Hamburg/Berlin/Budapest. Die tschechische Fremdenpolizei hat Flüchtlinge mit Filzstiften durchnummeriert. Neues Schlepper-Drama in Wien. Der Live-Blog.

Die Flüchtlings-Debatte in Deutschland und Europa spitzt sich angesichts immer weiterer Ströme aus den Krisenherden dieser Welt weiter zu. Abendblatt.de hält Sie auf dem Laufenden.

Empörung über Nummerierung von Flüchtlingen in Tschechien

In sozialen Netzwerken macht sich Entrüstung breit, nachdem die tschechische Fremdenpolizei Flüchtlinge mit Filzstiften durchnummeriert hat. „Wie die Nazis in den Konzentrationslagern“, lautete am Mittwoch ein Kommentar im Kurznachrichtendienst Twitter. Ein von tschechischen Medien veröffentlichtes Foto zeigt, wie eine Polizistin Zahlen mit einem großen blauen Stift auf die Hände von Kindern schrieb. Die Aufnahme entstand den Angaben zufolge in der Nacht zum Dienstag am Grenzbahnhof Breclav im Südosten des Landes.

Die Polizei hatte mehr als 200 überwiegend syrische Flüchtlinge aufgegriffen, die in Budapest Züge in Richtung Deutschland gestürmt hatten. Eine Sprecherin der Fremdenpolizei begründete die Nummerierung mit der großen Zahl an Kindern unter den Flüchtlingen. Man sei bemüht gewesen, Eltern und ihre Kinder bei der Aufteilung auf Unterkünfte zusammenzuhalten.

Manche Internet-Nutzer verteidigten das Vorgehen der Behörden. Es gebe keine andere Möglichkeit, den Überblick zu behalten, schrieb einer von ihnen. Auch in anderen Ländern wie Griechenland und der Schweiz würden Flüchtlinge mit einer Registrierungsnummer versehen, meinte ein anderer.

Mehr als 100 Migranten in Lastwagen in Griechenland entdeckt

Die griechische Polizei hat 103 Migranten eng zusammengepfercht in einem Lastwagen auf einer Autobahn im Norden des Landes entdeckt. Die Menschen seien alle wohlauf, berichtete das Staatsfernsehen (ERT1) am Mittwoch. Schleuser hätten versucht, sie nach Westeuropa zu bringen. Die Migranten hatten zuvor den Grenzfluss Evros (türkisch: Meric) zwischen Griechenland und der Türkei überquert und sich dann mit den Schleppern getroffen. Die Polizei nahm vier Bulgaren und zwei Türken als mutmaßliche Schleuser fest. Die aus Syrien stammenden Migranten wurden registriert und freigelassen. Darunter seien auch 19 Kinder gewesen, hieß es.

Italien kontrolliert wegen Flüchtlingen Grenze am Brenner

Italien nimmt wegen der Flüchtlingsströme die Grenzkontrollen am Brenner wieder auf. Die Regierung in Rom habe sich auf Ersuchen Bayerns bereiterklärt, die Grenze zu Österreich wie beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau vorübergehend zu kontrollieren, teilte die Landesregierung von Südtirol am Mittwoch im Internet mit. Die Kontrollen würden gemäß den Bestimmungen des Schengener Abkommens vorgenommen, das in Kraft bleibe, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Rom.

Die Behörden auf der österreichischen Seite widersprachen dieser Darstellung. "Grundsätzlich ist es so, dass keine Grenzkontrollen durchgeführt werden", sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Tirol. Es gebe nur im Hinterland zum Beispiel in Zügen unregelmäßige Kontrollen.

Nach italienischen Angaben hatte die bayerische Sozialministerin Emilia Müller ihre Südtiroler Amtskollegin kontaktiert und um Unterstützung bei der Aufnahme der Flüchtlinge gebeten. Diese Bitte habe das Land an die Regierung in Rom weitergeleitet, die sich umgehend zur Wiederaufnahme der Grenzkontrollen bereiterklärt habe. Zudem habe Südtirol zugesagt, für einige Tage etwa 300 bis 400 Flüchtlinge in Turnhallen unterbringen, teilte die Landesregierung mit.

In Bayern sind aus Ungarn kommend allein seit Wochenbeginn Tausende Flüchtlinge vor allem aus Syrien und Afghanistan eingetroffen. In Italien haben Zehntausende Migranten vor allem aus Nordafrika Zuflucht gefunden, die über das Mittelmeer geflüchtet sind. Viele von ihnen wollen weiter nach Deutschland.

Weltmeister Deutschland setzt Zeichen für Flüchtlinge

Fußball-Weltmeister Deutschland hat in der aktuellen Diskussion um Flüchtlinge ein deutliches Zeichen gesetzt und sich für die Unterstützung der Hilfsbedürftigen stark gemacht. In einem auf den DFB-Kanälen veröffentlichen Video verurteilen Kapitän Bastian Schweinsteiger und Co. Gewalt und Fremdenhass. Außerdem präsentieren sich die Profis mit Plakaten, auf denen für Hilfsbereitschaft, Respekt, Integration, Weltoffenheit und Fairplay geworben wird.

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"Natürlich beschäftigen wir uns mit diesem Thema. Deshalb war es uns wichtig, ein Zeichen zu setzen", sagte Teammanager Oliver Bierhoff.

Thomas Müller betonte, dass man sich diesem Thema nicht verschließen dürfe und eine Lösung finden müsse, "die für alle gut ist. Erstmal ist es unsere Pflicht, Menschen zu helfen". Toni Kroos ergänzte: "Das ist unsere Pflicht, so etwas zu machen. Wir sind gegen Gewalt und Fremdenhass. Meine Einstellung ist, dass Deutschland als eines der reichsten Länder der Welt helfen muss."

Auch Ilkay Gündogan unterstützt diese Aktion nach den Vorfällen der vergangenen Tage aus ganzem Herzen. "Das ist unfassbar. Unfassbar traurig auch. Das geht an einem nicht spurlos vorbei. Wenn man sich das vorstellt: 70 Menschen, die in einem Lkw ersticken – das ist so brutal. Ich hoffe, dass die Leute, die dafür verantwortlich waren, gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden", sagte der Dortmunder im Interview mit der Mainpost und ergänzte: "Ich habe Vertrauen darin, dass die Politiker die richtigen Entscheidungen treffen werden, und ich hoffe einfach, dass jeder Mensch, egal welcher Herkunft, hier eine faire Chance bekommt."

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte bereits zuvor bekannt gegeben, dass er sich als Verband ebenfalls für die Integration von Flüchtlingen einsetzt und mit einer besonderen Aktion auf das Schicksal der Flüchtlinge aufmerksam macht. Eine DFB-Delegation mit Präsident Wolfgang Niersbach an der Spitze wird am 9. September (Mittwoch) eine Unterkunft der christlichen Flüchtlingshilfe im Frankfurter Vorort Egelsbach besuchen. Danach trifft die DFB-Betriebsmannschaft auf die "Refugees United", eine Flüchtlingsmannschaft der SG Egelsbach.

Der DFB will sich mit dem Besuch bei der SG stellvertretend bei den Vereinen in Deutschland bedanken, die Flüchtlingen Fußball-Angebote machen. Zudem soll die Aktion "1:0 für ein Willkommen" unterstützt werden.

Südtirol hilft bei Unterbringung - Kontrollen am Brenner

Die norditalienische Region Südtirol will Bayern in den kommenden Tagen bei der Unterbringung ankommender Flüchtlinge helfen und die Kontrollen an der Grenze zu Österreich wieder aufnehmen. Etwa 300 bis 400 Menschen sollten für einige Tage in Turnhallen in Südtirol unterkommen, teilte die Provinz Bozen am Mittwoch mit. Zudem sollen an der Grenze zu Österreich verschärft Grenzkontrollen durchgeführt werden. Das entschied Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher nach Rücksprache mit der italienischen Regierung in Rom.

Zuvor habe Bayerns Sozialministerin Emilia Müller um Hilfe gebeten, erklärte die Provinz. In Bayern waren seit Wochenbeginn Tausende Flüchtlinge angekommen, allein am Dienstag waren es etwa 2500. Auch über den Brenner versuchen täglich zahlreiche Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind, Deutschland zu erreichen.

Flüchtlingsstatus kein Grund zur Ablehnung als Untermieter

Mieter dürfen grundsätzlich Flüchtlinge zur Untermiete aufnehmen. Zwar muss sie der Vermieter wie üblich dem Untermietvertrag zustimmen. Die Tatsache, dass es sich um Flüchtlinge handelt, sollte diese Entscheidung aber nicht beeinflussen, erläutert Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg. Er betont: „Flüchtlinge sind Menschen und Untermieter wie jeder andere auch.“

Kaum noch Flüchtlinge aus Ungarn kommen in Bayern an

Nach der Wiederaufnahme der Polizeikontrollen am Budapester Ostbahnhof sind am Mittwochvormittag kaum noch Flüchtlinge aus Ungarn und Österreich in Bayern angekommen. Ein Sprecher der Bundespolizei am Münchner Hauptbahnhof sprach am Mittag von lediglich 50 Flüchtlingen, die bislang eingetroffen seien. In Rosenheim waren es am Vormittag ebenfalls nur 60 bis 70. Man rechne auch damit, dass es den ganzen Tag über ruhig bleibe, sagte der Sprecher.

Am Dienstag waren in der Landeshauptstadt noch 2400 Flüchtlinge per Zug angekommen, in Rosenheim 300. Grund dafür war, dass die ungarischen Behörden ihre Kontrollen am Budapester Bahnhof zeitweilig gestoppt hatten und Flüchtlinge ungehindert in Züge gen Westen steigen konnten. In München lösten die überfüllten Züge eine Welle der Hilfsbereitschaft aus: Hunderte Spender brachten am Dienstag Lebensmittel, Kleidung, Zahnbürsten, Windeln und andere Geschenke für die Asylbewerber zum Hauptbahnhof - so viel, dass die Polizei später darum bitten musste, vorläufig keine Spenden mehr abzugeben.

Die Flüchtlinge wurden am Dienstag in Bussen in ganz Bayern verteilt. Mehrere hundert wurden zudem per Zug nach Baden-Württemberg und Hessen weitergeschickt. Am Mittwoch kam auch Thüringen dem bayerischen Ruf nach Unterstützung nach: Per Bus würden Asylsuchende aus München abgeholt, teilte der dortige Migrationsminister Dieter Lauinger (Grüne) mit. Die Rede war von etwa 50 bis 60 Menschen.

Das bayerische Kabinett wollte am Mittwochnachmittag zu einer Sondersitzung zur aktuellen Flüchtlingskrise zusammenkommen. Die Sitzung war schon vergangene Woche angekündigt worden; sie hat aber angesichts der Züge aus Ungarn mit Tausenden Flüchtlingen an Brisanz gewonnen.

Marokkaner nach tödlichem Streit in Asylunterkunft in U-Haft

Nach dem tödlichen Streit in einem Asylheim in Delitzsch (Nordsachsen) sitzt ein 27 Jahre alter Nordafrikaner in Untersuchungshaft. Gegen den Mann sei Haftbefehl wegen des Verdachts des Totschlags erlassen worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig am Mittwoch. Der 27-Jährige habe ein Geständnis abgelegt. Er war in der Nacht zum Dienstag mit einem gleichaltrigen Mitbewohner ebenfalls aus Nordafrika in Streit geraten und habe schließlich mit einem Messer zugestochen. Der genaue Anlass für den Streit sei noch unklar. Beide Männer sollen zuvor größere Mengen Alkohol getrunken haben.

Bosbach: Müssen gewaltige Summen mobilisieren

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), sieht einen immensen Finanzbedarf zur Versorgung der wachsenden Zahl an Flüchtlingen in Deutschland. Die Menschen müssten vernünftig untergebracht und betreut werden, sagte Bosbach am Mittwoch vor einer Sondersitzung des Innenausschusses in Berlin. „Mit ein, zwei Milliarden ist es nicht getan. Da werden wir gewaltige Summen mobilisieren müssen.“ Deutschland sei durch die aktuelle Lage gefordert, nicht überfordert. Allerdings müsse man aufpassen, dass es nicht doch noch zu einer Überforderung komme. Deutschland könne nicht auf Dauer den Großteil an Flüchtlingen in Europa aufnehmen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nahm an der Ausschusssitzung teil, um über die aktuelle Lage zu informieren. Der Bund rechnet in diesem Jahr mit insgesamt rund 800 000 Asylbewerbern in Deutschland. Das wären viermal so viele wie im vergangenen Jahr. Flüchtlingsunterkünfte sind angesichts der Entwicklung überfüllt, Behörden überlastet. Auch die Zahl rechter Proteste und Übergriffe gegen Flüchtlingsunterkünfte ist sprunghaft gestiegen.

„Das ist Volksverhetzung, was auf den Straßen stattfindet“, sagte der Grünen-Politiker Volker Beck. Staat und Gesellschaft müssten sich dem entschieden entgegenstellen. Die Linke-Politikerin Petra Pau sprach von Rechtsterrorismus.

Über 100.000 Flüchtlinge erreichen im August Deutschland

Die Zahl der in Deutschland eintreffenden Flüchtlinge und Asylbewerber hat im August erstmals in einem Monat die Marke von 100.000 überschritten. Das Registrierungssystem Easy habe im vergangenen Monat bundesweit 104.460 Neuankömmlinge verzeichnet, sagte ein Sprecher der bayerischen Sozialministerin Emilia Müller (CSU) am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Seit Jahresbeginn bis Ende August seien 413.535 Flüchtlinge und Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Etwa jeder Dritte sei in Bayern erstmals registriert worden. Das bayerische Kabinett berät am Nachmittag über die hohe Flüchtlingszahl. Müller hatte am Dienstag andere Bundesländer um Hilfe gebeten.

Im Easy-System werden Flüchtlinge und Asylbewerber in der Regel bei ihrer Ankunft in Deutschland erfasst. Sie unterscheidet sich von der Zahl der Asylanträge, da bis zum Asylantrag wegen der hohen Zahl von Neuankömmlingen Tage oder Wochen verstreichen können. Bis Ende des Jahres erwartet die Bundesregierung 800.000 Flüchtlinge. Bis Ende Juli haben über 218.000 Menschen in Deutschland einen Asylantrag gestellt.

DFB-Boss Niersbach besucht Flüchtlingshilfe

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) setzt ein Zeichen bei der Integration von Flüchtlingen: Eine DFB-Delegation mit Präsident Wolfgang Niersbach an der Spitze wird am 9. September (Mittwoch) eine Unterkunft der christlichen Flüchtlingshilfe im Frankfurter Vorort Egelsbach besuchen. Danach trifft die DFB-Betriebsmannschaft auf die "Refugees United", eine Flüchtlingsmannschaft der SG Egelsbach.

Der DFB will sich mit dem Besuch bei der SG stellvertretend bei den Vereinen in Deutschland bedanken, die Flüchtlingen Fußball-Angebote machen. Zudem soll die Aktion "1:0 für ein Willkommen" unterstützt werden.

Bafin erleichtert Eröffnung von Flüchtlingskonten

Angesichts von immer mehr Flüchtlingen in Deutschland hat die Finanzaufsicht Bafin Hürden für die Eröffnung eines Bankkontos beseitigt. Die Behörde habe die Vorgaben für Dokumente gelockert, mit denen Flüchtlinge hierzulande ein Bankkonto eröffnen können, berichtet das „Handelsblatt“ (Mittwoch) unter Berufung auf ein Schreiben der Bafin an die Deutsche Kreditwirtschaft, die Dachorganisation der Bankenverbände.

Bisher scheitere der Schritt häufig daran, dass das Geldwäschegesetz von Banken verlange, ihre Kunden genau zu kennen. Flüchtlingen fehlten jedoch oft Dokumente, um sich zu identifizieren.

Nun erklärte die Bafin eine Reihe von Dokumenten deutscher Ausländerbehörden für akzeptabel, die nur noch Mindeststandards erfüllen müssten. Dazu gehörten nach dpa-Informationen nun auch Duldungspapiere beziehungsweise „vorläufige Aufenthaltsgestattungen“, die nicht als Ausweisersatz erteilt wurden.

Thüringen holt Flüchtlinge per Bus aus Bayern

Thüringen unterstützt Bayern bei der Unterbringung der mehr als 2000 Flüchtlinge, die jüngst mit dem Zug aus Ungarn gekommen sind. Per Bus würden Asylsuchende aus München abgeholt, teilte Thüringens Migrationsminister Dieter Lauinger (Grüne) am Mittwoch mit. Die Rede war von etwa 50 bis 60 Menschen. Sie sollten zunächst in die Erstaufnahme nach Eisenberg gebracht werden, um sie dort zu untersuchen. Es sei wichtig, in einer solchen Notsituation solidarisch mit anderen Bundesländern zu sein und nach Kräften zu helfen - auch wenn die Situation in den hiesigen Unterkünften ebenfalls angespannt sei, betonte Lauinger.

Mecklenburg-Vorpommern verschärft Abschieberegelungen

Mecklenburg-Vorpommern will bei der Abschiebung abgelehnter Aylbewerber wieder härter durchgreifen. So sollen künftig auch Abschiebungen bei Nacht und ohne vorherige Ankündigung möglich sein. Wie die „Schweriner Volkszeitung“ (Mittwoch) berichtet, hob Innenminister Lorenz Caffier (CDU) dafür einen seit über 20 Jahren geltenden Erlass auf. Der sogenannte „Nachtabschiebeerlass“ von 1994 besagte, dass Abschiebungen nur in Ausnahmefällen zwischen 21.00 und 6.00 Uhr erfolgen und dann den Betroffenen auch vorher anzukündigen sind. Das soll nun nicht mehr der Fall sein. 40 bis 45 Prozent der Flüchtlinge im Land hätten kein Anrecht auf Asyl. „Bei entschiedenen Verfahren müssen diese Menschen auch zurückgeführt werden“, sagte Caffier. Viele würden aber vorher untertauchen.

Flüchtlinge in Budapest skandieren "Freiheit, Freiheit!"

Vor dem Ostbahnhof im ungarischen Budapest haben am Mittwoch erneut Hunderte Flüchtlinge für ihre Weiterreise nach Deutschland demonstriert. Rund 2000 Migranten skandierten Rufe wie "Freiheit, Freiheit!" und verlangten, in die Züge Richtung Deutschland gelassen zu werden. Unter den Wartenden waren zahlreiche Familien mit Kindern. Die Behörden verwehren den Flüchtlingen den Zutritt zum Bahnhof.

Am Montag hatten die ungarischen Behörden dem Druck nachgegeben und mehrere tausend Menschen in die Züge in Richtung Österreich und Deutschland gelassen. Am Dienstag hatte die Polizei dann den völlig überfüllten Bahnhof wieder für Flüchtlinge gesperrt. Ein Regierungssprecher antworte auf die Frage, ob die Menschen doch noch weiterreisen dürften, ohne gültige Dokumente sei das nicht möglich. Die ungarische Regierung halte die Regeln der EU ein. "Ein Zugfahrschein bricht nicht das EU-Recht", sagte er.

Litauens Außenminister: Flüchtlingszusage „keine heilige Zahl“

Der litauische Außenminister Linas Linkevicius hat Vorwürfe über eine mangelnde Solidarität des baltischen Landes bei der Aufnahme von Flüchtlingen zurückgewiesen. Das sei kontraproduktiv, sagte er am Mittwoch im litauischen Rundfunk. Die Zahl von 325 Flüchtlingen aus Afrika und dem Nahen Osten, deren Aufnahme Litauen zugesagt hat, sei „nicht irgendeine heilige Zahl, die unveränderlich ist“, betonte er nach Angaben der Agentur BNS.

In den vergangenen Tagen verstärkte sich Kritik an der Haltung der ostmitteleuropäischen und baltischen Staaten, die verbindliche Länderquoten bei der Aufnahme von Flüchtlingen ablehnen und bei ihren Zusagen deutlich unter den Vorschlägen der EU-Kommission blieben.

Bundespolizei Frankfurt registriert Flüchtlings-Rekord

Rund 140 Flüchtlinge hat die Bundespolizei am Frankfurter Hauptbahnhof am Dienstag registriert und versorgt. Das waren so viele wie noch nie an einem Tag, wie die Sprecherin der Bundespolizei, Simone Ries, am Mittwoch sagte. Die meisten Menschen stammten aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Albaner seien nicht darunter gewesen. Rund 100 der Menschen waren am Dienstagfrüh mit dem Zug aus Wien gekommen.

Die Bundespolizei habe die ganze Nacht über Flüchtlinge registriert und mit Essen und Trinken versorgt, sagte Ries. Am Mittwoch waren mit dem Zug aus Wien keine Flüchtlinge mehr gekommen. Dennoch hätten am frühen Morgen bereits erneut zehn Menschen auf der Flucht bei der Bundespolizei angeklopft.

Die Zahl der Flüchtlinge, die am Frankfurter Hauptbahnhof ankommen, steigt seit Wochen und hat im August den Spitzenwert vom Juli (638) noch deutlich übertroffen. In den ersten sieben Monaten hatte die Bundespolizei 2323 Asylsuchende im Hauptbahnhof gezählt, 150 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2014.

Flüchtlings-Angreifer stand unter Drogen

Bei der Pfefferspray-Attacke in einer Flüchtlingsunterkunft in Halbe (Dahme-Spreewald) stand der mutmaßliche Angreifer unter Drogen. Der 28-jährige Bauarbeiter aus Sachsen habe Amphetamine und Methamphetamin genommen, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Der Mann war mit Arbeiten auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne im Ortsteil Massow beschäftigt, die als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird. Dort wohnte er mit anderen Flüchtlingen in einem ehemaligen Hotel. Am Dienstagabend sei er über die Gänge gelaufen und habe mit Pfefferspray gesprüht.

Nach Angaben der Polizei mussten 35 Asylbewerber wegen Augenreizungen und Atembeschwerden behandelt werden. Insgesamt waren 102 Rettungskräfte im Einsatz, darunter 5 Notärzte. 14 Verletzte wurden vorsorglich in umliegende Krankenhäuser gebracht, darunter 5 Kinder.

Der Mann wurde vorläufig festgenommen und sollte im Laufe des Tages vernommen werden. In die Ermittlungen wurde auch der Staatsschutz eingeschaltet.

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Für Afghanen in Schlepper-Lkw herrschte akute Lebensgefahr

Neue Details zur verhinderten nächsten Flüchtlingstragödie in Österreich (siehe vorletzter Eintrag): In dem zugeschweißten Transporter habe für die 24 jungen Afghanen „akute Lebensgefahr“ geherrscht, sagt Polizeisprecher Thomas Keiblinger.

Den Fahndern war der Transporter in der Nacht zum Dienstag in der Nähe von Wien aufgefallen. Als die Beamten den Wagen stoppten, ergriff der 30-jährige Fahrer trotz eines Warnschusses die Flucht. Er wurde später in einem Versteck von einem Polizeihund gestellt und festgenommen. Die Schlepper hatten Türen und Fenster des Lkw zugeschweißt und teils zusätzlich mit einem Schloss von außen versperrt. Die Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren hatten auf der nur etwa sechs Quadratmeter großen Ladefläche regelrecht aufeinander gesessen.

Die Flüchtlinge hatten das Glück, dass die Beamten das Fahrzeug offenbar schon bald nach der Abfahrt entdeckt hatten. Der Gesundheitszustand der jungen Männer sei gut, berichtete die Polizei. Keiner von ihnen habe in Österreich einen Asylantrag gestellt, vielmehr wollten die Flüchtlinge nach Deutschland weiterreisen, hieß es. Die österreichische Polizei hat seit der Tragödie der Vorwoche die Kontrollen in der Grenzregion zu Ungarn erheblich verstärkt. Immer wieder werden Schlepper aufgegriffen und festgenommen.

Im Fall der in der letzten Woche entdeckten 71 Toten will die Polizei unterdessen an diesem Freitag erste Ermittlungsergebnisse präsentieren. Etwa 40 Leichen seien bisher obduziert. Alles spreche für einen Tod durch Ersticken. Einige Flüchtlinge hatten Ausweispapiere aus Syrien dabei. Ob es sich um echte Dokumente handelt, ist laut Behörden aber noch unklar.

Flüchtlinge vor Insel Kos ertrunken

Mindestens elf Flüchtlinge sind auf der Überfahrt von der türkischen Küste zur griechischen Insel Kos ertrunken. Die vermutlich aus Syrien stammenden Menschen seien in zwei Booten unterwegs gewesen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Dogan am Mittwoch. Demnach starben bei dem Untergang eines Bootes sieben der 16 Migranten an Bord. Vier konnten von der Küstenwache gerettet werden und fünf würden noch vermisst. Beim Untergang eines zweiten Bootes mit sechs Menschen an Bord starben eine Frau und drei Kinder. Zwei weitere Flüchtlinge schafften mit Hilfe von Schwimmwesten den Weg zurück zur türkischen Küste.

Zehntausende Syrier sind vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land in die benachbarte Türkei geflohen. Viele haben im Sommer versucht, über das Mittelmeer in oft seeuntüchtigen Booten Griechenland zu erreichen und damit in die EU zu gelangen. Hilfsorganisationen schätzen, dass allein im August pro Tag rund 2000 Menschen versucht haben, die vergleichsweise kurze Meerpassage zwischen türkischem Festland und griechischen Inseln zu überwinden. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR geht davon aus, dass in diesem Jahr über 2500 Menschen bei dem Versuch ertrunken sind, das Mittelmeer zu überqueren.

Neues Schlepperdrama in Österreich

Die Polizei in der österreichischen Hauptstadt Wien hat einen mit Flüchtlingen beladenen Klein-Lkw gestoppt, bei dem die Türen und Fenster zugeschweißt beziehungsweise zugesperrt waren. Die 24 jungen Afghanen seien wohlauf, teilte die Polizei nach einer Meldung der österreichischen Nachrichtenagentur APA am Dienstagabend mit. Das Fahrzeug kam demnach vermutlich aus Ungarn, als es den Beamten in der Nacht auffiel. Vor gut einer Woche waren in einem Kühllastwagen in Österreich 71 erstickte Flüchtlinge entdeckt worden.

Der APA-Meldung zufolge flüchtete der Fahrer des nun gestoppten Lastwagens zunächst, konnte aber gestellt werden. Die seitliche Schiebetür des Fahrzeuges war von innen verschweißt worden. Auf der Außenseite der Hecktür war ein Riegelschloss angebracht. Sämtliche Fenster waren von innen vergittert. Frischluft konnte nicht ins Innere gelangen. Die Afghanen im Laderaum hätten nicht die Möglichkeit gehabt, sich selbst zu befreien.

Ein Polizeisprecher sagte, die Ladefläche sei sehr klein gewesen - 3,35 Meter lang, 1,75 Meter breit und 1,80 Meter hoch. Es habe akute Lebensgefahr bestanden. Da der Gesundheitszustand der jungen Menschen gut gewesen sei, dürfte die Schlepperfahrt noch nicht langegedauert haben.

Wieder Tausende Migranten in Piräus angekommen

Rund 2500 Migranten sind am frühen Mittwochmorgen an Bord der griechischen Fähre „Eleftherios Venizelos“ in der Hafenstadt Piräus angekommen. Bereits am späten Dienstagabend hatte die Fähre „Tera Jet“ mehr als 1700 Migranten nach Piräus gebracht, wie die Küstenwache am Mittwoch mitteilte. Die Schiffe hatten die Migranten aus der völlig überfüllten Insel Lesbos abgeholt.

Die Flüchtlinge ziehen in der Regel von Piräus ins nahe Athen und von dort weiter zur griechisch-mazedonischen Grenze, um in Mazedonien in einen der Züge zu kommen, die nach Serbien fahren.

Beide Fähren sollten am Nachmittag erneut auslaufen, um weitere Migranten zum Festland zu bringen. In der kommenden Woche soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine dritte Fähre eingesetzt werden.

Auf Inseln der Ostägäis herrschen teils chaotische Zustände. Hunderte Migranten schlafen im Freien und werden nicht richtig versorgt, weil die Behörden kein Geld haben. Betroffen sind vor allem die Inseln Leros, Kos, Lesbos, Kalymnos, Samos und Agathonisi.

"The Guardian" lobt Merkels Führungsrolle

In den europäischen Medien ist die Flüchtlingskrise das beherrschende Thema. Während der britische "Guardian" Kanzlerin Angela Merkels Führungsrolle bei der europäischen Debatte lobt, findet die linksliberale ungarische Tageszeitung „Nepszabadsag“ kritische Worte für die eigene Regierung. Der Wiener "Standard" erinnert auch an Flüchtlingszüge aus Ostdeutschland. Ein Überblick über die Pressestimmen am Mittwoch:

Pressestimmen von Mittwoch

"The Guardian" (England)

„Visionäre Sprache hört man von Befürwortern Europas derzeit selten; Versuche, die EU als Unterfangen auf moralischer Grundlage zu beschreiben, ziehen leicht Spott und Hohn auf sich. Die tapfere Haltung, die Angela Merkel - eine Frau, über die man sich nicht leicht lustig macht - in der Flüchtlings- und Migrationskrise eingenommen hat, verdient deshalb genaue Aufmerksamkeit. Die deutsche Kanzlerin hat die Führung für ein Problem übernommen, das zu lange nur zu Gezänk zwischen den Mitgliedsstaaten geführt hat und Kanonenfutter wurde für Populisten, die ihre Länder von der Außenwelt abschirmen wollen.“

„Nepszabadsag“ (Ungarn)

„Ungarns Regierung stellt sich als Verteidigerin Europas dar und will nicht einsehen, dass die technische Grenzsperre (der Grenzzaun) bisher ein völliges Fiasko war. Während alle auf eine gemeinsame Lösung dringen, schieben das Trio Berlin-Paris-Wien und Budapest sich gegenseitig die Verantwortung zu. Alle können etwas dafür, aber die ständigen Beleidigungen ... führen nicht weiter. Im Sommer und Herbst 1989 hat Ungarn im Umgang mit den ostdeutschen Flüchtlingen ein riesiges Vertrauenskapital gesammelt. Auch 2015 wäre ein solches Renommee nötig. Es täte gut. Uns allen.“

„Der Standard“ (Österreich)

„Der Schock durch die 71 toten Flüchtlinge im eigenen Land hat etwas bewirkt. Etwa, dass mehr als zwanzigtausend Menschen auf die Straße gehen, um Flüchtlingen zu zeigen: Ihr seid willkommen. Das ist ein starkes Signal. Genauso wie jene Österreicher, die spontan helfen, die in Wien am Bahnhof gestrandeten Flüchtlinge zu versorgen... Die Szenen erinnerten an den Herbst 1989, als Züge voller Menschen aus Osteuropa durch Österreich nach (West-)Deutschland fuhren. Im Hintergrund dürfte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die Fäden gezogen haben, um die Ausreise dieser Menschen zu ermöglichen. Ihre Erfahrungen in der DDR und rund um den Mauerfall haben dabei sicher eine Rolle gespielt. Dieser Tag und diese Reaktionen sind ein Grund zur Freude und ein Grund, wieder positiver in die Zukunft zu blicken. Österreich ist, um einen Begriff des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck abzuwandeln, ein bisschen heller geworden.“

„Tagesanzeiger“ (Schweiz)

„Klar ist, dass angesichts von Krieg und Misere in der nächsten Nachbarschaft das Problem nicht rasch wieder verschwinden wird. Ein erster Schritt wäre schon einmal, den Zustrom auch als Chance für den alternden Kontinent zu sehen. Die gute Nachricht ist, dass das oft verzagte Europa offenbar noch immer Zufluchts- und Sehnsuchtsort ist. Der zweite Schritt wäre, zu sagen, dass es keine Zauberlösung gibt. Abschottung oder etwa die Rückkehr zu Kontrollen an den Binnengrenzen im Schengen-Land befeuern nur das Geschäft der Schlepper. Andere Maßnahmen können immer nur Teil einer Lösung sein. So etwa der Vorschlag aus Brüssel eines Verteilschlüssels für Asylbewerber. Der Verteilschlüssel wird alleine zwar nicht viel daran ändern, dass Deutschland für Flüchtlinge attraktiver bleiben wird als etwa der Osten Ungarns. Der Akt der Solidarität zwischen den EU-Staaten ist aber nur schon aus politischen und symbolischen Gründen wichtig.“

„Le Monde“ (Frankreich)

„Grenzstaaten der EU wie Griechenland, Italien, Ungarn, die alle überlaufen sind, brauchen weniger moralische Lektionen, sondern vielmehr konsequente Unterstützung bei der Errichtung von Aufnahmezentren, wo eine Vorauswahl zwischen Anwärtern mit Flüchtlingsstatus und Wirtschaftsflüchtlingen ... vorgenommen werden kann. Letztlich heißt das, Europa wird sich bei Herkunftsstaaten im Großraum Mittlerer Osten und in Afrika auf eine gemeinsame Migrationspolitik einigen müssen. Das würde bedeuten, sich über eine Liste der sogenannten sicheren Staaten zu verständigen, deren Staatsangehörige kein Anrecht auf den Status als politische Flüchtlinge haben, die Asylgesetzgebung zu vereinheitlichen und einen gemeinsam beschlossenen Verteilungsschlüssel zu akzeptieren.“

„de Volkskrant“ (Niederlande)

„Der Euro steht als Symbol für wirtschaftliche Kraft und Stabilität und Deutschland wird als größte europäische Volkswirtschaft selbstverständlich damit assoziiert. Dieses Bild wird bei Migranten noch durch die Rolle verstärkt, die (Bundeskanzlerin) Angela Merkel in der griechischen Schuldenkrise gespielt hat. In Deutschland gibt es Arbeit und das macht das Land vor allem für Syrer, die oft gut ausgebildet sind, zu einem attraktiven Ziel. Viele syrische Flüchtlinge haben lange gewartet, ehe sie die Überfahrt wagten, denn sie hofften immer noch, dass Ruhe und Frieden in ihr Land zurückkehren würden. Die rund vier Millionen Syrer, die ihr Land verlassen haben, leben nun schon seit Jahren in Flüchtlingsunterkünften (in benachbarten Ländern). ... Die Hoffnung auf eine sichere Rückkehr ist mittlerweile verflogen und die Menschen wollen eine Zukunft für sich und ihre Kinder.“

„Pravo“ (Tschechien)

„Den Drohungen Frankreichs an die Adresse der mitteleuropäischen Staaten haben sich Österreich und nun auch Deutschland angeschlossen: Wenn verpflichtende Quoten nicht akzeptiert werden, könnten die Grenzen wieder geschlossen werden! Der Druck auf Länder wie Tschechien nimmt an Intensität zu. Es ist denkbar, dass die starken westlichen Staaten das östliche Europa auf diese Weise tatsächlich zur Annahme von Quoten nötigen werden. Doch mit einer solchen Vorgehensweise erweisen sie den europäischen Werten und dem europäischem Gedanken einen Bärendienst. Tragisch daran ist, dass das ganze westliche Geschreie um Quoten den Flüchtlingen nicht hilft. Quoten ermöglichen es nur ihren Befürwortern, Aktivität vorzutäuschen.“

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Nahles plädiert für dauerhaftes Bleiberecht

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles plädiert nachdrücklich für ein dauerhaftes Bleiberecht für Flüchtlinge aus dem Ausland, die in Deutschland eine Ausbildung absolviert haben. "Wer hier wirklich eine erfolgreiche Ausbildung durchlaufen hat, der ist perfekt integriert, spricht die deutsche Sprache, hat hier eine Perspektive und sollte dann auch auf Dauer bleiben können", sagte sie am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. Allerdings gebe es dagegen noch Widerstände, insbesondere aus den Ländern. Sie halte diesen Weg für den "besten Weg reinzukommen in unser Land". Nahles nannte als Ziel, Zuwanderer möglichst schnell aus der Grundsicherung heraus und in die Arbeit zu bringen.

Die Ministerin äußerte sich zuversichtlich, dass sie die von ihr auf bis zu 3,3 Milliarden Euro veranschlagten Gelder für Hilfen zum Lebensunterhalt und Sprachkurse für Flüchtlinge und Asylbewerber von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erhalten wird. Schäuble habe ihr schon klar Verständnis für diese Forderung bekundet. "Ich glaube, wir einigen uns", fügte sie hinzu.

Nahles vertrat die Grundsatzposition: "Wir haben die Möglichkeit, die Menschen hier aufzunehmen und zu integrieren." Das sei nicht nur eine Geldfrage. "Wir kriegen das schon hin", sagte sie. Allerdings sei es nötig, die Zuwanderer aus den Westbalkan-Ländern über andere Zugangswege zu leiten als über ein Asylverfahren.

Asamoah und Schalke drehen Anti-Fremdenhass-Video

"Steht auf, wenn ihr Menschen seid": Der FC Schalke 04 schaltet sich mit einer eigenen Videobotschaft in die aktuelle Flüchtlingsdebatte ein. In dem aufwendig produzierten Clip, in dem die komplette Bundesligamannschaft samt Trainerstab zu sehen ist, fungiert Gerald Asamoah als Wortführer. "Wir greifen Leute an, die nichts haben, die Hilfe suchen", klagt der ehemalige Profi des FC St. Pauli angesichts der jüngsten Übergriffe auf Flüchtlinge in Deutschland. Jeder Mensch solle sich über die rassistischen Auswüchse einmal Gedanken machen, appelliert der 43-fache deutsche Nationalspieler mit ghanaischen Wurzeln.

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Österreich erwartet weitere Flüchtlingszüge

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) erwarten weitere Sonderzüge mit Flüchtlingen. "Wir stellen uns zumindest darauf ein", sagte ÖBB-Chef Christian Kern der "Wiener Zeitung". "Derzeit ist es wieder ruhiger, aber es kann sich jederzeit wieder ändern." Am Westbahnhof in Wien, wo die Züge Richtung Deutschland starten, habe das Unternehmen Betten bereitgestellt, denn die meisten Flüchtlinge wollten die Bahnhöfe in Österreich nicht verlassen und möglichst schnell weiterreisen. Auch in Salzburg liefen die Vorbereitungen für die Ankunft weiterer Menschen. "Denn die Deutsche Bahn setzt keine Sonderzüge ein, so dass auch in Salzburg viele Flüchtlinge auf die Weiterreise warten müssen", sagte Kern dem Blatt.

Die Zusammenarbeit mit Ungarn laufe gut. "Die Ungarn setzen auch Sonderzüge ein, wir stehen mit den Kollegen dort in gutem Kontakt", sagte Kern. Ein Großteil der Asyl-Suchenden in den Züge habe Fahrkarten. "Sie wollen nicht riskieren, den Zug verlassen zu müssen. Die Flüchtlinge versuchen im Zug nicht aufzufallen und verhalten sich sehr korrekt", sagte der Bahn-Chef. In den vergangenen Tagen waren Tausende von ihnen mit dem Zug aus Ungarn über Österreich nach Deutschland unterwegs.

Humboldt-Uni prüft Gebührenerlass für Flüchtlinge

Die Humboldt-Universität (HU) in Berlin prüft einen Gebührenerlass für Flüchtlinge, die sich als Gasthörer einschreiben wollen. Zwar müsse eine Gasthörergebühr festgesetzt werden, sagte der Präsident der Hochschule, Jan-Hendrik Olbertz, am Mittwoch im Inforadio des RBB. Doch werde in jedem Einzelfall geprüft, ob die Zahlung auch erlassen werden könnte. Von Donnerstag gibt es eine Sprechstunde für Flüchtlinge, um die Voraussetzungen für eine Teilnahme zu klären. Dabei werde erörtert, welche Vorlesungen an welchen Fakultäten ihnen angeboten werden könnten. Anschließend werde versucht, die Gasthörer unterzubringen, sagte Olbertz.

Dramatische Szenen in Zügen durch Ärmelkanaltunnel

Hunderte Eurostar-Passagiere haben in der Nacht zu Mittwoch stundenlang festgesessen, weil Flüchtlinge auf die Schnellzüge klettern und so durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal nach Großbritannien gelangen wollten. Insgesamt seien fünf Züge betroffen gewesen, teilte der Zugbetreiber Eurostar per Twitter mit. Drei der Züge seien am frühen Mittwochmorgen nach London weitergefahren, die beiden anderen seien zu ihrem jeweiligen Startbahnhof in Paris und London zurückgekehrt. Die französische Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf nicht näher benannte Kreise sogar sechs betroffene Eurostar-Züge,

Am späten Dienstagabend hatte Eurostar mitgeteilt, dass die Züge angehalten worden seien. Die Behörden seien "mit Eindringlingen zugange", die auf den Gleisen am Bahnhof im französischen Calais gesichtet worden seien. Die Züge müssten warten, bis die Menschen von den Gleisen entfernt worden seien, teilte Eurostar mit. Medienberichten zufolge waren es Flüchtlinge, die - wie Tausende vor ihnen - versuchten, durch den Tunnel nach Großbritannien zu gelangen.

Leitartikel: Konkreter, Frau Merkel!

In einem der Züge nach London, der nur gut eineinhalb Kilometer vor der Tunneleinfahrt bei Calais halten musste, wurden die Fahrgäste aufgefordert, sehr leise zu sein. Sie sollten auf Geräusche von Menschen achten, die versuchten, auf das Dach des Zuges zu klettern. Ein Hubschrauber überflog den Zug und suchte ihn mit einem Scheinwerfer ab. Sicherheitsleute überprüften die Gleise. Entdeckt haben sie offenbar niemanden.

Die Passagiere saßen fast vier Stunden in dem Zug fest - im Dunkeln und in immer größerer Hitze. Der Strom war abgeschaltet. Dann beorderte Eurostar den Zug nach Calais zurück. Wer versuchte, den Bahnhof zu verlassen und die Reise nach Großbritannien per Fähre fortzusetzen, wurde von der französischen Polizei daran gehindert: Die Zoll- und Einreisebestimmungen erforderten es, dass die Passagiere nach Paris zurückführen. Dann allerdings teilte Eurostar mit, dieser Zug könne nicht genutzt werden, um die Fahrgäste nach Paris zu bringen, man suche nach Alternativen. Ein Passagier empörte sich: "Wir wurden irgendwo in der Kälte auf einem Bahnsteig zurückgelassen - ohne jede Information. Um vier Uhr früh, mitten im Nirgendwo!"

Hamburger Bürgerschaft debattiert über Flüchtlinge

Die erste Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft nach der Sommerpause steht ganz im Zeichen der in die Hansestadt gekommenen Flüchtlinge. Gleich vier der sechs Debatten drehen sich am Mittwoch um den Zustrom der Frauen, Männer und Kinder aus den Krisengebieten der Welt. Nur die rechtskonservative AfD fordert in einem Antrag eine Abschottung Deutschlands durch Grenzkontrollen. Alle anderen Anträge von SPD, Grünen, Linken und FDP befassen sich mit der Frage, wie den Schutzsuchenden in Hamburg besser geholfen werden kann.

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In München keine Neuankömmlinge über Nacht

Am Münchner Hauptbahnhof sind in der Nacht auf Mittwoch keine weiteren Flüchtlinge angekommen. Der letzte Zug sei gegen 1 Uhr eingetroffen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Unter den Passagieren seien keine Flüchtlinge gewesen. Ab dem frühen Morgen sollten wieder Züge aus Ungarn anrollen. Ob Flüchtlinge an Bord waren, war zunächst unklar. „Da können wir keine Prognose abgeben“, sagte der Polizeisprecher.

Bis zum frühen Abend waren am Dienstag etwa 2100 Flüchtlinge angekommen. Sie wurden registriert und mit Bussen in Erstaufnahmeeinrichtungen gebracht. Die Züge aus Ungarn lösten in der bayerischen Landeshauptstadt eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Hunderte Spender brachten Lebensmittel, Kleidung, Zahnbürsten, Windeln und andere Geschenke für die Asylbewerber zum Hauptbahnhof.

Entsetzen nach dem Brandanschlag

Der tatverdächtige 24-jährige Feuerwehrmann hatte sogar in der Nacht zum Freitag beim Löschen des Brandes in der Flüchtlingsunterkunft geholfen
Der tatverdächtige 24-jährige Feuerwehrmann hatte sogar in der Nacht zum Freitag beim Löschen des Brandes in der Flüchtlingsunterkunft geholfen © dpa | Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont
„Refugees welcome“ - Teilnehmer der Demonstration „Gute Nachbarschaft“gehen in Salzhemmendorf zu einer Asylbewerber-Unterkunft, auf die in der Nacht ein Brandanschlag verübt wurde
„Refugees welcome“ - Teilnehmer der Demonstration „Gute Nachbarschaft“gehen in Salzhemmendorf zu einer Asylbewerber-Unterkunft, auf die in der Nacht ein Brandanschlag verübt wurde © dpa | Nigel Treblin
Die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf spricht im Rahmen der Demonstration „Gute Nachbarschaft in Salzhemmendorf
Die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf spricht im Rahmen der Demonstration „Gute Nachbarschaft in Salzhemmendorf © dpa | Nigel Treblin
Polizisten stehen während der Demonstration „Gute Nachbarschaft“ vor einer Asylbewerber-Unterkunft, auf die in der Nacht ein Brandanschlag verübt wurde
Polizisten stehen während der Demonstration „Gute Nachbarschaft“ vor einer Asylbewerber-Unterkunft, auf die in der Nacht ein Brandanschlag verübt wurde © dpa | Nigel Treblin
Teilnehmer der Demonstration „Gute Nachbarschaft“
Teilnehmer der Demonstration „Gute Nachbarschaft“ © dpa | Nigel Treblin
Teilnehmer der Demonstration „Gute Nachbarschaft“ stehen am 28.08.2015 in Salzhemmendorf vor einer Asylbewerber-Unterkunft
Teilnehmer der Demonstration „Gute Nachbarschaft“ stehen am 28.08.2015 in Salzhemmendorf vor einer Asylbewerber-Unterkunft © dpa | Nigel Treblin
„Nazis stoppen“ - Teilnehmer der Demonstration „Gute Nachbarschaft“ tragen Schilder
„Nazis stoppen“ - Teilnehmer der Demonstration „Gute Nachbarschaft“ tragen Schilder © dpa | Nigel Treblin
Teilnehmer der Demonstration
Teilnehmer der Demonstration "Gute Nachbarschaft" gehen am 28.08.2015 in Salzhemmendorf (Niedersachsen) zu einer Asylbewerber-Unterkunft, auf die in der Nacht ein Brandanschlag verübt wurde. Foto: Nigel Treblin/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © dpa | Nigel Treblin
„Flüchtlinge willkommen in Hameln-Pryrmont“ steht auf einem Schild, das eine Demo-Teilnehmerin trägt
„Flüchtlinge willkommen in Hameln-Pryrmont“ steht auf einem Schild, das eine Demo-Teilnehmerin trägt © dpa | Nigel Treblin
Die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf (M) nimmt an der Demo „Gute Nachbarschaft“ in Salzhemmendorf nach dem Anschlag teil
Die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf (M) nimmt an der Demo „Gute Nachbarschaft“ in Salzhemmendorf nach dem Anschlag teil © dpa | Nigel Treblin
Hunderte strömten durch Salzhemmendorf
Hunderte strömten durch Salzhemmendorf © dpa | Nigel Treblin
Drei Personen sollen den Brandanschlag auf eine Wohnung von Asylbewerbern verübt haben. Ein Molotowcocktail durch ein Fenster in eine Wohnung
Drei Personen sollen den Brandanschlag auf eine Wohnung von Asylbewerbern verübt haben. Ein Molotowcocktail durch ein Fenster in eine Wohnung © dpa | Julian Stratenschulte
Als Zeichen der Solidarität übergibt Anwohner Florian Marhenke (M) Kuchen und einen Tretroller an den achtjährigen Fahan aus dem Irak vor einer Unterkunft für Asylbewerber in Salzhemmendorf im Landkreis Hameln-Pyrmont (Niedersachsen) während ein Polizeibeamter neben ihnen steht
Als Zeichen der Solidarität übergibt Anwohner Florian Marhenke (M) Kuchen und einen Tretroller an den achtjährigen Fahan aus dem Irak vor einer Unterkunft für Asylbewerber in Salzhemmendorf im Landkreis Hameln-Pyrmont (Niedersachsen) während ein Polizeibeamter neben ihnen steht © dpa | Julian Stratenschulte
Ein Bewohner, der von der Elfenbeinküste stammt, stehtvor der Unterkunft für Asylbewerber in Salzhemmendorf im Landkreis Hameln-Pyrmont
Ein Bewohner, der von der Elfenbeinküste stammt, stehtvor der Unterkunft für Asylbewerber in Salzhemmendorf im Landkreis Hameln-Pyrmont © dpa | Julian Stratenschulte
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) besuchte am vergangenen Freitag die die Menschen, die in der Unterkunft wohnen
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) besuchte am vergangenen Freitag die die Menschen, die in der Unterkunft wohnen © dpa | Julian Stratenschulte
Landrat Tjark Bartels (SPD, l) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in Salzhemmendorf i
Landrat Tjark Bartels (SPD, l) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in Salzhemmendorf i © dpa | Julian Stratenschulte
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wird vor einer Unterkunft für Asylbewerber in Salzhemmendorf von den Medien interviewt
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wird vor einer Unterkunft für Asylbewerber in Salzhemmendorf von den Medien interviewt © dpa | Julian Stratenschulte
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) steht vir der Unterkunft für AsylbewerberJournalisten Rede und Antwort
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) steht vir der Unterkunft für AsylbewerberJournalisten Rede und Antwort © dpa | Julian Stratenschulte
Feuerwehrleute stehen in der Nacht zu Freitag vor der Unterkunft in Salzhemmendorf im Landkreis Hameln-Pyrmont
Feuerwehrleute stehen in der Nacht zu Freitag vor der Unterkunft in Salzhemmendorf im Landkreis Hameln-Pyrmont © dpa | Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont
Einer der drei Verdächtigen, die den Brandsatz in die Wohnung geworfen haben sollen, soll ein Feuerwehrmann sein
Einer der drei Verdächtigen, die den Brandsatz in die Wohnung geworfen haben sollen, soll ein Feuerwehrmann sein © dpa | Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont
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