Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Israel zu einem möglichst schnellen Siedlungsstopp im Westjordanland aufgefordert.

Berlin. Ein solcher Schritt sei von entscheidender Bedeutung für den Friedensprozess im Nahen Osten, sagte sie gestern nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Berlin. Gleichzeitig erklärte sie den Schutz des Existenzrechts Israels erneut zur deutschen Staatsräson. Netanjahu nannte die Kanzlerin eine "wahre Freundin Israels und eine wahre Vorkämpferin für den Frieden". Der israelische Regierungschef sagte, er rechne mit einer Wiederaufnahme der Nahost-Friedensverhandlungen innerhalb der nächsten "ein oder zwei Monate". Auf die Forderungen nach einem Stopp des Siedlungsbaus im Westjordanland ging er aber nicht ein.

Deutschland war nach Großbritannien die zweite und letzte Station von Netanjahus Europareise. In Berlin traf der seit fünf Monaten amtierende Ministerpräsident auch Bundespräsident Horst Köhler und Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Der Nahost-Konflikt war bei allen Gesprächen das Hauptthema.

Merkel pochte auf eine Zwei-Staaten-Lösung und versprach, die Verhandlungen dazu intensiv begleiten zu wollen. Auch die Palästinenser drängte sie zu Schritten, die den Friedensprozess befördern.

Im Atomstreit mit dem Iran erwartet die Kanzlerin für September eine Entscheidung über weitere Sanktionen. Sie machte deutlich, dass sie zu weitgehenden Maßnahmen etwa in den Bereichen Energie und Finanzen bereit sei. Deutschland ist ein wichtiger Handelspartner Teherans. Netanjahu sagte, das iranische Atomprogramm sei nicht nur für Israel und die Region eine Bedrohung, sondern auch für den Weltfrieden. "Es bleibt nicht viel Zeit", mahnte er. Für eine "Koalition der Willigen" sei es möglich, "echten wirtschaftlichen Druck" auf Teheran auszuüben.