Teil 5: Den Umzug in eine Seniorenresidenz in Ahrensburg hat das Ehepaar Koch nicht bereut – nun ist es fast wie im Hotel, auch Pflegebedarf ist kein Problem.

Ursprünglich hatten Inge und Hans Joachim Koch nicht vor, in eine Seniorenresidenz zu ziehen. Das Ehepaar lebte glücklich in seinem Traumhaus in Ahrensburg bei Hamburg. Inge Kochs Eltern hatten bereits in den 40-Jahren auf dem 1000 Quadratmeter großen Grundstück ein Wochenendhaus. Im Krieg wurde die Familie in Hamburg ausgebombt und konnte aufs Land flüchten. In den 50er-Jahren wurde die Gartenlaube abgerissen und durch ein Einfamilienhaus ersetzt. Hier sind Inge und ihre Schwester aufgewachsen. 40 Jahre später, nach dem Tod der Eltern, haben Inge und Hans Joachim Koch das Grundstück übernommen und 1993 noch einmal neu gebaut. „Wir waren dort sehr verwurzelt. Im Garten hatten wir 215 Rosen. Das war ein Gebücke“, erinnert sich Inge Koch. Für den Umzug in eine Residenz sah das Ehepaar lange keine Notwendigkeit.

Was passiert mit uns, wenn wir über 80 Jahre alt sind? Für die Kochs stellte sich diese Frage nicht. Für sie war klar: Wir bleiben zu Hause! Doch dann fiel es Hans Joachim Koch immer schwerer, zum Beispiel auf die Leiter zu steigen, um das Laub aus der Regenrinne zu entfernen. „Meine Frau hat festgehalten, damit ich nicht herunterfalle“, verdeutlicht der heute 84-Jährige seine Lage, die viele ältere Hausbesitzer gut nachvollziehen können. Mit der Unterstützung eines Gärtners und einer Putzfrau ließen sich Haus und Garten zwar durchaus bewirtschaften. „Aber dem Gärtner musste ich ziemlich genaue Anweisungen geben, alles andere blieb nämlich liegen. Machen Sie das mal, wenn Sie krank sind“, gibt Hans Joachim Koch zu bedenken. Außerdem ahnten die Kochs, dass es mit einem Pflegebett und Rollstuhl in den eigenen vier Wänden eng werden könnte – insbesondere im Badezimmer. Aber das war reine Theorie, denn wenn man gesund ist, kann man nur schwer einplanen, welche Krankheiten sich im Alter eventuell einstellen und wie der Pflegebedarf dann gegebenenfalls aussieht.

Die Entscheidung, das geliebte Haus aufzugeben und in eine Residenz zu ziehen, fiel in einem kalten, lang andauernden Winter, in dem es wochenlang schneite. „Um den Gehweg und die Einfahrt frei zu halten, mussten wir Schnee schippen, bis uns fast die Arme abfielen. Irgendwann waren die Hügel so hoch, dass wir den Schnee kaum noch darauf werfen konnten“, erinnert sich Inge Koch. Plötzlich war klar: Die mit dem Eigenheim verbundene Arbeit ist zu belastend im Alter, das Haus kann sich zum Klotz am Bein entwickeln – in einer Wohnung ist das Leben viel einfacher.

Probewohnen hilft bei einer Entscheidung

Und so haben sich Inge und Hans Joachim Koch auf die Suche nach einem neuen Zuhause gemacht. Ein Umzug zu den Töchtern nach Baden-Baden oder Mönchengladbach kam nicht infrage, die Kochs wollten am liebsten in Ahrensburg bleiben. „Die Kinder führen ihr eigenes Leben“, erklärt Ehemann Hans Joachim, „und wer soll sich dann um die Gräber unserer Familienangehörigen hier kümmern?“ Die Kochs schauten sich mehrere Wohnanlagen an und verschafften sich so einen Überblick. Und wie es bei der Suche nach einem neuen Zuhause häufig ist: „Als wir in diesem Appartement standen, wussten wir, dass wir genau in diese Wohnung einziehen wollten“, freut sich Inge Koch. Die Entscheidung und der Abschied sind nicht schwergefallen, der Umzug jedoch war schwierig. „Meine Eltern und meine Schwester waren ja bereits verstorben. Ich hatte noch viele Erinnerungsstücke von ihnen im Haus. Mich davon zu verabschieden war schwer“, sagt Inge Koch wehmütig. In einem Brief wurde den beiden Töchtern die Entscheidung mitgeteilt. Die waren zunächst überhaupt nicht begeistert. „Wie könnt ihr so etwas tun? Ihr seid doch noch viel zu fit“, war die erste Reaktion. Ähnlich haben Freunde reagiert. Doch Inge und Hans Joachim Koch wussten es besser.

Für sie hieß es: Ballast abwerfen und einen Neuanfang wagen. Das Haus konnte schnell verkauft werden. Von vielen Dingen haben sich die Kochs getrennt und sind im Juni 2013 sozusagen mit kleinem Gepäck in den Rosenhof in Ahrensburg gezogen. Die 62 Quadratmeter große Zweizimmerwohnung liegt im fünften Stock mit Fahrstuhl und hat Küche, Bad und Balkon. Der Blick auf den Aue-Wanderweg bezaubert jeden Besucher. „Das Einleben ging ratzfatz“, sagt Inge Koch, „denn wir haben ja das Glück, dass wir zu zweit sind. Da ist so ein Umzug leichter.“ Inzwischen sind sich Töchter, Freunde und Bekannte einig: Ihr habt es richtig gemacht.

Aktiv bleiben ist wichtig

Ob das Preis-Leistungs-Verhältnis in einer Seniorenresidenz stimmt, muss jeder für sich entscheiden. Einzimmerappartements mit 30 Quadratmetern werden ab 1000 Euro angeboten. Die Zweizimmerwohnungen mit 40 bis 60 Quadratmetern kosten zwischen 1500 und 3000 Euro im Monat. Bei fast allen Residenzen ist das Mittagessen im Preis enthalten. Frühstück und Abendbrot können abonniert werden, oder die Bewohner bereiten es sich selbst zu. Jede Woche kommt eine Reinigungskraft, um die Fußböden, die Küche und das Bad zu reinigen. Außerdem werden regelmäßig die Fenster geputzt. Zum Leistungsangebot gehört ein großes Freizeit-, Sport- und Kulturprogramm. Auch Schwimmbad und Sportstudio sind innerhalb des Hauses zu finden. Inge und Hans Joachim Koch gehen zweimal in der Woche zur Gymnastik und freuen sich schon auf das nächste Weihnachtsprogramm und die Silvesterveranstaltung. An den Feiertagen gibt es etwas Besonderes zu essen. Zu den kulinarischen Highlights gehört die gebratene Gans.

Besonders angenehm werden von den Bewohnern die kurzen Wege innerhalb des Hauses empfunden. An Verkaufsständen im Foyer werden die Zutaten für Frühstück und Abendbrot sowie Blumen und Obst angeboten. Kassenstunden der Banken, Service vom Optiker und Hörgeräteberater, ein Friseur und eine Fußpflegepraxis runden das Angebot ab. Das Ehepaar Koch betont, wie wichtig diese Nahversorgung ist, fährt darüber hinaus jedoch gern mit dem Fahrrad in die Ahrensburger Innenstadt, um dort einzukaufen.

Pflegekosten einkalkulieren

Für Interessenten ist es wichtig, sich genau zu informieren. Es gibt Wohnanlagen, in denen das Mittagessen extra kostet, und nicht in jedem Haus gibt es ein Fitness-Studio. Wer im Alter von 85 Jahren sein Haus verkauft oder vermietet, hat womöglich mit seiner Rente und dem Ersparten finanziell die Möglichkeit, in einer Residenz einen umsorgten Lebensabend zu genießen. Wer an die Kinder vererben möchte, wird sich vielleicht anders entscheiden. Mit einkalkuliert werden sollten auf jeden Fall die Pflegekosten.

Wer sich im Appartement pflegen lässt, erhält Geld von der Pflegekasse, und zwar bis zur maximalen Zuschusshöhe der „Sachleistungen“ in der jeweiligen Pflegestufe. Leistungen, die darüber hinausgehen, muss der Bewohner selbst zahlen. Die ambulante Pflege funktioniert genauso wie bei Versicherten, die sich zu Hause von einem Pflegedienst versorgen lassen. Sollte ein Bewohner aufgrund von erhöhtem Pflegebedarf sein Appartement aufgeben müssen, hat er die Möglichkeit, innerhalb des Hauses in den Pflegebereich umziehen. Dann gelten die von der Pflegestufe abhängigen Heimentgelte wie in jedem anderen Pflegeheim.

Das Ehepaar Koch hat die Entscheidung für den Umzug nicht bereut. „Wir haben hier eine sehr gute Nachbarschaft“, sagt Hans Joachim Koch. „Natürlich muss man sich daran gewöhnen, dass es auch weniger agile Bewohner gibt, von denen einige auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind. Wir machen bei etlichen Angeboten mit, leben jedoch recht zurückgezogen.“

Ansonsten gestaltet man in einer Residenz sein Leben frei. Mit dem Auto fahren Hans Joachim und Inge Koch gern an die Ostsee, um Urlaub im mecklenburgischen Zingst zu machen. Mit dem Zug waren beide am vergangenen Wochenende zum Familienfest in Baden-Baden. Zur Firmung ihrer Enkelin.

Alle Senioren, die damit liebäugeln, in solch ein betreutes Umfeld zu ziehen, sollten nicht zu lange warten, sich rechtzeitig informieren, eine selbstbestimmte und mutige Entscheidung treffen und freudig an diesen Neuanfang herangehen.