Der Führungsstil von CSU-Chef Horst Seehofer gerät bei der Aufarbeitung der Stimmenverluste der Christsozialen bei der Bundestagswahl zunehmend in den Fokus.

München. Seehofers Führungsstil sei "sicherlich Teil des Themas", über das mit diesem offen geredet werden müsse, sagte der Vorsitzende der CSU-Grundsatzkommission, der frühere Landtagspräsident Alois Glück, im Bayerischen Rundfunk.

Glück sieht die Christsozialen außerdem mitten in einem Erosionsprozess. Die CSU sei zwar nicht in der Situation der SPD. "Aber wenn einiges nicht verändert und aufgearbeitet wird, dann wird wahrscheinlich der Erosionsprozess weitergehen." Ohne dies direkt auf Seehofer zu beziehen, mahnte Glück mehr Verlässlichkeit an. Verlässlichkeit sei eines der Themen, das die CSU von den vergangenen Jahren her aufarbeiten müsse - "natürlich auch mit Blick auf den Bundestagswahlkampf". Politik könne auf Dauer nicht erfolgreich sein, wenn sie nur einzelne Gruppen berücksichtige.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt rief zur Geschlossenheit auf und wies die Forderungen des langjährigen Landtags-Fraktionschefs scharf zurück. "Alois Glück liegt da falsch. Es ist schade, dass der ehemalige Vordenker der CSU seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz nur für eine rückwärtsgewandte Selbstbespiegelung einsetzt", sagte er.

Seehofer war vor einem Jahr mit dem Vorhaben als CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident angetreten, den damaligen Absturz bei der Landtagswahl auf 43,4 Prozent der Stimmen vergessen zu machen und die CSU wieder zu stärken. Laut endgültigem amtlichen Endergebnis kamen die Christsozialen bei der Bundestagswahl am 27. September auf 42,5 Prozent. Das vorläufige Ergebnis hatte noch 42,6 Prozent für die CSU ausgewiesen. Das ist das schlechteste Bundestagswahlergebnis für die CSU seit 1949.