Berlin. In Berlin sprach er von Demokratie, in Kairo starben wieder Menschen bei Protesten: Ägyptens Präsident Mohammed Mursi hat nach einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zugesagt, sein Land in einen "Rechtsstaat" umzuwandeln. Er werde Reformen vorantreiben, versicherte der frühere Anführer der Muslimbrüder. Seine Verhängung des Notstands in Teilen des Landes verteidigte er als "vorübergehende Maßnahme", um "kriminellen Überfällen" ein Ende zu setzen. Auch seine früheren Ausfälle gegen Juden, die er als "Blutsauger" und "Nachfahren von Affen und Schweinen" bezeichnet hatte, versuchte er zu relativieren: Die Zitate seien "aus dem Zusammenhang gerissen" worden.

Merkel forderte Mursi auf, die Menschenrechte einzuhalten. Für die Bundesregierung sei es wichtig, dass in Ägypten zu allen politischen Kräften ein Gesprächsfaden vorhanden sei, dass Religionsfreiheit gelebt werden könne. Zu möglichen Finanzhilfen sagte Merkel nichts. Noch im vergangenen Jahr hatte Berlin Ägypten einen Schuldenerlass von 240 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Inzwischen ist angesichts der Unruhen nur noch von 30 Millionen die Rede. Auch 350 Millionen Euro Entwicklungshilfe liegen auf Eis.

Während des auf acht Stunden verkürzten Deutschland-Besuchs Mursis kam es in Ägypten erneut zu blutigen Zusammenstößen. Demonstranten warfen in Kairo Steine und Brandbomben auf die Polizei. Zwei Regimegegner kamen ums Leben. Einer von ihnen wurde nach Informationen des Nachrichtenportals "youm7" aus einem Minibus heraus beschossen.