Noch nicht einmal zwölf Jahre ist es her, da philosophierten die Liberalen von 18 Prozent. Doch seit 2009 erlebt die FDP den Niedergang.

Berlin/Kreuth. 18 Prozent - das war einmal das hehre Ziel des einstigen Spitzenkandidaten Guido Westerwelle für seine FDP. Rund zwölf Jahre nach dem Strategiepapier von 2001 entfernen sich die Liberalen mehr denn je vom zweistelligen Punktebereich. Gerade einmal zwei Prozent würden die Partei von Chef Philipp Rösler wählen, wäre heute Bundestagswahl - so hat es Forsa im aktuellen Wahltrend im Auftrag von “Stern“ und RTL ermittelt.

CSU-Chef Horst Seehofer hat den Koalitionspartner FDP angesichts des neuen Umfragetiefs der Liberalen aufgefordert, zusammenzuhalten und zu „kämpfen“. Bei den schlechten Umfragewerten handele es sich um ein „hausgemachtes Problem“, kritisierte Seehofer am Mittwoch am Rande der Klausur der Berliner CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth. Wer „solche Schauspiele“ veranstalte wie die FDP bei ihrem Dreikönigstreffen in Stuttgart, der dürfe sich über negative Folgen „nicht wundern“.

Seehofer äußerte die Hoffnung, dass die Liberalen nun die Ratschläge der CSU annehmen und auf eine weitere Selbstbeschäftigung verzichten. Er versicherte: „Wir wollen helfen.“ Die CSU strebe weiter eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalitionen im Bund und in Bayern an.

Im aktuellen Wahltrend hatte sich das Ergebnis für die FDP von vier auf zwei Prozent halbiert. Das ist der schlechteste Wert seit Februar 2012. Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Forsa vor dem Dreikönigstreffen der FDP erhoben, auf dem die Führungsdebatte noch einmal offen zutage getreten war.

Dramatischer Niedergang seit 2009

Seit ihrem Rekord von 14,6 Prozent bei der Bundestagswahl 2009 hat die FDP einen dramatischen Niedergang erlebt. In Niedersachsen könnte sie demnächst aus dem Landtag fliegen. Und so entwickelte sich das Untergangsszenario, das bald schon in der „Stunde Null“ münden enden könnte:

Im Mai 2010 verliert Schwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen die Macht und im Bundesrat die Mehrheit. Mit jeder Wahlniederlage wird es für die FDP schwieriger, ihre Forderungen durchzusetzen. Im März 2011 fliegt sie in Rheinland-Pfalz (4,2 Prozent) und Sachsen-Anhalt (3,8 Prozent) aus den Landtagen. In der Partei wächst der Druck auf den Vorsitzenden Guido Westerwelle, bis dieser das Handtuch wirft. Im Mai wird Philipp Rösler FDP-Chef und Vizekanzler.

Doch die FDP bleibt im Tief und kassiert bis September in Mecklenburg-Vorpommern (2,8 Prozent), Bremen (2,4 Prozent) und Berlin (1,8 Prozent) weitere vernichtende Niederlagen. Am 14. Dezember tritt überraschend FDP-Generalsekretär Christian Lindner zurück. Intern heißt es, er habe für Rösler nicht mehr den Kopf hinhalten wollen.

Im Januar 2012 erklärt Saar-Regierungschefin Annegret Kramp- Karrenbauer (CDU) das Ende ihrer Koalition mit Grünen und FDP: Die Saar-Liberalen seien „nicht mehr länger mit der Verantwortung für die Zukunftssicherung des Landes vereinbar“. Im März stürzt die FDP bei der Saar-Wahl auf 1,2 Prozent ab – Platz 7 hinter der Familienpartei.

Bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai wird die schwarz-gelbe Koalition zwar abgewählt. Mit Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki erringen die Liberalen aber 8,2 Prozent – der erste Erfolg nach vielen Niederlagen. Eine Woche später kann die FDP auch bei der vorgezogenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen punkten und erreicht mit Lindner an der Spitze 8,6 Prozent.

Wenige Tage vor dem Dreikönigstreffen im Januar 2013 sind die Umfragewerte für FDP-Chef Rösler auf einem Tiefpunkt. Nach einer Forsa-Umfrage halten 76 Prozent der FDP-Wähler Brüderle für den besseren Parteichef.