Die Natur macht, was sie will. Nicht die Vogelgrippe hat jetzt den ihr jahrelang zugetrauten Ernstfall in die Welt gesetzt, sondern die Schweinegrippe.

Die schwappt so unvermittelt aus Mexiko nach Europa (vielleicht sogar schon nach Deutschland), dass wir nicht mal genug Zeit hatten, uns langsam an ihren Schrecken zu gewöhnen. Dabei ist die aktuelle Virusvariante genau der Typ, der im schlimmsten Fall eine Pandemie lostreten kann, also eine Erkrankungswelle weit über die Grenzen von Ländern und Kontinenten.

Schlimme historische Erinnerungen werden wachgerufen - wie an die Spanische Grippe, die vor 90 Jahren weltweit bis zu 50 Millionen Menschen dahinraffte. Stehen wir wieder einmal ratlos da?

Nicht ganz. Die Menschheit hat seitdem gelernt. Wir kennen jetzt den Feind genau, seine gefährliche Genfrequenz. Das verdanken wir auch mutigen Forschern, die sich nicht scheuten, den Krankheitserreger dort aufzuspüren, wo sich seine Spuren nicht im Laufe der Geschichte verloren - an Opfern, die man im Dauerfrostboden Alaskas exhumiert hat. Diese Toten werden noch viele Menschen retten. Denn der erste Schritt, das Virus zu identifizieren, ist der wichtigste. Ist der Erreger erkannt, können Kranke isoliert und alle anderen gewarnt werden. Wir können testen, welches Medikament und welcher Impfstoff uns im Kampf gegen das Virus helfen. Und ein weltumspannendes Informationsnetz sorgt für schnelle Verbreitung der wichtigsten Erkenntnisse im Kampf gegen die Krankheit. Dennoch bleibt ein hohes Restrisiko. Schon jede "normale" Grippewelle im Jahresrhythmus (oft auch mit mehreren Tausend Toten) ist unberechenbar, erst recht sind es die Intensität und das Verbreitungstempo der Schweinegrippe-Viren. Sie zwingen uns zu der bitteren Erkenntnis, dass der Mensch zwar manchmal Herr der Lage, nicht aber Herr über die Natur ist.