Reinhard Mohn war Selfmademan, Unternehmer und Menschenführer. Die Zeit als Soldat und in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, in der Kameradschaft lebenswichtig war, hatte ihn geprägt. Ein wacher Verstand ließ ihn jede Gelegenheit nutzen, sich weiterzuentwickeln.

Das erste Buch von Peter F. Drucker fand er in der Bibliothek des Gefangenenlagers in Kansas, USA. P. F. Drucker war sein bevorzugter Autor, wenn es um Führung und Organisation in der Wirtschaft ging.

Mohn konnte begeistern wie kein Zweiter. In freier Rede bewegte er Führungskräfte und Mitarbeiter. Nie sprach er von oben herab und war von beeindruckender Glaubwürdigkeit. Er war ein großer Kommunikator in allen Dingen des Unternehmens und wollte seine Mitarbeiter auch emotional für die gemeinsame Sache gewinnen. Er war aufrichtig und hatte kein Problem mit Widerspruch. Im Gegenteil, er provozierte ihn sogar, um so zu erfahren, wo der Schuh drückte. Dem Erfolgreichen gab er große unternehmerische Freiheit und hatte enorme Geduld im Vertrauen auf Erfolg. In schweren Zeiten stand er seinen Führungskräften zur Seite. Es war eine Freude, für ihn zu arbeiten.

Er war fair und verlässlich. Ein großer Unternehmer eben.

Die von ihm eingeführte Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter entsprang ebenso seinem Bedürfnis nach Fairness wie die Gründung der Bertelsmann-Stiftung, mit der er drei Viertel des ausgeschütteten Gewinns der Bertelsmann AG direkt dem gemeinnützigen Zweck der Stiftung zuführte.

Mit Erreichen des 60. Geburtstags gab er, wie schon lange angekündigt, den Vorstandsvorsitz auf und übernahm den Vorsitz des Aufsichtsrats. Parallel leitete er die Bertelsmann-Stiftung, die er einige Jahre zuvor gegründet hatte. Damit begann sein zweites Leben. Er war zutiefst davon überzeugt, dass auch erfolgreiche Unternehmer der Allgemeinheit über die Steuer hinaus etwas schuldeten. Auch glaubte er, mit dem Ansatz des Unternehmers manche Verbesserung in unserer Gesellschaft effizienter angehen zu können als die schwerfällige staatliche Administration. Oft bemerkte er später, in kleinem Kreis, dass es überhaupt nicht einfach gewesen sei, schwer verdientes Geld gemeinnützig erfolgreich auszugeben. Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit und Akribie wurde der Erfolg jedes Projektes zu messen versucht und bewertet. Daran arbeitet die Stiftung auch heute noch.

Reinhard Mohn war auch als Stifter ein großes Vorbild, und Teil seiner Überlegung war auch der Wunsch, viele Nachahmer zu finden zum Wohle aller.

Ein großer Stifter eben.

Der Autor war Vorstandsvorsitzender der Gruner + Jahr AG von 1981-2000