Eigenschaften wie Kompetenz, Schlagfertigkeit, Humor und Leidenschaft schreiben ihm mehr als die Hälfte der Menschen zu. Aber die Rettung seiner Partei trauen dem designierte SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel nur wenige zu.

Hamburg. Nach der gestern veröffentlichten Forsa-Erhebung für den "Stern" glauben nur 32 Prozent, dass Gabriel die Sozialdemokraten aus der Krise führen kann. Seiner künftigen Generalsekretärin Andrea Nahles trauen dagegen 48 Prozent einen guten Job zu. Unter den SPD-Anhängern erwarten 44 Prozent von Gabriel eine erfolgreiche Arbeit als Parteichef - 39 Prozent dagegen nicht. Der Parteilinken Nahles trauen sogar 58 Prozent der SPD-Sympathisanten zu, dass sie eine gute Generalsekretärin wird. Bei Anhängern der Grünen (62 Prozent) und Linken (60 Prozent) kommt sie auf noch höhere Werte.

Tatsächlich stehen innerparteilich große Aufgaben vor Gabriel. Ein Teil der Partei will den Kurs in der Mitte beibehalten, andere wollen deutlich nach links rücken. Gabriels designierte Stellvertreterin Hannelore Kraft etwa will die rot-grünen Arbeitsmarktreformen der "Agenda 2010" auf den Prüfstand stellen. Die SPD dürfe ihre Regierungspolitik der vergangenen elf Jahre zwar nicht verleugnen, müsse aber den Bürgern angesichts von Finanzkrise und Globalisierung Hoffnung auf soziale Sicherheit geben, sagte die nordrhein-westfälische SPD-Vorsitzende im Gespräch mit "sueddeutsche.de".

Kraft forderte die Linkspartei auf, sich klarer zu positionieren. "Die Partei schwankt ständig zwischen Fundamentalverweigerung und pragmatischer Annäherung. Wir werden abwarten, ob sie ihre Positionen der Realität anpasst." Der Mitbegründer der Ost-SPD, Markus Meckel, warnte vor einer Annäherung seiner Partei an Die Linke. "Die SPD muss ein neues Profil gewinnen - aber nicht dadurch, dass sie der Linkspartei hinterherläuft und die Mitte der Gesellschaft preisgibt", sagte er "news.de".

Hessische Sozialdemokraten, darunter die ehemaligen Abweichler Dagmar Metzger, Carmen Everts und Jürgen Walter, planen die Gründung eines hessischen Ablegers des Seeheimer Kreises, der Organisation von SPD-Politikern des rechten Flügels. Die bislang etwa 40 Sozialdemokraten planten die offizielle Gründung ihrer Gruppierung innerhalb der hessischen SPD im November, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". In einem Positionspapier der Gruppe heißt es demnach, die SPD solle sich zur "Mitte der Gesellschaft" öffnen und "mehr Basisnähe" zeigen. Die Zusammenarbeit mit der Linkspartei werde abgelehnt, solange "sich diese inhaltlich nicht grundlegend geändert hat". Gruppensprecher Volker Weber, zugleich Sekretär der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), sagte Gabriel in der "FAZ" Unterstützung zu. Zugleich sprach er sich dagegen aus, der früheren Landeschefin Andrea Ypsilanti wieder eine Führungsaufgabe in der Bundespartei zu übertragen. Es dürfe keine "Renaissance für den Ypsilanti-Kurs" geben.

Metzger, Everts und Walter hatten gemeinsam mit ihrer Fraktionskollegin Silke Tesch Anfang November 2008 die Wahl Ypsilantis zur Ministerpräsidentin verhindert.