Volkszählung korrigiert Berechnungen. Ergebnis könnte die Hansestadt beim Länderfinanzausgleich viel Geld kosten

Hamburg. Hamburgs Einwohnerzahl muss deutlich nach unten korrigiert werden. Statt wie bisher kalkuliert 1.789.529 Menschen leben lediglich 1.706.696 in der Hansestadt - 82.833 Personen oder 4,5 Prozent weniger als in der letzten amtlichen Berechnung. Das ist das Ergebnis der Volkszählung "Zensus 2011".

Damit hat Hamburg nach Berlin die größten Verluste bundesweit. Nach den am Freitag veröffentlichten Ergebnissen der Volkszählung muss sich Deutschland insgesamt von rund 1,5 Millionen Einwohnern "verabschieden" - sie existierten lediglich in den Statistiken. Zum Stichtag 9. Mai 2011 lebten nur 80,2 Millionen Menschen im Bundesgebiet; mitgezählt wurden auch die Deutschen im Ausland. Insgesamt reduzierte sich die Einwohnerzahl damit um 1,9 Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich in den Nachbarländern: In Schleswig-Holstein leben rund 2,8 Millionen Menschen - rund 33.600 (-1,2 Prozent) weniger als gedacht, in Niedersachsen sind es knapp 7,8 Millionen - etwa 136.500 (-1,7 Prozent) weniger.

Die bisherigen Einwohnerdaten basierten auf Fortschreibungen der Volkszählung 1987. Helmut Eppmann, Vorstand des Statistikamtes Nord, sagte, die Ungenauigkeiten seien vor allem durch ein nachlässiges Meldeverhalten der Bevölkerung, etwa bei Umzügen, zu erklären. Die Folge: Der Länderfinanzausgleich muss neu berechnet werden. Dies wird sich besonders auf Hamburg negativ auswirken.

Über ein Vierteljahrhundert betrachtet sind Hamburg und Schleswig-Holstein dennoch kräftig gewachsen. Im Vergleich zur Zählung 1987 stieg Hamburgs Einwohnerzahl um 113.926 Menschen (6,9 Prozent), im nördlichen Nachbarland wurden sogar 245.878 Einwohner mehr registriert - ein Wachstum um zehn Prozent. Besonders große Zugewinne verbuchten die Hamburger Umlandkreise Pinneberg (plus 14,2 Prozent), Stormarn (19,7), Herzogtum Lauenburg (21,9) und Segeberg (22,9 Prozent).

Laut Zensus 2011 ist Hamburgs Bevölkerung im bundesweiten Vergleich außerordentlich jung und gebildet. Fast 620.000 Menschen (41,3 Prozent) besitzen Hochschulreife, 21,7 Prozent haben einen Hochschulabschluss. Zudem bestätigt sich der Ruf der Hansestadt als Single-Metropole mit Frauenüberhang. 47,5 Prozent leben allein, 51,6 Prozent der Hamburger sind weiblich. Fast jeder dritte Einwohner (27,5 Prozent) hat einen Migrationshintergrund. Damit ist der Anteil wesentlich größer als im Bundesdurchschnitt (18,9 Prozent).

Gegenüber der deutschen Musterwohnung mit 90 Quadratmetern sind Hamburgs Wohnungen mit im Schnitt 75 Quadratmetern vergleichsweise klein. Gut 75 Prozent aller Hamburger wohnen zur Miete.

Im Vergleich zur Volkszählung 1987 sind die Bezirke Wandsbek (plus 29.560 Einwohner), Bergedorf (plus 24.556) und Altona (plus 21.087) am stärksten gewachsen. Der Bezirk Nord verzeichnete als einziger eine sinkende Einwohnerzahl - um genau 30 Einwohner.