"Wir ergänzen gerne Altes durch Neues", sagen Ingrid Spengler und Fredo Wiescholek. Beim Bau von Stadthäusern am Falkenried haben sie historische Fassaden eines ehemaligen Straßenbahndepots in die Entwürfe einbezogen. An der Elbchaussee erweiterten sie eine denkmalgeschützte Villa mit einem ruppigen Anbau aus Stahl und Beton.

Seit 2001 befindet sich in den unteren Etagen der weißen Gründerzeitvilla das Büro von Ingrid Spengler und Fredo Wiescholek. Um die Großzügigkeit zu erreichen, mussten sie Bausünden der 50er-Jahre rückgängig machen: viele kleine Zimmer. Beim Rückbau kamen Überreste von Jugendstilmalereien zum Vorschein, die jetzt wie Bordüren die hohen Wände schmücken. Ein denkmalgeschütztes Haus, freigelegte Wandmalereien - das gibt es nicht nur im Büro, sondern auch in der Privatwohnung des Architektenpaares, das seit 15 Jahren zusammenlebt.

Die Wohnung liegt in Nienstedten in einer märchenhaften Fachwerkvilla, die sich ein reicher Kaufmann aus Altona 1899 als Sommerhaus bauen ließ. "Eigentlich sind wir überzeugte Städter, für die sich das Leben auf der Straße und im Cafe abspielt", sagen die Architekten. "Es ist ein Anbau hinter dem Haus, der uns hier draußen hält." Gemeint ist eine neogotische Kapelle mit ockerfarbenen Wänden und goldenen Farbakzenten. Unter den hohen Bögen des Kreuzrippengewölbes befindet sich die Wohnküche. Um einen modernen Esstisch stehen aufgearbeitete Sperrmüllstühle aus den 50er-Jahren. An der Wand lehnt ein verschnörkelter Belle-Époque-Spiegel - ein Erbstück von Ingrid Spengler. Die Küche ist eine Kombination aus alten Arztschränken und modernen Elementen.

Im ehemaligen Herrenzimmer haben Ingrid Spengler und Fredo Wiescholek ein Wandgemälde freigelegt: eine junge Frau mit Eule und Zirkel. Ein Freimaurermotiv aus der Zeit des Jugendstils. In den mit wunderschönen Fliesen gekachelten Räumen der ehemaligen Küche und Räucherkammer sind jetzt Schlafzimmer und Bad untergebracht. "Wir lieben skurrile Orte", sagt das Architektenpaar