"Altbauräume geben mir die nötige Distanz für meine tägliche Arbeit mit moderner Architektur", sagt Jan Störmer. Büro und Werkstatt des Hamburger Architekten liegen an der Michaelisbrücke in einem Haus aus dem 19. Jahrhundert und einem der ältesten Speicherhäuser Hamburgs. Früher wurde hier Herrenkonfektion hergestellt: Oben wurde geschneidert und genäht, in der Mitte wohnte der Unternehmer mit seiner Familie, unten wurde die Kleidung verkauft.

Heute befindet sich im ersten Stock das Büro, wie aufgefädelt liegen die "Denkzellen" von Störmers Mitarbeitern hintereinander. Sein eigenes Büro ist genauso klein und zweckmäßig eingerichtet wie die anderen. Ein Durchbruch verbindet den Büroteil mit dem Speicherhaus nebenan. Hier stand einst eine Dampfmaschine. Noch heute zeugen ausgebesserte Stellen in den Holzfußböden von der Vergangenheit des Gebäudes. Altmodische Säulen aus Eisen halten die hohen Decken. Eigens dafür entworfene Lampen hängen über funktionellen Schreibtischen aus Metall, an denen Modelle moderner Architektur entworfen und gebaut werden. Von hier aus führt ein Fahrstuhl nach oben in Jan Störmers Loft unterm Dach. Im Gegensatz zu den zweckmäßig eingerichteten Räumen von Büro und Werkstatt ist hier alles überladen mit Kunst, Antiquitäten und barockem, italienischem Interieur.

An den Wänden hängen neben verschnörkelten Lampen die unterschiedlichsten Kunstwerke: Pop-Art, altmodische Schwarz-Weiß-Fotos, moderne Kunst und Architekturbilder. Auf einem grünen Teppich in der Farbe eines Kunstrasens steht der Esstisch, ein Billardtisch aus der Jahrhundertwende. "Das ist unser Lieblingsplatz", sagt Erica Astesani-Störmer, seit sieben Jahren Ehefrau des Architekten, und zeigt auf einen Kamin mit einer wunderschön verzierten Messingverkleidung. Italienischer Barock. "Die haben wir in Carrara bei einem Antiquitätenhändler auf dem Schrotthaufen gefunden und restaurieren lassen." Daneben steht eine Hommage von Jan Störmer an seine Frau: eine viereckige Säule aus Glas. Sie ist von innen beleuchtet und von oben bis unten mit Dias beklebt, die von der ehemaligen Modefotografin gemacht wurden. Einige Schwarz-Weiß-Dias sind ein bisschen größer und stammen aus der Zeit, als die Hausherrin erfolgreiches Fotomodell war.