Berlin/Hamburg. Die Zahl der Todesopfer rechtsextremer Gewalt ist in Deutschland offenbar weit größer als bisher bekannt. Während die Bundesregierung von 47 Todesopfern zwischen 1990 und 2009 ausgeht, sind nach Angaben der nach einem von Rechtsextremisten erschlagenen Angolaner benannten Stiftung Amadeu Antonio seit der Wiedervereinigung 182 Menschen durch rechtsextreme und rassistische Gewalt gestorben. Auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) befürchtet, dass "noch mehr Opfer von Fremdenhass zu beklagen sind als heute bekannt".

Nach der von einem Neonazi-Trio verübten bundesweiten Mordserie weiten die Ermittler ihre Fahndung aus. "Es sind weitere konkrete Personen in unseren Blick geraten", sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Verfassungsschützer in Thüringen gehen nach Informationen von "Spiegel" und "Focus" mittlerweile von etwa 20 Unterstützern der sogenannten Zwickauer Zelle aus. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sprach angesichts der Fahndungspannen von einem "kläglichen Versagen" von Behörden. Leutheusser-Schnarrenberger kündigte Entschädigungen für die Hinterbliebenen der Ermordeten an.

Derweil nimmt die Debatte um ein neues NPD-Verbotsverfahren an Fahrt auf. Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) fordert im Abendblatt eine rasche Entscheidung.