“Das Virus kann nicht gestoppt werden.“ Allein in Deutschland sind 54 Schüler infiziert.

Hamburg

Wegen der immer schnelleren Ausbreitung der Mexiko-Grippe hat die Weltgesundheitsorganisation WHO erstmals seit mehr als 40 Jahren wieder einen Pandemie-Alarm ausgelöst. Es ist die höchste Warnstufe für eine weltweit bedrohliche Gesundheitsgefahr. Die Entscheidung fiel nach einer Dringlichkeitssitzung der Uno-Gesundheitsbehörde gestern in Genf.

WHO-Direktorin Margaret Chan sagte: "Das Virus kann nicht gestoppt werden." Deshalb habe sie sich entschieden, den Alarm von der Stufe fünf auf die höchste Stufe sechs anzuheben. Chan warnte aber vor Panik. Bisher nehme die Grippe, an der bereits 141 Menschen gestorben sind, in vielen Fällen einen eher milden Verlauf.

Auch in Deutschland steigt die Zahl der Erkrankungsfälle mit dem neuen Virustyp A (H1N1). In Düsseldorf wurde die Influenza jetzt bei gleich 46 Kindern der Japanischen Schule nachgewiesen. Sie hatten sich vermutlich auf einer Klassenfahrt angesteckt. Die Schule mit 560 Schülern bleibt bis Ende kommender Woche geschlossen. In Köln infizierten sich acht Schülerinnen des Erzbischöflichen Irmgardis-Gymnasiums. In München wurde eine Kindertagesstätte geschlossen, nachdem bei zwei Kindern der Erreger festgestellt worden war.

Bisher verlief keine Erkrankung in Deutschland lebensbedrohlich, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Jörg Hacker. Doch auch Tote seien für die Zukunft nicht auszuschließen.

Der Tropenmediziner Emil Reisinger von der Universität Rostock rechnet damit, dass die nächste Ansteckungswelle im Winter kommen wird. Dann werde das Virus leichter übertragen. Dennoch warnte er vor zu großen Sorgen: Das Risiko, an einer Influenza zu sterben, sei bei anderen Grippevarianten sogar größer als bei der Mexiko-Grippe. Allerdings schließen Experten nicht aus, dass sich der neuartige Erreger im Zuge seiner Ausbreitung verändert und dadurch gefährlicher wird. Weltweit arbeiten Pharmaunternehmen an einem Impfstoff. Bisher erkrankten knapp 28 000 Menschen in 74 Ländern.

Der Pandemieplan für Stufe sechs sieht zum Beispiel vor, dass die Ausgabe von Antiviren-Mitteln vorbereitet wird. Diese Medikamente sollen für etwa 20 Prozent der Bevölkerung reichen.