Die Grünen erzielten in der neuesten Umfrage ihr bislang bestes Ergebnis. Die SPD pocht dennoch auf die Führungsrolle in der Opposition.

Berlin. Es sorgte für große Überraschung, als die historischen Umfragewerte der Grünen veröffentlicht wurden - auch in der SPD. Denn plötzlich sieht es so aus, als ob die Grünen eine mögliche Koalition auf Bundesebene leiten würden. Aus Rot-Grün würde dann Grün-Rot. Mit Nachdruck pocht die SPD daher auf die Führungsrolle in der derzeitigen Opposition.

Aus einer Gemeinschaft werden politische Gegner, könnte man meinen, wenn man die Worte des amtierenden SPD-Fraktionschefs Joachim Poß hört: Das die SPD die Führung inne behalte sei „unbestritten, auch wenn Frau Künast das in einem Anflug von Euphorie derzeit vielleicht etwas anders beurteilt“ „Völlig unbegründet", sieht Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit den Höhenflug der SPD. Zur Begründung sagte Wowereit: „die Grünen haben inhaltlich nichts zu bieten."

Während die SPD Fragen debattierte zur Rente mit 67 und der Integrationspolitik, die breite Teile der Gesellschaft umtrieben - wichen die Grünen Streitfragen indes aus, so Poß in der „Frankfurter Rundschau“ (Sonnabend). Dies erkläre ihr Umfragehoch. Wowereit sagte der „Bild am Sonntag“, die Grünen hätten „den Status der FDP von vor einem Jahr. Dort kann man jetzt sehen, wie schnell ein Absturz gehen kann.“ Die SPD müsse „die Unterschiede zu den Grünen deutlich machen“. Diese seien „eine Klientelpartei, die Politik nur für einzelne Schichten macht und die bei Gutverdienern ankommt, aber die Breite der Bevölkerung nicht mitnimmt“.

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte der „Passauer Neuen Presse“ (Sonnabend): „Einen Gleichstand zwischen SPD und Grünen sehe ich nicht.“ Mit Blick auf ein Zitat von Gerhard Schröder räumte sie ein: „Aber die Zeiten von Koch und Kellner sind vorbei.“ Zu den Umfragewerten der Grünen sagte Nahles: „Die Grünen profitieren aktuell stärker als wir vom Vertrauensverlust der Bundesregierung. Sie konnten sich länger in der Opposition freischwimmen, wir werden noch sehr mit dem Regieren und der großen Koalition in Verbindung gebracht.“ Dies werde aber nicht so bleiben: „Wir werden überall die Nase vorn haben, vor den Grünen. Die SPD hat grundsätzlich keine Lust, Juniorpartner von irgendwem zu werden“, sagte Nahles.

Die SPD-Spitzen bereiten heute (Sonnabend) in Berlin den eintägigen Sonderparteitag am Sonntag vor. Ein Jahr nach der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl wollen die mehr als 500 Delegierten am Sonntag über den weiteren Kurs beraten. Der vor zehn Monaten gewählte SPD- Chef Sigmar Gabriel hält dazu eine Grundsatzrede. Im Mittelpunkt der Debatten stehen Wirtschafts- und Steuerfragen, die Rente mit 67 und die Integrationspolitik. Endgültig entscheiden soll darüber aber erst ein Parteitag im Herbst nächsten Jahres.