Die 32-jährige CDU-Abgeordnete Kristina Köhler wird Familienministerin. Ursula von der Leyen übernimmt das Arbeitsministerium.

Hamburg. Eines wird sich nach dieser Kabinettsumbildung nicht ändern: Das Bundesfamilienministerium bleibt flott und weiblich. Wenn die hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Kristina Köhler schon am Montag von Ursula von der Leyen das Ministerium übernimmt, dann folgt eine neue Hoffungsträgerin aus der CDU der anderen, die nun ihre erfolgreiche Politik für Kinder, Jugendliche und Senioren im Arbeitsministerium fortsetzen soll. Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt mit ihrer überraschenden Entscheidung auf Frauenpower. Mit Kristina Köhler wird ihr Kabinett femininer - und jünger.

32 Jahre ist die Wiesbadenerin erst alt und ein Ziehkind des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, der bei der Kabinettsumbildung ein wichtiges Wort mitgeredet hat. Aber auch die Kanzlerin hat längst ein Auge auf die ehrgeizige Soziologin geworden, die der breiten Öffentlichkeit bisher kaum bekannt ist. Tatkräftig unterstützte sie Köhler im Herbst im Wahlkampf, als diese das Direktmandat gegen die damalige Entwicklungshilfeministerin Heidmarie Wieczorek-Zeul gewinnen musste. Und Köhler gewann mit 40,8 Prozent der Stimmen.

Politik ist für sie die Möglichkeit, ihr Hobby zum Beruf zu machen, ein Hobby, das sie schon als Jugendliche hatte. "Die anderen Mädchen schwärmten für Pferde, ich für Helmut Kohl", zitierte sie das "Handelsblatt". Es waren die 90er-Jahre, als das Land die Kohlmüdigkeit erfasste, und Kristina Köhler klebte sich einen "I like birne"-Aufkleber auf die Schulmappe.

In den vergangenen Jahren war es vor allem ihr Auftreten im BND-Untersuchungsausschuss, mit dem Köhler das Wohlwollen der CDU-Oberen auf sich gezogen hat. Ganz geradeaus befragte sie die politischen Schwergewichte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), dessen Vorgänger Joschka Fischer (Grüne) und den ehemaligen Innenminister Otto Schily (SPD) zu dem heiklen Umgang mit Guantánamo-Häftling Murat Kurnaz. Sie wirke zwar "klein, zierlich und zerbrechlich", urteilte der CDU-Ausschussvorsitzende Siegfried Kauder, aber immer genau vorbereitet mit dem "nötigen Biss". Für den ehemaligen CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla zählt sie zu den "großen Nachwuchstalenten der CDU". Doch die Schuhe, die die siebenfache Mutter Ursula von der Leyen der (noch) kinderlosen Köhler hinterlässt, sind groß. Von der Leyen verankerte nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der eigenen Partei ein neues Familienbild, in dem nicht allein die Mutter die Kinder am besten erzieht. Zuletzt noch lag sie im Streit mit der CSU um das Betreuungsgeld von 150 Euro, das die Bayern ab 2013 allen Eltern zahlen wollen, die ihre Kinder unter drei Jahren nicht in die Kita geben. Diesen Streit erbt nun Kristina Köhler. Sie hat nicht viel Zeit, von der "Fachpolitikerin für Islam, Integration und Extremismus" auf Familienpolitik umzuschwenken - aber dafür viel Durchsetzungskraft.

Wie Ursula von der Leyen auch, die nun das in der Wirtschaftskrise wichtige Arbeitsministerium übernimmt. Sie wäre, das ist bekannt, nach der Wahl gern Gesundheitsministerin geworden, doch sie zog gegen Philipp Rösler von der FPD den Kürzeren. Damals, so hieß es noch, wollte Angela Merkel sie als Familienministerin auch noch nicht entbehren. Das hat sich schnell geändert. Denn diesmal brauchte Merkel eine wirklich überzeugende Besetzung für das Arbeitsministerium.