Greenpeace verlor 3,8 Millionen Euro, weil ein Mitarbeiter spekulierte. Eine Abendblatt-Umfrage bei großen Hilfswerken legt Finanz-Details und Gehälter offen.

Hamburg. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat bei Termingeschäften rund 3,8 Millionen Euro verloren. Ein inzwischen entlassener Mitarbeiter spekulierte auf einen fallenden Euro-Kurs. Die Organisation räumte den Fehler ein. Der Vorfall war Anlass für das Abendblatt, bei anderen Hilfsorganisationen nachzufragen. Die Resonanz war positiv. Fast alle angefragten Organisationen äußerten sich bereitwillig. Zudem sind die meisten der Informationen im Internet nachzulesen.

Unsere Fragen lauteten:

1. Wie hoch lag das Spendenaufkommen Ihres Verbands/Ihrer Organisation im letzten Geschäftsjahr (2012 oder 2013)?

2. Wie hoch war die Summe, die Ihr Verband/Ihre Organisation bei Geldgeschäften angelegt hat (Währungsspekulation, Aktien, Anleihen o.ä.)?

3. Wie hoch war der Gewinn aus der Spekulation mit Währungen?

4. Wie hoch ist das Gehalt Ihres Geschäftsführers?

Greenpeace:

1. Für Greenpeace Deutschland lagen die Einnahmen im Jahr 2013 bei 53 Millionen Euro.

2. Greenpeace ist nicht und war nie an der Börse, hat keine Aktien und spekuliert nicht. Für 59 Millionen Euro wurden Verträge zur Währungsabsicherung abgeschlossen.

3. Im Jahr 2013 führten Verträge zur Währungsrisiko-Absicherung zu Verlusten. Greenpeace International verlor 2013 beim Versuch, sich gegen Wechselkursschwankungen abzusichern, 3,8 Millionen Euro.

4. Die Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, Frau Brigitte Behrens, bezieht ein jährliches Bruttogehalt in Höhe von 113.433,60 Euro.

Mehr Demokratie e. V.

1. 2013 betrugen die Gesamteinnahmen von Mehr Demokratie 1.164.623 Euro.

2. Null Euro.

3. Null Euro.

4. Auf Landesebene gibt es nur einen ehrenamtlichen geschäftsführenden Vorstand. Bundesgeschäftsführer Roman Huber erhält im Monat 2200 Euro.

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SOS-Kinderdörfer weltweit

1. Einnahmen aus Spenden und Nachlässen 2013 bei 122 Millionen Euro.

2. 100,9 Millionen Euro wurden „konservativ“ angelegt in Fonds, die aus Aktien, Renten, Fondsanteilen, Barvermögen sowie Zins- und Darlehensansprüchen bestehen. Fonds, deren Rating wenigstens „Investment Grade“ aufweisen. In Währung oder andere hochspekulative Geld- oder Termingeschäfte investieren wir prinzipiell nicht. Wir unterwerfen uns bei der Rechnungsprüfung freiwillig den schärferen Richtlinien des HGB und lassen uns von unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (KPMG) zertifizieren.

3. Null Euro, da keine Spekulation.

4. Die drei Vorstände erhalten zusammengerechnet 409.000 Euro pro Jahr.

Kinderhilfswerk Plan

1. Plan International Deutschland hatte im Finanzjahr 2013 Einnahmen von 116,16 Millionen Euro.

2. Plan International spekuliert nicht mit Spendengeldern. Die Spenden werden bei Banken falls erforderlich gegen Währungsschwankungen abgesichert, damit die Spende das Projekt ohne Währungsverluste erreicht. Im Finanzjahr 2013 bildete Plan International Deutschland Rücklagen in Höhe von zwei Millionen Euro. Das geschieht in Ausnahmefällen gemäß der Anlagerichtlinie. Angelegt wird in risikoarme Stiftungsfonds, Tagesgeldkonten oder festverzinsliche Schatzbriefe, um absehbare Ausgaben finanzieren zu können und die Projektarbeit abzusichern.

3. Null Euro – Plan investiert nicht in unsichere Termingeschäfte oder spekuliert auf Währungsschwankungen durch Termingeschäfte. Insofern gab es weder Gewinne noch Verluste aus derartigen Aktivitäten.

4. Die drei höchsten Bruttojahresvergütungen (Sprecherin der Geschäftsführung, zwei stellvertretende Geschäftsführer) inklusive aller freiwilligen Leistungen und Nebenleistungen (zum Beispiel Überlassung Dienstwagen, betriebliche Altersvorsorge, 13. Gehalt) belaufen sich in der Gesamtsumme auf 384.690 Euro.

Deutsche Welthungerhilfe e. V.

1. Im Jahr 2013 betrug das Spendenaufkommen 37,49 Millionen Euro.

2. Die Welthungerhilfe hat eigene Anlagerichtlinien. Ziel der Anlagestrategie ist die nachhaltige Sicherung des Vermögens von Verein und Stiftung und die Generierung möglichst großer Erträge zur Förderung der Arbeit der Welthungerhilfe. Dabei bevorzugt die Welthungerhilfe Investments in nachhaltige Anlagen. Eine Anlage in Aktien oder Aktienfonds darf maximal 20 Prozent des Gesamtportfolios für den Verein und die Stiftung betragen. Direktanlagen in Aktien werden nicht getätigt. Die Finanzanlagen umfassen rund 66 Millionen Euro. Währungsspekulationen werden nicht getätigt.

3. Die Welthungerhilfe betreibt keine Spekulationen mit Währungen.

4. Die Welthungerhilfe hat keinen Geschäftsführer, sondern einen dreiköpfigen Vorstand, der unterschiedliche Geschäftsfelder verantwortet. Vorstand und leitende Angestellte erhalten bis zu 148.000 Euro Bruttoeinkommen.

WWF Deutschland

1. Im Finanzjahr 2012/2013 lag das private Spendenaufkommen inklusive Erbschaften beim WWF Deutschland bei 34,8 Millionen Euro. Das entspricht rund 54 Prozent aller Einnahmen.

2. Der WWF Deutschland hatte im vergangenen Jahr insgesamt rund 21 Millionen Euro an Finanzanlagen. Bei der Vermögensverwaltung werden strenge ökologische und ethische Anlagekriterien beachtet. Das Stiftungskapital in Höhe von 10,4 Millionen Euro ist nach einem strengen Wertsicherungskonzept angelegt. Aktien und Unternehmensanleihen sind hier tabu. Bei den übrigen Finanzanlagen gilt eine aktiv gemanagten, mittelfristig ausgerichtete „Balanced“-Anlagestrategie (durchschnittlich 70 Prozent Renten/30 Prozent Aktien). Investiert werden darf in Staatsanleihen mit mindestens Rating A. Währungsspekulationen sind ausgeschlossen. Die Erträge aus der Vermögensverwaltung betrugen im vergangenen Jahr 100.000 Euro.

3. Der WWF spekuliert nicht mit Währungen, wir erzielten folglich auch keine Gewinne daraus.

4. Zu den Gehältern seiner Angestellten nimmt der WWF nicht Stellung.

Robin Wood

1. Die Gesamteinnahmen lagen im Jahr 2013 bei 815.325,68 Euro.

2. Null Euro

3. Null Euro

4. Robin Wood hat keinen Geschäftsführer. Das Grundgehalt eines Mitarbeiters beträgt – ohne Kinderzuschlag und ohne einen nach Beschäftigungsjahren gestaffelten Bonus – 3.162,99 Euro monatlich.

BUND Hamburg

1. 2013 wurden durch Spenden 212.224 Euro eingenommen. Die Mitgliedsbeiträge beliefen sich auf 171.232 Euro.

2. Es sind keine Finanzmittel in Währungsspekulationen, Aktien oder sonstige Anleihen angelegt worden. Es erfolgte lediglich eine Anlage von Tagesgeld. Diese Summe bewegt sich je nach Liquidität zwischen 40.000 bis 100.000 Euro über das Jahr.

3. entfällt

4. Der Geschäftsführer verdient im Jahr rund 62.000 Euro.

Nabu Hamburg

1. 2013 lag das Spendenaufkommen bei 143.000 Euro.

2. Null Euro.

3. Null Euro.

4. Der Geschäftsführer erhält in Anlehnung an den öffentlichen Dienst die Gruppe E 14. Das sind bei Erfahrungsstufe III rund 4300 Euro im Monat.