Liedermacher Wolf Biermann nutzte eine Einladung zur Mauerfall-Feierstunde im Bundestag zu einer Abrechnung mit der Linken. Hier sind die besten Zitate und Reaktionen - von Drachentötern, Freudentränen und dem Wert der Freiheit.

Berlin. Liedermacher Wolf Biermann sang und schimpfte, der Ost-Beauftragten Iris Gleicke kamen die Tränen und Unionsfraktionsvize Arnold Vaatz berichtete aus seiner Zeit im Gefängnis. Es war eine ungewöhnliche Feierstunde des Bundestags zum Fall der Mauer vor 25 Jahren. Eine Auswahl der Zitate vom Freitag:

„Herr Lammert, ich freu' mich, dass Sie mich hierher gelockt haben, aber ich ahne schon, weil ich Sie als Ironiker kenne, dass Sie hoffen, dass ich den Linken ein paar Ohrfeigen verpasse. Aber das kann ich ja nicht liefern. Mein Beruf war doch Drachentöter. ... Ein Drachentöter kann nicht mit großer Gebärde die Reste der Drachenbrut tapfer niederschlagen. Die sind geschlagen.“

(Wolf Biermann)

„Sobald Sie für den Deutschen Bundestag kandidieren und gewählt werden, dürfen Sie hier auch reden. Heute sind Sie zum Singen eingeladen.“

(Bundestagspräsident Norbert Lammert, CDU)

„Ja, aber natürlich habe ich mir in der DDR das Reden nicht abgewöhnt, und das werde ich hier schon gar nicht tun.“

(Wolf Biermann)

„Manches spricht für die Vermutung, wenn die damalige Entwicklung nur in Deutschland stattgefunden hätte, hätte sie vermutlich auch in Deutschland so nicht stattgefunden.“

(Norbert Lammert)

„Vielleicht haben wir im Westen in diesen Stunden erst so richtig begriffen, welche Kraft die Sehnsucht vieler Menschen nach Freiheit entfalten kann; dass sie Furcht und Angst überwindet und einen Staat, der den Menschen die Freiheit vorenthält, auch in die Knie zwingen kann.“

(CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt)

„Ich erinnere mich an die Tränen in den Augen und an diese unbändige Freude und Erleichterung. Und dann frage ich mich: Was ist uns heute eigentlich davon geblieben? Vielleicht geben uns die kommenden Tage etwas von dem Gefühl zurück.“

(Regierungsbeauftragte für die neuen Länder, Iris Gleicke, SPD)

„Das spätere Problem – das will ich hier offen sagen – ist, dass wir statt der Vereinigung einen Beitritt hatten. Die Bundesregierung konnte nicht aufhören zu siegen und hat sich deshalb nichts im Osten angesehen. ... Wenn man nur einige wenige Dinge übernommen ... hätte, hätte es das Selbstbewusstsein der Ostdeutschen gestärkt und vor allem dazu geführt, dass die Westdeutschen eine Qualitätssteigerung mit der Vereinigung erlebt hätten.“

(Linksfraktionschef Gregor Gysi)

„Und dennoch hat sich das zentrale Versprechen der friedlichen Revolution erfüllt, nämlich die Freiheit. Die Freiheit, die keine hohle Phrase ist. Und es kann schon sein, dass jemand doof findet, was das Staatsoberhaupt sagt. Aber hier kommt man dafür nicht in den Knast, sondern man kriegt seine Zeit in der 'Tagesschau'“.

(Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt)

„Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die wichtig sind für Menschen, die man aber in jedem Gefängnis bereitstellen kann. ... Ohne Freiheit sind alle diese Dinge nicht viel, ich füge hinzu: nichts.“

(Unionsfraktionsvize Arnold Vaatz, CDU)