Düsseldorf. Kurz vor dem Urteil im "Sauerland-Prozess" hat sich der Anführer der islamistischen Gruppe, Fritz Gelowicz, vom Terrorismus distanziert. Er meine es "ehrlich", sagte der 30-Jährige in seinem Schlusswort vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. "Geschockt und überrascht" zeigte er sich von der Festnahme seiner Ehefrau. Die 28-Jährige war am Wochenende in Ulm unter dem Verdacht verhaftet worden, Geld für die Terrorgruppe Islamische Dschihad-Union (IJU) gesammelt zu haben. Im Auftrag der IJU sollte die "Sauerland-Gruppe" Bombenanschläge in Deutschland verüben.

Zwei weitere Angeklagte, Daniel Schneider (24) und Atilla Selek (24), bezeichneten ihre Mitwirkung an den Anschlagsvorbereitungen erneut als "Fehler". Der vierte Angeklagte, Adem Yilmaz (31), verzichtete auf ein letztes Wort. Das Urteil wird am Donnerstag kommender Woche gesprochen.

Die Bundesanwaltschaft hat für sie Haftstrafen zwischen fünfeinhalb und 13 Jahren gefordert. Die vier Männer im Alter von 24 bis 31 Jahren haben den Ermittlern allerdings tiefe Einblicke in die Wege von Deutschland in den bewaffneten "Dschihad" (Heiliger Krieg) vermittelt. Nun hoffen sie auf den Strafrabatt, den ihnen der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling in Aussicht gestellt hat.

"Ich will klarstellen, dass ich mich in Zukunft in keinster Weise an terroristischen Aktivitäten beteiligen und auch nicht in eine terroristische Vereinigung zurückkehren werde", sagte Gelowicz. "Dieser Entschluss steht fest." Gelowicz und seine Komplizen waren 2006 in einem Terrorcamp der IJU ausgebildet worden. 2007 hatte Gelowicz in Deutschland eine türkischstämmige Frau geheiratet. Sie soll zusammen mit einem Mann aus Berlin seit Oktober 2009 mehr als 2400 Euro beschafft und an die im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet operierende IJU geschickt haben. Für Gelowicz kommt die Festnahme seiner Frau zur ungünstigen Zeit. Er hatte schon im Verlauf des Prozesses das Kapitel IJU für abgeschlossen erklärt. Der seinerzeit in Waziristan geschworene Treueeid gelte nicht mehr. Gutachter hatten allerdings indirekt die Glaubwürdigkeit von Gelowicz angezweifelt. Nach Ansicht der Gerichtspsychologen ist er eine "schillernde" Person, die sich immer noch ein Hintertürchen offen hält.

Der jüngste Angeklagte, Schneider, entschuldigte sich in seinem Schlusswort für seine Taten. "Der Weg war falsch und fußte auf falschen Überlegungen", sagte er. "Ich hätte anders handeln können und müssen." Er übernehme die Verantwortung für sein Handeln. Sein "festes Ziel" sei, das Gefängnis mit einem abgeschlossenen Studium zu verlassen. Schneider ist als Einziger auch des versuchten Mordes angeklagt. Er hatte bei der Festnahme einem Polizisten die Waffe entrissen. Dabei war ein Schuss gefallen.

Gelowicz, Schneider und Yilmaz waren im September 2007 nach monatelanger Beobachtung durch die Sicherheitsbehörden in einem Ferienhaus im Sauerland festgenommen worden. Selek wurde später in der Türkei verhaftet. Die geständigen Angeklagten wollten mit gewaltigen Autobomben Anschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland verüben.