Die Mehrheit der Bürger will bis 65 arbeiten. Die SPD findet einen Kompromiss bei der Rente mit 67. Sie soll später eingeführt werden.

Hamburg/Berlin. Die Deutschen wollen die Rente mit 67 nicht. Und jetzt scheint auch SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier mit Parteichef Sigmar Gabriel und dem Experten Olaf Scholz (Ex-Arbeitsminister) auf eine gemeinsame Linie gegen die Verlängerung der Arbeitszeit einzuschwenken. Nach einer Umfrage für den „Stern“ befürworten nur sieben Prozent der Bürger die Rente mit 67. 38 Prozent sprachen sich für die geltende Regelaltersgrenze von 65 Jahren aus. 21 Prozent bezeichneten 62 Jahre als ideal. 24 Prozent würden die Rente mit 60 bevorzugen.

Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung will die SPD bei der schrittweisen Einführung der Rente mit 67 bis zum Jahr 2029 bleiben. Allerdings solle die Verlängerung der Arbeitszeit frühestens 2015 beginnen und nicht wie beschlossen schon 2012, berichtet die Zeitung. Am Sonntag wollten Gabriel und Steinmeier der engsten Parteiführung den gemeinsamen Vorschlag vorlegen, der dann beim Parteitag im September beschlossen werden solle.

Die SPD hat Berichte über die Einigung bei der Rente mit 67 strikt dementiert. Dabei handle es sich um reine Spekulationen, sagte SPD-Vorstandssprecher Tobias Dünow. Die Gespräche über eine Vereinbarung liefen noch. Eine Entscheidung falle erst am nächsten Montag im SPD-Präsidium.

Gabriel hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, die Rente mit 67 solange auszusetzen, bis ein größerer Anteil älterer Menschen auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich auch Beschäftigung findet. Steinmeier als Mitarchitekt der Agenda 2010 von Kanzler Gerhard Schröder hatte die Notwendigkeit einer längeren Lebensarbeitszeit bekräftigt. Er verteidigte auch den Beschluss der früheren Großen Koalition, die Altersgrenze heraufzusetzen. SPD-Vize Klaus Wowereit plädierte für eine völlige Abkehr von der Rente mit 67.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, hält an der schrittweisen Einführung der Rente mit 67 schon ab 2012 fest. „Ich will an den Zahlen nichts ändern, weil mir Generationengerechtigkeit sehr wichtig ist“, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir sind gut beraten, an diesem moderaten Zeitplan festzuhalten“, sagte Künast. Es sei jedoch zwingend, die Arbeitsmarktlage für die Älteren zu verbessern.