Hamburg/Berlin. Im Streit um die Rente mit 67 halten Experten selbst dieses Rentenalter für nicht ausreichend. "Wenn wir uns die höhere Lebenserwartung und die abnehmende Geburtenrate anschauen, wird die Rente mit 70 perspektivisch kommen müssen", sagte der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Nach geltender Rechtslage wird das Rentenalter zwischen 2012 und 2029 in monatlichen Schritten von derzeit 65 auf 67 Jahre angehoben. Der IW-Chef forderte, diesen Prozess über die Marke von 67 Jahren hinaus fortzusetzen. Wer früher aus dem Berufsleben ausscheiden wolle, könne dies mit Abschlägen tun. Ebenso solle auf Wunsch auch über das 70. Lebensjahr hinaus gearbeitet werden können. "Wir brauchen viel mehr Flexibilität", sagte Hüther.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte dem Abendblatt: "Wir sind in Zukunft auf die Mitarbeit, die Erfahrung und die Qualifikation Älterer sehr angewiesen." Die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters sei zudem "notwendig und angemessen", sagte Hundt. Die Überlegungen der SPD, die Rente mit 67 auszusetzen oder zurückzunehmen, verfolge er mit großer Sorge. Wenn die Rente mit 67 gekippt werde, seien "gewaltige Beitragserhöhungen zu erwarten - mit schweren Belastungen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung".