Berlin. Die US-Elite-Universität Stanford wirft der Verteidigungsministerin vor, sich ungerechtfertigt mit ihrem Namen geschmückt zu haben.

Die US-Elite-Universität Stanford wirft Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) laut Recherchen der „Welt am Sonntag“ einen Missbrauch des Hochschulnamens vor. Die Ministerin führe in ihrem Lebenslauf Stationen in Stanford auf, sei aber nach Auskunft einer Unisprecherin in keinem offiziellen Programm eingeschrieben gewesen, das mit einem Schein oder akademischen Abschluss abgeschlossen werde.

Ein Sprecher der Ministerin sagte der Zeitung, von der Leyen habe als Gast Seminare besucht und ehrenamtlich in der Krankenhausverwaltung gearbeitet. Außerdem habe sie gemeinsam mit einer eingeschriebenen Studentin eine Studie zu Behandlungen von Unfruchtbarkeit verfasst, deren Veröffentlichung von einem Fachjournal jedoch abgelehnt worden sei.

Im Lebenslauf auf der Homepage des Verteidigungsministeriums erwähnt von der Leyen einen „Aufenthalt in Stanford, Kalifornien/USA“ von 1992 bis 1996. Außerdem führt sie dort zusätzlich für 1993 „Auditing guest: Stanford University, Graduate School of Business“ und für 1995 „Marktanalyse, Stanford Health Services Hospital Administration“ an.

Doktorarbeit wird weiter untersucht

Die akademische Karriere der Ministerin wird derzeit auch in Deutschland unter die Lupe genommen. Die Medizinische Hochschule Hannover überprüft ihre Doktorarbeit von 1990 auf Regelverstöße. Wann dazu ein Ergebnis vorliegt, ist noch offen.

Die Dissertation enthalte „zahlreiche wörtliche und sinngemäße Textübernahmen, die nicht als solche kenntlich gemacht sind“, hieß es dazu auf der Internetplattform „VroniPlag Wiki“, wo Nutzer ihre Erkenntnisse zusammentragen. „Den Vorwurf des Plagiats kann ich zurückweisen“, hatte die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende dem Abendblatt vor zwei Wochen gesagt. Es sei zudem "nicht neu, dass Aktivisten im Internet versuchen, Zweifel an Dissertationen von Politikern zu streuen.“

Plagiatsvorwürfe haben schon mehrere Spitzenpolitiker in Bedrängnis gebracht – bis hin zum Rücktritt. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) musste 2011 sein Amt niederlegen, nachdem ihm die Universität Bayreuth den Doktortitel aberkannt hatte. 2013 trat Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) nach dem Entzug ihres Titels durch die Uni Düsseldorf zurück.