Er redet von Glück und Liebe – und will seine beiden Söhne nicht mehr sehen. Helmut Kohl und seine Frau Maike Kohl-Richter im Interview über Ghostwriter, ihre Ehe und Fehler der Vergangenheit.

Hamburg. Der Mann ist so aktuell wie nie zuvor in den vergangenen zehn, 15 Jahren. Doch das Lebenswerk von Altkanzler Helmut Kohl wankt. Aber eher das Private am Denkmal Kohl als das Politische sorgt für Aufsehen. Da ist der Streit um seinen Ghostwriter und die gerade mit großem Erfolg unautorisiert veröffentlichten Kohl-Protokolle. Da ist das ausgesprochen schlechte Verhältnis zu seinen Söhnen Peter und Walter und das Unausgesprochene in einer vom Schicksal bewegten Familie.

Sein Ghostwriter Heribert Schwan bekam bei Günther Jauch in der ARD ausreichend Gelegenheit, Kohls zweite Frau Maike Kohl-Richter anzugreifen. Dann schlug Kohl mit einem Europa-Buch zu, in dem er seinen Nachfolger Gerhard Schröder kritisierte. Und nun geht Kohl offen wie nie die wunden Punkte in seinem Leben an.

Klar wie üblich nennt Kohl seinen Ghostwriter Schwan einen „Wichtigtuer“. Schwan sei „verrückt“. Kohl sagt, was Schwan über ihn schreibe, interessiere ihn nicht. „Dieser Mann ist mir völlig egal.“ Es sei sein Fehler gewesen, dass er Schwan vertraut habe. Maike Kohl-Richter wirft Schwan „einen unglaublichen Rechtsbruch“ vor, „vor allem einen Diebstahl geistigen Eigentums“. Schwan habe sich „auf das Vermächtnis von Helmut Kohl gesetzt“ und als Interpret bezeichnet.

Schwan hatte nach eigenen Angaben über acht Jahre mit Kohl in dessen Oggersheimer Haus gesessen und dessen Worte für die Memoiren protokolliert. Eine Vertraulichkeitsklausel habe es nie gegeben. Schwan musste die Tonbänder nach einem Gerichtsbeschluss herausrücken, hatte sich aber Kopien gezogen und sie dann als Buch veröffentlicht. Dagegen geht Helmut Kohl vor.

Maike Kohl-Richter, 50, sagte jetzt, sie rechne in der ersten Instanz mit einem für sie positiven Ausgang. Sie bestätigte im „Stern“, dass ihr Mann, 84, sie testamentarisch als Alleinerbin seines historischen Nachlasses eingesetzt habe. Zu Befürchtungen, sie beanspruche damit auch „Deutungshoheit“ sagte sie: „Ich tue mich schon mit dem Begriff Deutungshoheit schwer. Was soll das eigentlich heißen? Mir geht es darum, dass ich eine Sicht der Dinge habe und haben darf.“

Kohl sagte, von seiner zweiten Frau habe er „das Leben“ gelernt. „Ganz eindeutig. Ich bin glücklich“, sagte der Altkanzler. Ihre Ehe sei ein Ausdruck von „Liebe, tiefe Verbundenheit.“ Sein Verhältnis zu seinen Söhnen Peter und Walter beschreibt Kohl als schlecht. „Wir haben kein gutes Verhältnis“, sagt er. Und er wolle seine Söhne auch nicht sehen. Behauptungen von Peter Kohl, sie habe ihre frühere Berliner Wohnung wie ein „Helmut-Kohl-Museum“ ausgestattet, weist Maike Kohl-Richter zurück. Das sei Unsinn und überdies beleidigend.

Dennoch sei es für sie schwer gewesen, in das Haus zu ziehen, in dem Helmut Kohl mit seiner ersten Frau Hannelore gewohnt habe. „Es bleibt das alte Haus, das alte Gemäuer. Die Geschichte bleibt die alte Geschichte“, sagte Kohl-Richter. Das Haus sei „für uns der einzige Weg“ gewesen zusammenzubleiben, und „für meinen Mann die einzige Chance, gesund zu werden“. Hannelore Kohl hatte sich 2001 in dem Oggersheimer Haus das Leben genommen.

Maike Kohl-Richter hatte später bei einem Auftritt Hosenanzug und Schmuck Hannelore Kohls getragen. „Das war sicher ein großer Fehler“, sagte sie. „Ich glaube auch, dass ich damit Gefühle verletzt habe, was mir leid tut. Aber es war nicht meine Idee, es war die Idee meines Mannes, und das ist die Idee einer Generation.“