Bundeswehr soll Türkei mit Raketen vor potenziellen Angriffen aus Syrien schützen. Verschiffung hat begonnen. Ersten Soldaten fliegen mit.

Lübeck-Travemünde. Die ersten Bundeswehrsoldaten sind zur Stationierung von „Patriot“-Abwehrraketen in die Türkei aufgebrochen. Ein Vorauskommando mit 20 deutschen und rund 30 niederländischen Kräften flog am Dienstag von Eindhoven in die südtürkische Stadt Adana ab. Gleichzeitig begann im Hafen von Lübeck-Travemünde die Verschiffung von rund 300 Fahrzeugen und 130 Containern mit militärischer Ausrüstung.

Zum Schutz des Nato-Partners Türkei vor Angriffen aus dem Bürgerkriegsland Syrien entsenden die Niederlande, Deutschland und die USA jeweils zwei Raketenabwehrstaffeln. Insgesamt werden bis zu 350 deutsche Soldaten rund 100 Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt stationiert.

„Der Einsatz ist ein deutliches Signal für die Solidarität innerhalb der Nato“, sagte der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Rainer Glatz, bei der Verabschiedung des Vorauskommandos in Eindhoven. „Wir haben die Solidarität der Nato im Kalten Krieg erfahren, und jetzt können wir diese auch der Türkei geben.“ Der niederländische General Leo Beulen betonte, dass es um einen rein defensiven Einsatz gehe. „Wir gehen dorthin, um die türkische Bevölkerung zu schützen und eine Eskalation des Konflikts zu verhindern.“

Für die deutschen „Patriot“-Staffeln ist es nach zahlreichen Übungsmanövern der erste Einsatz. Die Ausrüstung, die mit einem dänischen Schiff ins Einsatzgebiet gebracht wird, soll am 21. Februar in der Türkei ankommen. In der kommenden Woche soll auch der größte Teil der deutschen Soldaten in die Türkei aufbrechen.

Der Bundestag hatte Mitte Dezember die Entsendung der Waffensysteme mit großer Mehrheit beschlossen. Das Mandat ist zunächst bis Februar 2014 begrenzt. Die Kosten beziffert die Bundesregierung auf etwa 25 Millionen Euro.

Die rein defensive Ausrichtung des Einsatzes war die Voraussetzung für eine deutsche Beteiligung. Die Reichweite der Raketen liegt bei 68 Kilometern. Damit können sie von ihrem künftigen Standort Kahramanmaras im Süden der Türkei das etwa 100 Kilometer entfernte Syrien nicht erreichen.

Bislang gab es aus Syrien noch keinen einzigen Raketen-Angriff auf die Türkei. Durch syrische Granaten wurden allerdings mehrere Menschen getötet. Die Türkei hatte daraufhin die Nato um Hilfe gebeten. Das Bundestagsmandat umfasst auch den Einsatz von deutschen Soldaten, die bei der Überwachung des türkischen Luftraums mit Awacs-Aufklärungsflugzeugen helfen.