WIESBADEN. Hessen hat den Ausbau des größten deutschen Flughafens in Frankfurt genehmigt und duldet Ausnahmen beim versprochenen Nachtflugverbot. Die seit Jahren umstrittene Vier- Milliarden-Euro-Investition soll Frankfurt in der Spitzengruppe der bedeutendsten internationalen Drehkreuze halten. Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) unterzeichnete gestern in Wiesbaden den Planfeststellungsbeschluss für eine vierte Piste und einen dritten Terminal. Anrainerkommunen und Naturschützer kündigten Klagen an. Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sprach von einem gelungenen Kompromiss.

Koch räumte mit Blick auf das aufgeweichte Nachtflugverbot ein, dass nicht alle politischen Vorgaben umgesetzt seien: "Ich sage ganz klar, ich habe nur 95 Prozent bekommen." Die SPD-Landesvorsitzende Andrea Ypsilanti warf ihm Wortbruch vor. In Hessen wird am 27. Januar der neue Landtag gewählt.

Als entscheidende Rechtfertigung des Vorhabens nannte Rhiel die Aussicht auf 40 000 neue Arbeitsplätze, die bis 2020 entstehen könnten. Rechne man weitere Effekte hinzu, komme man sogar auf 100 000 Stellen aller Qualifikationsstufen.

Die neue Landebahn soll die Kapazität von derzeit knapp 500 000 auf gut 700 000 Starts und Landungen pro Jahr steigern. Damit könnte der Flughafen im Jahr 2020 rund 88,6 Millionen Passagiere bewältigen; 2006 waren es 52,8 Millionen. Die neue Landebahn könnte 2011 in Betrieb gehen. Dann gelten auch strenge Einschränkungen für den nächtlichen Flugbetrieb. Das ursprünglich angekündigte - und von der Flughafenbetreibergesellschaft Fraport beantragte - völlige Verbot planmäßiger Starts und Landungen zwischen 23 und fünf Uhr wird es jedoch nicht geben. Mit Rücksicht auf den Frachtverkehr sind in dieser Zeit künftig im Schnitt 17 Flugbewegungen pro Nacht möglich.