Die Bundesregierung warnt angesichts der ersten drei Schweinegrippe-Fälle in Deutschland vor Panik. Die Erkrankten - ein Mann und eine Frau in Bayern sowie eine Frau in Hamburg - sind bereits wieder auf dem Weg der Besserung. Lebensgefahr besteht nach Angaben der Krankenhäuser vom Mittwoch in keinem Fall.

Berlin. Bei allen drei Betroffenen handelt es sich um Rückkehrer von Mexiko-Reisen. Nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird die Regierung alle Vorkehrungen zum Schutz der Bevölkerung treffen. Aus den Epidemien der vergangenen Jahre habe man gelernt und entsprechende Schutzpläne aufgestellt.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) räumte ein, die Situation erfülle sie mit Sorge. "Niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, wie es sich weiterentwickelt." Sie versicherte, dass die Bundesrepublik für den Notfall einer Ausbreitung der Epidemie gut vorbereitet sei. Es gebe Medikamente zur Behandlung. Die 27 EU- Mitgliedstaaten wollen sich am Donnerstag in Luxemburg auf eine gemeinsame Vorgehensweise bei der Bekämpfung der Schweinegrippe einigen. Unter anderem soll diskutiert werden, welche Vorkehrungen die EU treffen kann, um das Ausweiten der Krankheit zu vermeiden. In den EU-Ländern wurden bis zum Mittwochabend rund 20 Fälle von Schweinegrippe gemeldet.

Bei den bisher in Deutschland bestätigten Fällen handelt es sich um eine 22 Jahre alte Frau in Hamburg, um einen Mann, Ende 30, der in der Uniklinik Regensburg behandelt wird, sowie um eine 37-jährige Frau aus Kulmbach. Sie sei aber bereits wieder vollständig genesen, teilte Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) mit. Bei dem Mann in Regensburg hätten sich die Grippesymptome gebessert. Vorsichtige Entwarnung gab es auch in Hamburg. "Im Moment sind wir sehr zuversichtlich, der Patientin geht es relativ gut", sagte der behandelnde Arzt Gerd Burchard im Hamburger Universitätsklinikum.

Durch frühzeitiges Erkennen müsse ein weiteres Ausbreiten der Grippe verhindert werden, sagte Schmidt. Per Verordnung würden die Ärzte angewiesen, Verdachtsfälle sofort den Gesundheitsämtern zu melden. Als Symptom gilt vor allem hohes Fieber. Im Nationalen Referenzzentrum für Influenza des Robert Koch-Instituts wurde das Fachpersonal aufgestockt. Das Gesundheitsministerium richtete eine Hotline für Bürger ein.

An den deutschen Flughäfen sehe man bereits viele Menschen mit Mundschutz, sagte Schmidt. Sie begrüßte es, dass einige Bundesländer Reisende bei der Rückkehr aus Mexiko oder den USA an Flughäfen von Ärzten beobachten ließen. Schmidt warnte vor Reisen nach Mexiko. "Wer nicht unbedingt nach Mexiko reisen muss, sollte das verschieben." Nach Angaben von Gesundheitsstaatssekretär Klaus Theo Schröder halten sich im Schnitt 9000 deutsche Touristen in Mexiko auf.

Für die Bevölkerung in Deutschland gebe es nach wie vor "keine allgemeine Gefährdung" durch die Schweinegrippe, teilte das Robert Koch-Institut in Berlin mit. "Generell empfohlene persönliche Hygienemaßnahmen sollten aber besonders beachtet werden, insbesondere bei Kontakt zu Reiserückkehrern aus betroffenen Regionen." Vor allem beim Niesen oder Husten könnten Grippe-Erreger auf die Hände gelangen und dadurch weiterverbreitet werden.

Im Notfall sind für die Behandlung in Deutschland in den meisten Bundesländern für 20 Prozent der Bevölkerung Medikamente wie Tamiflu und Relenza eingelagert, wie es die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt. Die Medikamente waren im Zuge der Vogelgrippe und der damaligen Pandemie-Gefahr angeschafft worden. Darüber hinaus verfügen auch Krankenhäuser und Apotheken über die antiviralen Medikamente.

Impfstoffe sollten rasch entwickelt werden, betonten Schmidt und der Leiter des Robert Koch-Instituts, Jörg Hacker. Dies dauere aber noch einige Zeit. Hacker: "Wir haben einen Impfstoff, wissen aber noch nicht, ob er bei dieser neuen Variante der Viren wirkt." Über den Einsatz entscheide die WHO. Schmidt sagte, in einem solchen Fall müsse die Bevölkerung zwei Mal "durchgeimpft" werden. Dies könne aber wie bei der allgemeinen Grippeschutzimpfung nur freiwillig geschehen.

Vize-Regierungssprecher Thomas Steg warnte davor, sich jetzt beim Arzt Medikamente verschreiben zu lassen und diese vorbeugend einzunehmen. Die Mittel wirkten nur, wenn tatsächlich Krankheitssymptome vorlägen. Unterdessen verwies Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) auf die Bedeutung der Grippe-Forschung. Das Ministerium fördere die Erforschung von Krankheiten wie etwa der Schweinegrippe mit insgesamt rund 30 Millionen Euro, sagte Schavan.