Schauspieler und Sportler unter den Wahlleuten, aber auch Opfer von Neonazi-Anschlägen

Berlin. 0:6 ist ein Ergebnis, das man aus dem Tennis kennt. Und so hatte nicht nur CDU-Wahlmann Otto Rehhagel sein Kreuz zu tragen, weil seine Hertha am Vorabend gegen Bayern München verloren hatte. Zu den Prominenten in der Bundesversammlung zählte tatsächlich eine frühere Profitennisspielerin: Claudia Kohde-Kilsch war von den Linken nominiert worden. Sie sei mit Oskar Lafontaine gut bekannt, hatte sie vorher erklärt. Die Linken-Kandidatin Beate Klarsfeld erhielt 126 Stimmen, drei mehr, als die Linken Wahlleute hatten. Alles andere als eine 0:6 Niederlage.

Zu den Athleten gehörte auch Schwimmerin Kirsten Bruhn sowie ihre Kollegin, die zwölffache Paralympics-Gewinnerin Verena Bentele. Wegen der kurzfristig angesetzten Wahl waren am Sonntag allerdings nicht so viele aktive Sportler dabei wie sonst. Dafür war die deutsche Filmbranche unter den Promis prominent vertreten. Jan Josef Liefers ("Tatort") war von der SPD in Sachsen benannt worden. Mit Sonnenbrille in den Haaren kam er in den Reichstag, legte sie später ab, herzte Otto Rehhagel und ließ sich bereitwillig von anderen Wahlmännern bei der Stimmenabgabe per Fotohandy aufnehmen. Wegen der laufenden Dreharbeiten zu "Baron von Münchhausen" trägt Liefers voller Stolz einen Kinnbart.

Schauspielerin Senta Berger war mit Regisseur Sönke Wortmann ("Deutschland. Ein Sommermärchen") zu sehen. Moderator Frank Elstner kam ebenfalls nicht umhin, Otto Rehhagel Mut zuzusprechen. Die Grünen in Nordrhein-Westfallen hatten außerdem Gamze Kubasik nominiert. Sie ist die Tochter eines Opfers der im November aufgedeckten Neonazi-Mordserie. Für die CDU in NRW wählte Mevlüde Genc den Bundespräsidenten mit. Sie verlor bei dem Brandanschlag von Solingen 1993 fünf Angehörige.