Vor zehn Jahren trat das Prostitutionsgesetz in Kraft. Seitdem ist Sexarbeit nicht mehr sittenwidrig. Was hat das Gesetz gebracht?

Sex ist ein Geschäft. Und Hamburg lebt gut davon. Touristen aus aller Welt schlendern über die Reeperbahn. Freier zahlen für Sex. Die Hansestadt feiert sich für ihre sündige bunte Meile.

Und doch ist Sex kein Beruf wie jeder andere. Wer seinen Körper verkauft, verstößt gegen gesellschaftliche Konventionen. Prostitution, so der bürgerliche Konsens, ist sündig.

Häufig führen soziale Probleme zur Prostitution. Es geht um Schulden, aber auch um Gewalt und Drogen. Um Menschenhandel, Ausbeutung. In einer Studie gaben 43 Prozent der Prostituierten an, in ihrer Kindheit sexuell missbraucht worden zu sein. Über die Hälfte wurden in der Kindheit von ihren Eltern geschlagen. Auch bei der Ausübung ihres Berufs sind Sexarbeiter nicht sicher. 41 Prozent von ihnen haben körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Viele leiden unter Depressionen, suchen Halt im Drogenkonsum.

Die Ware Sex ist gefragt. Nach Angaben der Hamburger Polizei sind in der Stadt 2200 Sexarbeiter tätig. Verbände schätzen ihre Zahl auf bis zu 4000. Sie arbeiten in Bordellen, in Wohnungen, auf der Straße. Viele von ihnen wählen ihren Beruf ganz bewusst. Weil er Geld einbringt.

Weil Sexarbeit ein Markt ist und weil es auf diesem Markt Anbieter und Beschäftigte gibt, die geschützt werden müssen, hat die rot-grüne Bundesregierung vor zehn Jahren das sogenannte Prostitutionsgesetz erlassen. Seitdem gilt Prostitution nicht mehr als sittenwidrig. Wer sexuelle Dienstleistungen anbietet, sollte sich versichern können, Sozialabgaben zahlen - und Geld einklagen können, wenn Kunden nicht zahlen.

Doch hat das Gesetz die Sexarbeit zu einem ganz normalen Beruf gemacht? Welche Probleme haben die Sexarbeiter? Das Abendblatt hat mit drei Frauen gesprochen, die sich mit dem Thema beschäftigen.