Da hatten die Grünen es auf ihrem Wahlparteitag partout darauf angelegt, sich nicht festzulegen und gar kein Regierungsbündnis auszuschließen, von einer Dreierkonstellation mit CDU und FDP einmal abgesehen.

Und dennoch - das ist die ironische Pointe - scheinen die Dinge nach diesem Wochenende deutlich klarer zu sein als zuvor. Die Klugen bei den Grünen wussten längst, dass die Ampel die einzige realistische Chance bietet, nach dem 27. September wieder an die Macht zu kommen. Dass der auf dem Parteitag eins ums andere Mal in barschen Worten angeklagte Guido Westerwelle so rasch kontern und ein Bündnis mit SPD und Grünen ausschließen würde, damit hatten Renate Künast und Co. wohl nicht gerechnet. Doch zumindest erleichtert ihnen das Nein des Oberliberalen nun den Wahlkampf. Die innerparteilichen Debatten um die Ampel dürften abebben, auch die eigene Anhängerschaft nun fürs Erste beruhigt sein.

Die Grünen können sich fortan ganz auf ihren intellektuell ja durchaus anspruchsvollen "neuen Gesellschaftsvertrag" konzentrieren sowie gemeinsam mit der SPD gegen Schwarz-Gelb Front machen. Westerwelle wird sich zu revanchieren wissen und sein Drohbild eines endgültig nach Linksaußen rutschenden Landes an die Wand malen. Auch die CDU kann von der Lagerbildung profitieren. Die konservative, von Angela Merkel eher mäßig begeisterte Stammklientel lässt sich in solch einer Konstellation leichter zur Stimmabgabe motivieren.

Die Partei, der diese Situation letztlich am wenigsten gerecht wird, sind die Grünen. Sicher, da wurden am Wochenende mal wieder ein paar linke Beschlüsse gefasst, mit denen sich wohl besser Wahlkampf machen lässt. Aber es bleibt anzuerkennen, dass grüne Programmatik noch nie differenzierter war als heute. Doch die droht im heraufziehenden Lagerwahlkampf unterzugehen.