro) machen, der zwar Schneeprofi mit bester Traktion ist, allerdings ein Manko hat: die leicht verlängerten Bremswege auf nasser Fahrbahn.

Beste Winterreifen für die sportliche Mittelklasse, Dimension 225/45 R 17: Mit den drei Top-Platzierten ist der Kunde auf der sicheren Seite, schließlich eint sie allesamt das Gütesiegel "vorbildlich". Und trotzdem ist die Reihenfolge eindeutig, da es Unterschiede gibt. Unschlagbar ist der Dunlop SP Winter Sport 4D 94 V (circa 740 Euro pro Satz). Beste Zugkraft und die kürzesten Bremswege auf Schnee sowie gute Aquaplaningeigenschaften kennzeichnen den Gewinner. Die gute Traktion gepaart mit fahrdynamischen Eigenschaften auf Schnee sind das Plus des Pirelli Winter Sottozero Serie II 94 V (circa 660 Euro), der jedoch auf nasser und trockener Strecke schlechter abschneidet als der Dunlop. Platz drei geht an den Continental WinterContact TS 830 P 94 V (circa 720 Euro). Der ist bei Trockenheit wegen seiner stabilen Fahreigenschaft und guten Seitenführung besser bewertet als die Konkurrenz, bei verschneiter Fahrbahn hat er jedoch das Nachsehen.

Winterreifen Dimension 225/40 R 18 V: Bei den sportlichen 18-Zoll-Reifen sind die drei Erstplatzierten allesamt mit "vorbildlich" bewertet. Testsieger wurde der Goodyear UltraGrip 8 Performance 92 V (Kosten pro Satz circa 800 Euro). Er besticht durch sichere Handlingqualitäten bei allen Witterungsbedingungen. Auf verschneiter Piste zeichnet ihn zudem eine hohe Zugkraft aus. Der Michelin Pilot Alpin PA4 92 V (circa 800 Euro) ist ein Spezialist für den Winter mit vorzüglichen Fahrleistungen auf verschneiter Fahrbahnoberfläche. Auffällig ist sein angenehmer Abrollkomfort. Zu empfehlen ist auch der Nokian WR A 3 92 V (circa 640 Euro), der die kürzesten Nass- und Trockenbremswege hat, für einen niedrigen Kraftstoffverbrauch steht und stabile Seitenführung zu seinen Stärken zählt. Allerdings hat er im Vergleich zur Konkurrenz eine Schwäche: Der Abrollkomfort bei Trockenheit ist nur befriedigend.