Die FDP schlägt vor, die Hürde auf 40.000 Euro zu senken. Wirtschaftsforscher fordern, ausländische Abschlüsse schneller anzuerkennen.

Berlin/Köln. Die FDP hat sich dafür ausgesprochen, die Einkommensschwelle für ausländische Arbeitskräfte von 66.000 auf 40.000 bis 45.000 Euro Jahresbrutto zu senken. FDP-Generalsekretär Christian Lindner sagte, dies sei das marktübliche Einstiegsgehalt für Naturwissenschaftler und Ingenieure. Den Bedenken in der Union gegen weitere Einwanderung hielt Lindner entgegen, „dass wir gegenwärtig keine starke Zuwanderung haben“ – und dass es bei qualifizierten Zuwanderern keine Integrationsprobleme gebe. Es gehe den Liberalen „nicht um Migranten, die Sozialleistungen verzehren, sondern um neue Mitbürger, die Steuern zahlen“.

Die FDP-Vorschläge und die von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) für eine gesteuerte Zuwanderung finden nach den Worten Lindners inzwischen auch bei Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (beide CDU) Unterstützung. „Das begrüßen wir. Die demografische Entwicklung lässt sich nicht wegdiskutieren.“ Mittelfristig sollten ausländische Spitzenkräfte über ein Punktesystem gezielt ausgewählt werden .

Viele Zuwanderer könnten laut einer Studie mit ihrem beruflichen Hintergrund helfen, den Fachkräftemangel in Deutschland auszugleichen. Die im Ausland erworbenen nichtakademischen Abschlüsse würden jedoch oft nicht anerkannt, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Das zeige eine Auswertung des Mikrozensus 2007.

Jeder zweite berufliche Abschluss, den ein Zuwanderer im Ausland erworben hat, zählt den Angaben nach zur Kategorie Ingenieurwissenschaften und Technik. Dies seien genau die Berufsfelder, in denen in Deutschland Fachkräfte gesucht werden, unterstrichen die Wissenschaftler des Instituts. Gründe für die dennoch mangelnde Akzeptanz am Arbeitsmarkt seien vor allem fehlende gesetzliche Grundlagen und fehlende Informationen zu ausländischen Berufsabschlüssen. Dadurch werde Potential verschenkt, hieß es.

Das IW schätzt, dass mehr als 300.000 Menschen einen Antrag auf Bewertung ihrer Abschlüsse stellen könnten, wenn mit dem geplanten Anerkennungsgesetz der Bundesregierung der zugelassene Personenkreis und die Zahl der Berufe erweitert würde. Als Basis dafür müssten die Informationen über ausländische Abschlüsse gesammelt und bundesweit für alle Entscheidungsträger und die für Bewertung und Anerkennung zuständigen Stellen verfügbar gemacht werden, fordert das IW.