Das entspricht rund 16 Millionen Menschen in Deutschland. Frauen waren im Jahr 2011 häufiger von Armut betroffen als Männer.

Wiesbaden. Fast 20 Prozent der Deutschen sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen – doch nur 5,3 Prozent fühlen sich tatsächlich arm und ausgegrenzt. Das ist nach Angaben des Statististischen Bundesamtes das Ergebnis der Erhebung „Leben in Europa 2011“, für die in Deutschland rund 13.500 Haushalte befragt wurden.

Rund 16 Millionen Menschen – und damit etwa jeder fünfte Einwohner (19,9 Prozent) – können nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr (2010) sei dies ein Anstieg um 0,2 Prozentpunkte, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag in Wiesbaden mit. Frauen waren mit einer Quote von 21,3 Prozent häufiger von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen als Männer (18,5 Prozent).

Die Betroffenen könnten ihre Miete oder Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen, die Wohnung nicht ausreichend heizen, sich nicht mindestens jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten oder nicht in Urlaub fahren, erläuterte Destatis den Sozialindikator, der sich aus der Armutsgefährdungsquote nach Einkommen, Erwerbstätigkeit und nach der eigenen Einschätzung der Befragten errechnet.

Darin enthalten sind von Armut Bedrohte, deren Einkommen unter 952 Euro monatlich liegt – das sind 15,8 Prozent der Menschen in Deutschland. Außerdem wurden jene Bürger einbezogen, die in Haushalten mit sehr geringer Erwerbstätigkeit leben: In 11,1 Prozent der Haushalte wird nur wenige Monate im Jahr Arbeitslohn bezogen. Armut lasse sich nicht allein an einer Einkommensschwelle festmachen, sagte Destatis-Expertin Silvia Deckl.

Finanziell gut bis sehr gut kommen einer anderen Studie zufolge rund vier Fünftel der Deutschen zurecht. Der Anteil dieser „finanziell Zufriedenen“ sei seit der vergangenen Untersuchung vor zwei Jahren sogar gestiegen, teilte der Nürnberger GfK-Verein am Dienstag unter Berufung auf eine repräsentative Studie mit.

Demnach müssen sich 3 Prozent in keiner Weise einschränken, 33 Prozent fühlen sich gut versorgt und können sich einiges leisten, weitere 45 Prozent kommen im Großen und Ganzen mit ihren finanziellen Mitteln gut zurecht. Gerade so über die Runden kommen hingegen 15 Prozent der Bevölkerung.

Laut GfK haben 72 Prozent der Beschäftigten trotz Euro-Krise und schwächelnder Konjunktur keine Angst um ihren Arbeitsplatz. Damit liegt Deutschland neben Österreich auf dem Spitzenplatz unter neun untersuchten europäischen Ländern. 10 Prozent jedoch empfinden ihren Job als bedroht.

In der Studie wurden die finanzielle Selbsteinschätzung und die Gefährdung des Arbeitsplatzes kombiniert, um die Konsumenten in drei verschiedene Typen zu unterteilen. „Krisengefährdet“ ist demnach ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland, „in einer angespannten finanziellen Situation“ befindet sich ein Drittel. Knapp die Hälfte jedoch gilt als „krisenresistent“ – dies ist der höchste Wert im Vergleich der neun untersuchten Länder.

Ein am Dienstag veröffentlichtes „Vermögensbarometer“ des Sparkassenverbandes weist die meisten Deutsche als optimistisch und konsumfreudig aus – trotz Euro-Krise. Demnach beurteilten 57 Prozent der Befragten ihre persönliche Situation in finanzieller Hinsicht mit „gut“ bis „sehr gut“ – ein in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegener Wert. Nur 9 Prozent gaben an, es gehe ihnen finanziell „eher schlecht“. Für die repräsentative Studie wurden im Juli und August 2000 Menschen in Deutschland telefonisch zu ihrem Umgang mit Geld befragt.