Der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling hat am Mittwoch etwas von der Taktik “der Klügere gibt nach“ angewendet.

Düsseldorf - Am vierten Tag des Terrorprozesses um die sogenannte Sauerland-Gruppe beendete er vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf die Konfrontation mit dem Angeklagten Adem Yilmaz. Dieser hatte sich weiterhin geweigert, bei Eintreten des Senats in den Saal aufzustehen ("Ich stehe nur für Allah auf"), und dafür bereits insgesamt drei Wochen Ordnungshaft bekommen. Künftig wird er nun immer erst in den Gerichtssaal geführt, wenn das Gericht den Saal schon betreten hat. "Wir wollen hier nicht in einen prozessualen Kleinkrieg für zwei Jahre eintreten", sagte Breidling, fügte aber hinzu: "Das heißt nicht, dass wir einknicken."

Gemeinsam mit Fritz Gelowicz, Daniel Schneider und Atilla Selek ist Yilmaz angeklagt, Mitglied in der terroristischen Vereinigung Islamische Dschihad-Union (IJU) gewesen zu sein und eine Serie von Bombenanschlägen in Deutschland vorbereitet zu haben. Nach Ansicht des Chefermittlers des Bundeskriminalamts (BKA), der am Mittwoch aussagte, wurde die Gruppe direkt aus Pakistan gesteuert und auch unter Zeitdruck gesetzt. Die Führung der IJU habe der Gruppe Anfang September

2007 ein dreiwöchiges Ultimatum für die in Deutschland geplanten Anschläge gestellt, sagte der BKA-Chefermittler. Die Angeklagten hätten zeitweise für ihre Tat den Zeitraum um den 11. September - den sechsten Jahrestag der Anschläge in New York und Washington - erwogen.

Obwohl die Angeklagten aus Medienberichten gewusst hätten, dass Ermittler ihnen auf der Spur gewesen seien, hätten sie sich nicht von den geplanten Autobombenanschlägen abbringen lassen. "Sie fühlten sich aber offensichtlich in der Lage, sich diesen Observationen zu entziehen", sagte der BKA-Ermittler. Die Islamisten waren nach wochenlanger Überwachung Anfang September 2007 in der "heißen Phase" ihrer Vorbereitungen in einem Ferienhaus im Sauerland festgenommen worden.

Aus Pakistan habe die IJU-Führung den Angeklagten wenige Tage zuvor per E-Mail das Ultimatum gestellt, sagte der Ermittler. Andernfalls sollten sie nach Pakistan zurückkehren, wo sie 2006 in IJU-Lagern ausgebildet worden seien. "Man muss davon ausgehen, dass die IJU-Führung wesentlich in die Vorbereitung der Anschläge involviert war", sagte er. Die Zugehörigkeit zu einer ausländischen Terrorgruppe ist einer der Hauptvorwürfe der Bundesanwaltschaft, die von den Anwälten bezweifelt wird. Wichtigster Hinweis für die Verstrickung der aus Usbekistan stammenden IJU ist nach BKA-Ansicht ein Bekennerschreiben auf einer inzwischen geschlossenen türkischen Internetseite. Darin berichtete die IJU von der Festnahme ihrer "drei Brüder" im Sauerland. Außerdem seien die Anschlagsziele genannt worden, auch ein usbekisches Generalkonsulat. Dieses Ziel habe das BKA nach der Festnahme der Gruppe aber gar nicht bekannt gegeben.