Von den Bewohnern sind 20 Prozent Ehepaare. Im Residenzkreis können sich Neuankömmlinge austauschen und Kontakte finden

Wer überlegt, in eine Seniorenresidenz zu ziehen, möchte mehr über den Alltag und die Gemeinschaft vor Ort erfahren. Markus Berns leitet seit 1998 die Parkresidenz Rahlstedt, eine Wohnanlage mit 185 Appartements sowie einem Pflegebereich für 32 Bewohner.

Hamburger Abendblatt:

Herr Berns, wie hat man sich das Leben in einer Residenz vorzustellen?

Markus Berns:

Unsere Bewohner leben selbstständig in ihrem Appartement, sind an einer guten Nachbarschaft und kulturellen Angeboten interessiert. Wir hatten gerade ein Jazzkonzert, bieten aber auch klassische Konzerte und Lesungen an. Die mit Christian Quadflieg war ein großer Erfolg. Die Bewohner nutzen über den Tag hinweg die vielfältigen Möglichkeiten des Hauses. Unsere Residenz besitzt ein Restaurant, ein Café und eine Bar, und so kann man jederzeit unter Leuten sein – wenn man es will. Es gibt darüber hinaus sportliche Angebote im Schwimmbad, einen Fitnessraum sowie interessante Kurse zum Beispiel im Internet-Café. Aktiv zu bleiben ist für viele ganz wichtig. Außerdem achten die Nachbarn und unsere Mitarbeiter auf Bewohner, denen es nicht gut geht und die Hilfe brauchen.

Muss man an allen Veranstaltungen teilnehmen?

Berns:

Nein. Es gibt auch Bewohner, die individuell für sich leben, ihren eigenen Familien- und Freundeskreis haben und sich für die Residenz wegen der Sicherheit bei der Betreuung und Pflege entschieden haben.

Sind die Residenzen nur etwas für wohlhabende Leute?

Berns

: Das kann man so nicht sagen. Bei uns wohnt beispielsweise die Witwe, die ihr Haus verkauft hat, weil es ihr zu groß geworden ist. Sie will nicht mehr allein leben und sucht eine neue Gemeinschaft. Aber genauso zieht der pensionierte Lehrer, der ehemalige Versicherungsangestellte oder Apotheker bei uns ein.

Sind die Bewohner ausschließlich Alleinstehende?

Berns:

Etwa 20 Prozent unserer Bewohner sind Ehepaare, die aus Gründen gegenseitiger Fürsorge umziehen. Wenn dann ein Partner verstirbt, weiß er den anderen gut versorgt. Bei Bedarf gibt es durch die stetige Anwesenheit des Pflegedienstes die Möglichkeit der pflegerischen Versorgung direkt im Appartement. Und bei schwerster Pflegebedürftigkeit können sich die Paare räumlich trennen, leben jedoch weiterhin in einem Haus nahe beieinander. Der pflegebedürftige Partner zieht bei uns in den Pflegebereich, der gesunde wohnt weiterhin im Appartement. Beide können den ganzen Tag zusammen verbringen. Das ist sinnvoll, damit der gesunde Partner mit der Betreuung nicht überfordert ist.

Wie werden neue Bewohner bei Ihnen aufgenommen?

Berns:

Wer sein Haus aufgibt, lässt einen Teil seiner Vergangenheit hinter sich. Neuen Bewohnern ist der Residenzkreis zu empfehlen. Beim Austausch mit anderen Menschen wird schnell klar, dass viele Nachbarn ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die Menschen sind mit ihren Schicksalsschlägen, Sorgen und Problemen nicht allein. Das beruhigt und bringt Trost. Und damit hat man bereits die ersten Kontakte geknüpft.

Kümmern sich die Bewohner umeinander?

Berns:

Unsere Bewohner haben den „Besuchskreis Herzlichkeit“ ins Leben gerufen. Wenn ein Nachbar krank ist, in der Klinik liegt oder in den Pflegewohnbereich umgezogen ist, wird er von den Mitbewohnern besucht.

Werden Residenzen oft mit Altenheimen verwechselt?

Berns:

Leider ja. In eine Residenz ziehen Menschen ein, die noch einmal neu anfangen wollen. Sie sind in der Regel gesund, fahren Auto, machen individuell Urlaub. Man darf bei uns aber auch krank und pflegebedürftig werden.