New York Times: "Angela Merkel steht in ihrer zweiten Amtszeit mit der neuen Mitte-Rechts-Regierung vor großen Herausforderungen. Die größte außenpolitische Aufgabe wird aber Afghanistan sein. Der neue Verteidigungsminister zu Guttenberg wird zweifellos unter großem Druck der Vereinigten Staaten stehen, mehr deutsche Soldaten zu schicken."

Time Magazine (USA): "Keine großen Überraschungen - die neue deutsche Regierung verspricht Steuersenkungen und verlängert die Laufzeiten von Kernkraftwerken. Aber ein Detail könnte Konsequenzen haben: Der designierte Außenminister Guido Westerwelle will die USA drängen, die verbliebenen Atomwaffen von deutschem Boden abzuziehen."

Independent (Großbritannien): "Es wird spekuliert, dass Kanzlerin Merkel den unerfahrenen Herrn Westerwelle als Außenminister nominierte, damit sie weiterhin als Deutschlands strahlendstes Licht auf internationaler Bühne leuchten kann."

Süddeutsche Zeitung: "Das erste Markenzeichen von Schwarz-Gelb ist die Unfertigkeit. Die Regierung wird am Mittwoch vereidigt, obwohl die Koalition noch gar nicht bereit ist. Es gibt dafür mehr Beweise als die gegenläufigen Aussagen zur Gesundheitspolitik von Guido Westerwelle und Horst Seehofer. Im ganzen Vertrag wimmelt es von nicht ausformulierten Vorhaben. Die Vereinbarung gleicht dem Fehldruck eines Romans: Immer, wenn's spannend wird, fehlt eine Seite."

Frankfurter Allgemeine: "Die Kanzlerin ließ dem aufgekratzten Westerwelle bei der Präsentation der Koalitionsvereinbarung seinen Spaß, schließlich geht nicht jeden Tag ein Lebenstraum in Erfüllung. Zudem ist das Drei-Freunde-Bild nicht ganz falsch. Die drei Vorsitzenden und ihre Parteien stehen sich jedenfalls politisch weit näher als die Bündnispartner der vorherigen Koalition."

Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung: "Für die Tigerenten-Koalition beginnt jetzt der Ernst des Lebens. Nach recht rumpeligen Verhandlungen, die für vermeintliche Wunschpartner überraschend wirr verliefen, zeichnen sich nun die Konturen des großen Deutschland-Plans ab. Siehe da: Das Karo ist klein. Immerhin wurde auch nicht viel mehr angekündigt."

Stuttgarter Nachrichten: "Dieses Kabinett ist für die ein oder andere Überraschung gut. Anders formuliert: Es gibt Minister, über die man nicht zu hochmütig den Stab brechen sollte. Natürlich muss Guido Westerwelle erst beweisen, dass er als Außenminister eine gute Wahl ist. Genauso wie Ronald Pofalla als Kanzleramtsminister. Darüber sollte man jedoch nicht vergessen, dass beide gestählte politische Profis sind."

Berliner Morgenpost: "Deutschland ist eine Schildkröte. Unterm Schutzpanzer liegt ein sensibles Inneres, das Veränderungen nicht besonders schätzt. Schwerfällig bewegt sich Schildkröten-Deutschland voran, mit kleinen Schritten, ohne dass eine Richtung zu erkennen wäre. Langsamkeit ist ein Kontinuum deutscher Politik, stets begleitet vom Gemaule darüber."

Westdeutsche Allgemeine Zeitung: "Nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Für Jürgen Rüttgers ist die Sache glimpflich verlaufen. Schwarz-Gelb in Berlin rollt Schwarz-Gelb in Düsseldorf keine Felsbrocken in den Weg. Das war Rüttgers' größte Sorge. Nun bleiben soziale Grausamkeiten im Wesentlichen aus."