Der Ex-Ministerpräsident von Bayern, Edmund Stoiber, hat am Abend seinen runden Geburtstag in München gefeiert - mit dabei auch die Kanzlerin.

München/Hamburg. Eine große Feier zum 70. Geburtstag: Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) feierte am Mittwoch seinen runden Geburtstag und mit ihm auch viele Prominente.Unter den Gästen waren am Abend bei einem Empfang im Prinzregententheater Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso. Auch der jetzige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) gratulierten.

Der Geburtstagsempfang wurde von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) ausgerichtet. Verbandspräsident Randolf Rodenstock dankte Stoiber für dessen Arbeit. Der CSU-Politiker habe mit Kärrnerarbeit und Fleiß „Meilensteine durchgesetzt“.

Rodenstock verwies darauf, dass Bayern bereits 2006 als erstes Bundesland einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen konnte. An dieser Politik müsse festgehalten werden – auch aus Gründen der Generationengerechtigkeit.

Stoiber ist derzeit EU-Beauftragter für den Bürokratieabbau. Ministerpräsident in Bayern war er von 1993 bis 2007. Im Jahr 2002 verlor der frühere CSU-Vorsitzende als Kanzlerkandidat der Union nur knapp die Bundestagswahl.

+++ Der Mann, der den Problembären erlegte +++

Am Freitagabend wird die CSU ihren Ehrenvorsitzenden mit einem Empfang in München würdigen. Dabei will Stoiber mit dem früheren CDU-Generalsekretär Heiner Geißler über die Herausforderungen an christliche Politik diskutieren. Am 12. Oktober folgt ein Geburtstagsempfang der CSU-Landtagsfraktion

Als Ministerpräsident (1993 bis 2007) hat Edmund Stoiber Bayern in die Champions League gebracht – politisch wie wirtschaftlich. Sein Motto von „Laptop und Lederhose“, der Verbindung von Hightech und Tradition im einzigen Bundesland, das dem Grundgesetz 1949 nicht zugestimmt hat, war der Markenkern stoiberscher Politik. Wäre sein Abgang nicht so problematisch verlaufen wie die Suche nach dem wild gewordenen Bären in den Wäldern, Edmund Stoibers Stern würde noch heller strahlen. Als Anti-Bürokratie-Beauftragter der EU, die er lange sehr kritisch sah, wirkt er noch immer. In Brüssel, wo Bayern eine pompöse Landesvertretung hat, die Schloss Neuschwanstein wie eine Bruchbude wirken lässt.

Und zum 70. stellte Stoiber angesichts der Umfragewerte der Union im „Münchner Merkur“ klar: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir eine solche Durststrecke erleben werden.“ Aber die CSU kämpfe und werde die Bürger davon überzeugen, „dass wir die Besseren sind für Bayern“. Der frühere CSU-Chef betonte, er gebe weder seinem Nach-Nachfolger Horst Seehofer noch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Ratschläge über die Medien: „Wenn ich was zu sagen habe, rufe in den Horst Seehofer oder Angela Merkel an.“

Seehofer lobte: „Die Modernisierung Bayerns unter Edmund Stoiber war ein Segen für unser Land. Ohne sie spielten wir heute nicht in der Champions League der Regionen der Welt.“ Die „gelungene Symbiose von Laptop und Lederhose“ sowie die „schuldenfreien Haushalte als Ausdruck einer nachhaltigen Politik“ seien „untrennbar mit Edmund Stoiber verbunden“.

In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd sagte Stoiber: „Ich kann mich kaum retten vor Anfragen wegen meines Eintretens für einen klaren Stabilitätskurs.“ Der ehemalige CSU-Chef Strauß habe zudem einmal gesagt: „Der Stoiber hält den Kopf auch da hin, wo es ihn wegreißen kann. Und mit dieser Begeisterung und mit diesem Optimismus habe ich die Partei und vielleicht auch ein Stück weit das Land angesteckt.“

Stoiber war ein Spätstarter, der auch auf dem Gymnasium eine Ehrenrunde drehte. Als Jurist gilt der Dr. jur. allerdings als brillant und rhetorisch sehr begabt. Richtig in Schwung kam die politische Karriere des dreifachen Vaters im November 1978. Strauß bot ihm das Amt des Generalsekretärs an. Im Mai 1993 setzte er sich in einem heftigen Machtkampf um die Nachfolge von Ministerpräsident Max Streibl gegen Theo Waigel durch. Anfang 1999 löste Stoiber Waigel dann als CSU-Chef ab. Im Januar 2002 überließ ihm CDU-Chefin Angela Merkel nach anfänglichem Widerstand die Kanzlerkandidatur der Union – beim sogenannten Wolfratshauser Frühstück. Stoiber holte die legendären Wahlergebnisse von über 50 und einmal gar 60 Prozent für die CSU (2003).

Für kurze Zeit wähnte sich Stoiber am 22. September 2002 sogar als neuer Bundeskanzler und damit am Ziel seiner politischen Träume. Er frohlockte bereits: „Wir haben die Wahl gewonnen!“ Aber die ersten Hochrechnungen erwiesen sich als trügerisch – und SPD-Kanzler Gerhard Schröder konnte seine rot-grüne Koalition doch noch fortsetzen.

Einen weiteren Dämpfer erlitt Stoibers Karriere durch sein missglücktes Berlin-Abenteuer. Der CSU-Chef hatte nach langem Zögern zunächst sein Interesse an einem Wechsel in die Bundeshauptstadt signalisiert. Im Oktober 2005 verständigten sich die Spitzen von Union und SPD offiziell darauf, dass Stoiber Bundesminister für Wirtschaft und Technologie werden soll.

Doch es folgte ein Tauziehen um den genauen Zuschnitt des Ressorts, bei dem Merkel sich nicht gerade intensiv für Stoiber eingesetzt haben soll. So nutzte der CSU-Vorsitzende die Rücktrittsankündigung des damaligen SPD-Chefs Franz Müntefering, um seinen Verbleib in Bayern zu verkünden. Stoiber erklärte seinen Schritt mit dem Satz: „Ich bin in dieser veränderten Situation zu der Überzeugung gekommen, dass ich als Parteivorsitzender die Interessen der CSU besser in München vertreten kann.“

Das sahen allerdings bei weitem nicht alle Parteifreunde so. Vielmehr ließen nun zahlreiche CSU-Politiker ihrem Unmut über den Zickzackkurs und den gesamten Führungsstil Stoibers freien Lauf. Dessen Image war wegen seines umstrittenen Sparkurses bereits angeschlagen. Es folgten Fehler im Zusammenhang mit der Bespitzelungsaffäre um die Fürther Landrätin Gabriele Pauli.

Im Januar 2007 kündigte Stoiber schließlich seinen Rückzug an. Zuvor hatten sich der damalige bayerische Innenminister Günther Beckstein und Wirtschaftsminister Erwin Huber bei einer Klausur der CSU-Landtagsfraktion in Wildbad Kreuth über eine gemeinsame Nachfolgeregelung verständigt.

An Ruhestand denkt Stoiber jetzt noch nicht. Derzeit arbeitet er „50 Stunden pro Woche“, denn: „Ich leite ja nicht nur ehrenamtlich die EU-Entbürokratisierungskommission, sondern darüber hinaus die Beiräte von ProSiebenSat1 und Deloitte, bin im Präsidium des deutsch-russischen Rohstoffforums aktiv und natürlich im Aufsichtsrat des FC Bayern.“

Den Transrapid wollte Stoiber zum Münchener Hauptbahnhof holen und scheiterte. Im Gedächtnis bleibt dabei vor allem seine umständliche Erklärung der Vorzüge der Magnetschwebebahn. Auch bei der Suche nach Bär Bruno im Jahr 2006 waren seine Äußerungen komisch: „Wir haben einen Unterschied zwischen dem normal sich verhaltenden Bär, dem Schadbär und dem Problembär. Und es ist ganz klar, dass dieser Bär ein Problembär ist.“