Militärzeremonie zu Christian Wulffs Verabschiedung. Ehemaliger Heeresinspektor spricht von “Realitäts- und Bürgerferne der Politik“.

Berlin. Die Regierung verteidigt den Großen Zapfenstreich der Bundeswehr für den zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff. „Ein Zapfenstreich für einen scheidenden Bundespräsidenten steht ganz und gar in der Tradition der Bundeswehr“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert heute in Berlin. Deswegen sei es zu begrüßen, dass es auch diesmal eine solche militärische Zeremonie gebe.

Der frühere Heeresinspekteur Helmut Willmann hatte dem „Spiegel“ gesagt, natürlich müsse die Amtszeit des Bundespräsidenten „geordnet und in Würde“ beendet werden. Die Situation verlange aber nicht nach Ehrungen mit aufmarschierender Truppe, Fackelschein und Nationalhymne. „Dies ist die Zeit für Bescheidenheit, Zurückhaltung und Demut im äußeren Auftreten. Das ungerührte Weiter-So ist ein Zeichen erschreckender Realitäts- und Bürgerferne der Politik.“

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Seibert sagte, Wulff habe eine Vielzahl von Terminen und Veranstaltungen mit und bei der Bundeswehr wahrgenommen. Sein Verhältnis zur Bundeswehr auch gerade in der schwierigen Zeit des Umbaus der Armee habe Wulff ganz besonders am Herzen gelegen. „Dass sich das in einem Zapfenstreich ausdrückt, erscheint angemessen.“ Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, das Amt stehe im Vordergrund.

Ex-Bundespräsident Christian Wulff besteht ungeachtet der heftigen Debatte über seinen Ehrensold auch auf weiteren Privilegien für ehemalige Staatsoberhäupter. Wulff wünsche die gleiche Behandlung wie seine noch lebenden Vorgänger und beanspruche ein Büro und Mitarbeiter, berichtete "Der Spiegel". Neben den rund 200.000 Euro Ruhestandsbezügen kämen damit jährlich weitere Kosten in Höhe von 280.000 Euro auf die Steuerzahler zu. Das Bundespräsidialamt wolle die entsprechenden Mittel im kommenden Haushalt beantragen.

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