Eine Position im Glashaus ist bekanntlich ein ungünstiger Ort, um andere mit Steinen zu bewerfen. Frank-Walter Steinmeier, zum Zeitpunkt des unseligen Bombenangriffs von Kundus Außenminister, muss fest gehofft haben, dass niemand bemerkt, wie viel dünnes Glas ihn umgibt. Doch anstatt in der Deckung zu bleiben, forderte er als Erster lauthals einen Untersuchungsausschuss, um zu ermitteln, wer - auch im Kanzleramt - wann wie viel über zivile Opfer gewusst haben muss. Er selber war nach Medienberichten offenbar bereits am Angriffstag über tote Zivilisten informiert. Die SPD, die die Bundeswehr einst nach Afghanistan geschickt hat und am Tag des Bombardements von Kundus in der Regierungsverantwortung war, bekommt als moralisierende Kritikerin zunehmend ein Glaubwürdigkeitsproblem. Ohnehin wird diese ganze "Wer wusste wann was?"-Debatte angesichts des gefährlichen Kriegsalltags unserer Soldaten allmählich schal und läuft meilenweit an der zentralen Frage vorbei, wie der Einsatz in Afghanistan weitergehen soll.