Grünen-Spitzenkandidatin schließt Jamaika-Koalition mit Union und FDP nicht aus. Steinmeier verschärft nach TV-Duell Angriffe auf Merkel.

Berlin. Überraschende Aussage der Grünen-Spitzenkandidatin: Renate Künast hat nach dem TV-Duell zwischen Angela Merkel (CDU) und Frank-Walter Steinmeier (SPD) eine rot-grüne Mehrheit für die Zeit nach der Bundestagswahl am 27. September offiziell abgeschrieben. "Wir wissen doch alle, dass Rot-Grün rechnerisch nicht reichen wird", sagte Künast gestern im "ARD-Morgenmagazin".

Welche Koalition sie stattdessen anstrebt, ließ Künast offen. Man werde nach dem Wahltag "mit allen reden". Darauf, dass die Grünen eine sogenannte Jamaika-Koalition mit FDP und CDU per Parteitagsbeschluss ausgeschlossen hatten, ging Künast nicht ein. Gleichzeitig erklärte sie es zum Ziel, eine Neuauflage der Großen Koalition zu verhindern. Mit Blick auf das TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kandidat Frank-Walter Steinmeier sagte Künast: "Es war nicht nur ein Selbstgespräch, es war in langen Stücken auch eine Selbstbeweihräucherung."

Nach der weitgehend ohne persönliche Angriffe geführten Auseinandersetzung im Fernsehen am Sonntagabend verschärfte Steinmeier gestern seine Kritik an Merkel. Die Kanzlerin schließe sich jeder Erfolg versprechenden Idee einfach an, sagte Steinmeier der SPD-Zeitung "Vorwärts". "Das mag geschickt erscheinen, ist aber völlig substanzlos."

Die Union wiederum zog Steinmeiers Glaubwürdigkeit infrage. Dessen Bekundung, nicht mit den Linken koalieren zu wollen, sei "schlicht unglaubwürdig", sagte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. Er machte klar, dass die CDU einzig auf einen Sieg von Schwarz-Gelb bei der Bundestagswahl in zwei Wochen setze.

Umfragen für ARD und ZDF zufolge sahen die Zuschauer Merkel und Steinmeier bei dem TV-Duell weitgehend gleichauf. Steinmeier, der vor allem bei noch unentschlossenen Wählern punkten konnte, schnitt damit besser ab als zuvor von den Meinungsforschern erwartet.