Auch Top-Musiker Laith Al-Deen engagiert sich. Ein prominenter Krankenkassen-Chef war selbst Organspende-Patient.

Hamburg. Organspenden ist ein heikles Thema. Zu wenige Deutsche haben einen Spenderausweis, beklagen Mediziner seit Jahren. Die Wartelisten von Kranken, denen dringend geholfen werden könnte, wird immer länger. Der frühere Bundesliga-Profi Ivan Klasnic war mit seiner Nierenerkrankung und der zweimaligen Transplantation der prominenteste Organempfänger in der Vergangenheit. Doch auch er schwieg weitgehend über die dramatische Transplantation.

Und dieses Schweigen macht auch den Engagierten beim Thema Organspende zu schaffen. Sie wollen, dass eine breitere Öffentlichkeit wahrnimmt, dass die Organspende aus heiterem Himmel zu einer akuten Frage für einen Kranken werden kann.

Deshalb will der Organspende-Dialogs 2009, der am Freitag auf Einladung der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und der Techniker Krankenkasse (TK) in Hamburg zum zweiten Mal stattfindet, der Organspende eine Stimme geben. „Leben schenken“ nennen das die Experten, die in Hamburg diskutieren: Mediziner, Theologen, Patienten, Angehörige sowie prominente Musiker und Sportler.

Der Musiker Laith Al-Deen hat sich als Botschafter zur Verfügung gestellt. Der Herzpatient Bruno Kollhorst hat sich während des Wartens auf ein neues Organ mit der Musik von Laith Al-Deen abgelenkt – und vielleicht auch ein bisschen getröstet, dass noch kein Spender gefunden war. „Wenn man auf ein Spenderorgan wartet, ist Musikhören eines der wenigen Dinge, zu denen man gesundheitlich überhaupt noch in der Lage ist. Die Musik hat mir in dieser Zeit Mut und Gelassenheit gegeben, für das, was kommen würde“, sagte Kollhorst in Hamburg.

Al-Deen war beeindruckt von der ungewöhnlichen Geschichte: „Natürlich habe ich beim Schreiben von ,Leb den Tag’ nicht daran gedacht, dass der Song für Menschen wie Bruno einen ganz anderen Sinn bekommt. Umso mehr freut es mich, dass meine Musik sogar in solchen Extremsituationen wie er sie erlebt hat, etwas ausrichten kann. Und wenn ich ihn heute sehe, zeigt es mir, wie wichtig es ist, sich für ein Thema wie die Organspende zu engagieren.“

Nach Krankenkassenangaben stirbt alle acht Stunden in Deutschland ein Mensch, weil er nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhält. Über 12 000 Patienten warten zurzeit auf eine lebensrettende Niere, Lunge, Leber, ein Herz oder eine Bauchspeicheldrüse, 200 von ihnen sind noch keine 18 Jahre alt.

Professor Dr. Norbert Klusen, Vorsitzender des TK-Vorstandes und selbst ehemaliger Patient bei einer Organtransplantation, sagte: „Wenn es um Organspende geht, wird oft nur über Statistiken gesprochen. Dabei vergisst man schnell, dass hinter jeder Zahl ein persönliches Schicksal steht. Wenn wir diesen Menschen ein Gesicht geben, können wir andere davon überzeugen, dass es sich lohnt, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Eine besonders schöne Möglichkeit, ihre Geschichten zu erzählen, ist die Musik.“

Eine Hamburger Band hat beim Musikwettbewerb der TK zum Thema Organspende ebenfalls einen Preis gewonnen. Soulystica heißt das Duo, Christian Lange (17) und Lars Hempel (18). „Ein schlagendes Herz“ war ihr Song für den Wettbewerb.