Der Bereich Bargeld wurde ihm weggenommen. Trotz seiner Äußerungen gegen Ausländer kann Thilo Sarrazin aber nicht entlassen werden.

Frankfurt/Main. Als Konsequenz aus seinen umstrittenen Äußerungen zur Integration von Ausländern wird Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin weitgehend entmachtet. Der 64-Jährige verliert seine Zuständigkeit für den wichtigen Bereich Bargeld. Künftig ist der SPD-Politiker nur noch für Informationstechnologie und Risiko-Controlling verantwortlich, teilte die Deutsche Bundesbank nach einer Vorstandssitzung mit. Die Neuverteilung der Aufgaben trete mit sofortiger Wirkungen in Kraft.

Sarrazins bisherige Zuständigkeit im Bargeldbereich wird künftig von Vorstandsmitglied Hans Georg Fabritius übernommen, der zudem Controlling und Zahlungsverkehr überwacht. Die Entscheidung wurde von den sechs Vorständen getroffen, insbesondere Bundesbank-Präsident Axel Weber habe den Plan unterstützt, verlautete aus Kreisen der Notenbank.

Die Degradierung Sarrazins wird als Folge seines Interviews in der Zeitschrift „Lettre International“ gesehen. Darin hatte Sarrazin Türken und Arabern polemisch vorgeworfen, sich der Integration zu verschließen. Damit hatte der SPD-Politiker einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Im In- und Ausland hagelte es Kritik von jüdischen und muslimischen Verbänden – auch wenn die Äußerungen in der Bevölkerung laut Umfragen auf Zustimmung stießen.

Sarrazin hat sich inzwischen öffentlich für seinen Tonfall entschuldigt, lehnt einen Rücktritt bislang aber ab, obwohl Bundesbank-Präsident Weber ihn indirekt dazu aufgefordert hatte. Vor seiner Berufung im Mai in den Bundesbank-Vorstand war Sarrazin sieben Jahre lang Berliner Finanzsenator gewesen. Die Staatsanwaltschaft prüft nach einer Anzeige, ob ein Anfangsverdacht auf Volksverhetzung vorliegt.

Der jüdische Schriftsteller Ralph Giordano hat die umstrittenen Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin zur Ausländer-Integration verteidigt. Sarrazin liege in der Sache richtig, habe sich aber im Ton vergriffen, sagte der Publizist dem Sender MDR Info. „Sarrazin beschreibt die Wirklichkeit darin so, wie sie ist, und nicht wie seit vielen Jahren von der politischen Korrektheit dargestellt“, sagte Giordano. Der Bundesbanker habe vollkommen recht mit dem Kernsatz: „Der Sozialstaat wird nicht fertig mit Problemen, die er selbst geschaffen hat.“ Damit distanzierte Giordano sich vom Zentralrat der Juden, der Sarrazin scharf kritisiert und ihm Nähe zum Nationalsozialismus vorgeworfen hatte.