Aktivisten der “Hedonistischen Internationale“ schlugen Guttenberg bei einem Treffen in Berlin eine Schwarzwälder Kirschtorte ins Gesicht.

Berlin. Sie waren schlecht vorbereitet, sparten an der falsche Stelle und beherrschten ihr Handwerk nicht richtig: Nach der Tortenklatsche für den einstigen Verteidigungsminister Karl-Theoder zu Guttenberg hat die „Konditoren-Sektion“ der Spaßguerilla-Bewegung „Hedonistische Internationale“ heftige Selbstkritik geübt. „Die Torte hatte einen viel zu niedrigen Sahnegehalt“, sagte einer der Aktivisten am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. Das Backwerk sei daher nicht richtig im Gesicht kleben geblieben und habe beim vorerst gescheiterten Hoffnungsträger der politischen Klasse Deutschlands kaum Spuren hinterlassen.

Grund für den Fehleinkauf sei übertriebener Sparwille der Gruppe gewesen, räumte der Aktivist ein. Die Torte vom Typ „Schwarzwälder-Kirsch“ habe zudem einen harten Keksboden gehabt. Auch dieser habe einen nachhaltigen Kontakt erschwert. Insgesamt sei die Aktion „nicht vollständig gelungen“.

Als Rechtfertigung gab der Aktivist an, dass die Vorbereitungszeit sehr kurz gewesen sei. Die Gruppe hätte zwar gewusst, dass der kürzlich zum EU-Berater für Internetfreiheit aufgestiegene Guttenberg sich mit dem Piraten-Politiker Stephan Urbach treffen wollte. „Den genauen Ort hat uns eine Quelle aber erst gegen 17:50 Uhr mitgeteilt.“

Als die Hedonisten gemeinsam mit Angehörigen der Internet-Hackergruppe „Anonymous“ eintrafen, sei rund um die Kneipe bereits viel Polizei gewesen – allerdings nicht zur Verteidigung des einstigen Verteidigungsministers, sondern weil sie Krawalle von Linksautonomen befürchteten. Diese wollten in der Nähe den Jahrestag der Räumung eines vormals besetzen Hauses begehen. „Die waren also nicht wegen uns da, aber wir mussten trotzdem wahnsinnig aufpassen“, sagt der Aktivist.

Am Tresen hätten sie Strategien für den Zugriff entwickelt. Der „Torter“ sei ein Angehöriger von Anonymous gewesen, die im Internet abrufbaren Filmaufnahmen habe ein Mitstreiter der „Konditoren-Sektion“ gemacht. Er selbst habe die Flucht abgesichert, sagte der dapd-Informant. „Wir hatten ja eigentlich damit gerechnet, dass Guttenberg sich wehren würde. Immerhin war er ja mal Verteidigungsminister“. Wie auf dem Video zu sehen, nahm dieser die Attacke – nach einem Moment des Schreckens – aber mit Humor und schleckte sich die Finger ab.

Mit dem Angriff wollte die Konditoren-Sektion nach eigener Aussage gegen den angeblichen Versuch des CSU-Politikers protestieren, sich als EU-Beauftragter für Internetfreiheit politisch neu zu etablieren. Guttenberg habe in seiner Zeit als Minister die Vorratsdatenspeicherung gefordert, seine Frau Stephanie mit der Sendung 'Tatort Internet' irrationale Angst vor dem Netz geschürt. „Wenn er jetzt so tut, als würde er sich für Internetfreiheit einsetzen, ist das so, als würde Silvio Berlusconi Beauftragter für Frauenrechte“, sagte der anonyme Aktivist.

Weitere Angriffe auf den Franken seien geplant. Auf Vorrat habe die Gruppe bereits mehrere Torten gekauft, die besser geeignet seien. „Wenn man so ein Hobby entwickelt, muss man eben investieren.“