Eigentlich hätten die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten die zwei neuen Verträge über die Europäische Union und über die Arbeitsweise der Europäischen Union morgen beim routinemäßigen Gipfeltreffen in Brüssel unterschreiben können. Doch nun fliegen heute erst einmal alle nach Lissabon. Denn die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft möchte, dass alle EU-Bürger später einmal von den "Verträgen von Lissabon" sprechen. Nach der Unterzeichnung jetten viele, zum Beispiel Kanzlerin Angela Merkel, nach Hause, um morgen Vormittag dann in Brüssel einzuschweben. Dann tagt dort der "normale" Gipfel.

Portugal hatte angeboten, auch diese Sitzung in seiner Hauptstadt zu organisieren. Aber das wollte Belgien nicht. Laut EU-Vertrag von Nizza müssen seit Ende 2003 die halbjährlichen Schlussgipfel der jeweiligen EU-Ratspräsidentschaften im Juni und Dezember in Brüssel stattfinden. Durchgesetzt hat das der damalige belgische Premier und heutige Not-Regierungschef Guy Verhofstadt. Vor genau sieben Jahren wurde bei dem Gipfel in Nizza in endlosen Nachtsitzungen mehr gekungelt als verhandelt, wie die EU im 21. Jahrhundert funktionieren sollte. Auch Deutschland sicherte sich übrigens einen "Goodie": Bundeskanzler Gerhard Schröder bestand auf Frankfurt/Main als Sitz der Europäischen Zentralbank.