Ob die Substanzen in den WM-Hemdchen unbedenklich sind, bleibt umstritten. Adidas lenkt aber ein. Jetzt droht neuer Ärger um den WM-Ball Brazuca.

Herzogenaurach/Hamburg. Nach Protesten der Umweltorganisation Greenpeace verzichtet der Sportartikelhersteller Adidas auf Giftstoffe. Das Unternehmen teilte mit, es werde von nun an bei 90 Prozent seiner Produkte keine perfluorierten Chemikalien (PFC) mehr einsetzen. Von Ende 2017 an sollen dann 99 Prozent der Produkte frei von den Schadstoffen sein.

„Der Druck hat gewirkt – rechtzeitig zur WM macht Adidas entscheidende Schritte nach vorn und übernimmt eine Führungsrolle in der Sportartikelbranche“, sagte der Chemie-Experte von Greenpeace, Manfred Santen.

Nach Angaben der Umweltschützer waren in einer Analyse von 33 WM-Produkten verschiedener Hersteller Schadstoffe wie PFC oder Nonylphenolethoxylate (NPE) entdeckt worden. Dies belaste vor allem die Gewässer in den Produktionsländern. PFC machten Kleidung und Schuhe schmutz- und wasserabweisend, könnten aber das Immunsystem oder die Fruchtbarkeit schädigen.

Adidas bezeichnete die Proteste noch vor kurzem als „unbegründete Panikmache“. Von keinem der getesteten Adidas-Produkte gehe eine Gesundheitsgefahr für Verbraucher aus. Auch ein Experte des Umweltbundesamtes hatte erklärt, dass die gemessene Konzentration für Verbraucher nicht schädlich sei. Besorgniserregend sei jedoch die PFC-Freisetzung in die Umwelt, weil der Mensch diese Stoffe irgendwann wieder aufnehme. Für die meisten PFC gebe es keine festgeschriebenen Grenzwerte.

Adidas kündigte außerdem mehr Transparenz über die Produktionsbedingungen an. Bis Ende 2014 sollen die Abwasserdaten von 99 Prozent der Lieferanten in China veröffentlicht werden, bis Mitte 2016 dann mindestens 80 Prozent der Abwasserdaten weltweit. Nur so könnten die betroffenen Menschen erfahren, aus welchen Fabriken welche Schadstoffe in die Gewässer gelangen, hieß es von Greenpeace. „Globale Firmen wie Adidas haben die Macht und die Verantwortung, gefährliche Gifte aus der Produktion zu kicken. Jetzt ist es Zeit für Nike und Puma, nachzuziehen“, forderte Santen.

Unterdessen haben der Modedesigner Michael Michalsky und der Joachim-Löw-Friseur Shan Rahimkhan sich positiv über die Trikots von Portugal und Uruguay geäußert. Sie seien Top-Favoriten auf den Titel Mode-Weltmeister. Und das deutsche WM-Shirt, das diesmal ein großer roter Querbalken in V-Form ziert? „Nicht sehr typisch deutsch“, meint der ehemalige Adidas-Chefdesigner Michalsky im dpa-Trikot-Check.

Für den ersten deutschen Gruppengegner Portugal findet der Berliner nur lobende Worte: „Portugal gefällt mir sehr, sehr gut, weil ich den Verlauf der verschiedenen Rottöne schön finde. Ich finde auch toll, wie in dem Kragen die Farben der Landesflagge aufgenommen sind. Man kann sich da natürlich den tollen (Cristiano) Ronaldo 1A darin vorstellen, das wird natürlich sensationell aussehen.“

Promifriseur Rahimkhan schwärmt für südamerikanisches Flair: „Mein Favorit in diesem Jahr ist Uruguay, ganz witzig, ganz toll eingesteppt. Ich finde das T-Shirt toll, die Farben super, der Kragen ist klasse gemacht und eine ganz dezente Flagge hinten drauf. Ich finde das wirklich sehr gelungen mit diesem Gold und Hellblau.“

Am deutschen Fußballtrikot scheiden sich die Geister. „Was mir ein bisschen schwer fällt zu verstehen, ist dieses Chevrondesign. Diese Chevronform finde ich nicht besonders typisch deutsch. (...) Es ist okay, es hätte aber wesentlich besser sein können“, meint Michalsky. Der Fußballfan Rahimkhan, der regelmäßig Bundestrainer Löw frisiert, sieht das anders: „Das ist wieder dynamisch oben, sieht toll aus. Ich finde das sehr gut gelungen. Es sieht auch so aus, als würden sie dann schneller damit laufen.“

Adidas hat außerdem einiges auszustehen. So kann sich Kolumbiens Nationaltorwart David Ospina mit dem WM-Ball Brazuca nicht anfreunden. Das vom deutschen Sportartikelhersteller adidas produzierte Spielgerät sei zu leicht, sagte der Keeper. Schon bei der WM 2010 in Südafrika war das Unternehmen aus Herzogenaurach mit dem Jabulani in die Kritik geraten.

„Dieser Ball ist sehr schwer zu handhaben, er ist sehr leicht, aber wir arbeiten daran, uns an den Ball zu gewöhnen“, sagte Ospina, „wir Torhüter wissen, dass die Leidenschaft im Fußball von den Toren abhängt. Diese neue Ball-Technik müssen wir akzeptieren.“