Eine Hausfrau hat es geschafft. Auch eine Tischlerin, eine Konzertpianistin, ein Gästeführer und ein Professor für Weinwirtschaft. Im neuen Bundestag sind mehr als 100 verschiedene Berufe vertreten.

Berlin. Besonders stark vertreten aber ist die Zunft der Juristen. 143 oder gut 22 Prozent der Abgeordneten stammen laut eigenen Angaben aus diesem Metier. Besonders hoch ist der Juristen-Anteil mit rund 30 Prozent bei Union und FDP. Von den 622 Abgeordneten, davon 202 Neulinge, war ein gutes Drittel vorher irgendwo im Staatsdienst tätig. Dazu gehören allein mehr als 50 Lehrer diverser Schulformen.

Eine Folge der Verjüngung im neuen Parlament ist wohl, dass die Zahl der Studenten mit Mandat von null auf sechs angewachsen ist. Dazu gehört auch der angehende Betriebswirt Florian Bernschneider von der FDP, der mit 22 Jahren jüngste Abgeordnete. Der Altersdurchschnitt der neuen Abgeordneten liegt bei 49,24 Jahren. Dabei ist die SPD-Fraktion mit 51,64 Jahren die älteste und die der Grünen mit 46,62 Jahren die jüngste. Der älteste Abgeordnete ist der ehemalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber. Der CDU-Politiker wird am 1. Dezember 74 Jahre alt und durfte die konstituierende Sitzung des neuen Bundestags traditionsgemäß als Alterspräsident eröffnen.

Bei den Frauen im Parlament sieht es unverändert mau aus. Von den 239 Unions-Abgeordneten sind 191 Männer. Auch der neue Koalitionspartner hat Nachholbedarf. Nicht einmal jeder vierte Mandatsträger bei der FDP ist weiblich. Dass der Frauenanteil trotzdem noch um 0,8 Prozent gestiegen ist, liegt an den drei Oppositionsparteien, bei denen schon länger eine Quote gilt. In der stark geschrumpften SPD-Fraktion konnten zumindest die Frauen ihre Position ausbauen (von 36 auf 38,5 Prozent). Bei den Grünen (jetzt 54,4 Prozent) sind die weiblichen Mitglieder traditionell in der Mehrheit. Erstmals schafften dies auch die Frauen bei der Linkspartei (52,6 Prozent).

Weiter eher nur spärlich im Plenum vertreten sind Parlamentarier aus Einwandererfamilien. Neue Abgeordnete sind bei der FDP der in Teheran geborene Diplom-Kaufmann Bijan Djir-Sarai, bei der Linkspartei der ebenfalls aus einer iranischen Familie stammende Student Niema Movassat sowie der Jurist Raju Sharma, der einen Vater aus Indien hat. Weiterer Neuling ist bei den Grünen der in der Türkei geborene Anwalt Memet Kilic. Bei den Grünen wurden außerdem Ekin Deligöz und der im Iran geborene Omid Nouripour wiedergewählt, bei den Linken die Duisburgerin Sevim Dagdelen. Bei den Sozialdemokraten schafften nur der Innenpolitiker Sebastian Edathy (mit indischem Vater) und der gebürtige Kroate Josip Juratovic die Rückkehr ins Parlament.

Gestiegen ist der Anteil der konfessionslosen Abgeordneten. Im Bundestag sitzen jetzt 247 statt bisher 182 Abgeordnete ohne Konfessionszugehörigkeit. Die Zahl der evangelischen Abgeordneten sinkt von 242 auf 193. Der katholischen Kirche gehören 176 Abgeordnete an. Im vorigen Bundestag waren es 182. Es gibt außerdem sechs Muslime, zwei mehr, als es bisher waren.