Erste Infizierte in Spanien und Schottland. Bundesregierung rät von Reisen nach Mexiko ab.

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Die Befürchtungen haben sich bewahrheitet: Die mexikanische Grippe, die ursprünglich eine Schweineseuche war, hat Europa erreicht. In Spanien wurde bei einem Erkrankten eine Infektion mit dem neuartigen Virus nachgewiesen, in Großbritannien gibt es zwei Infizierte. In Deutschland bestätigten sich dagegen Verdachtsfälle nicht. Allerdings warnte ein Virologe des Paul-Ehrlich-Instituts: "Wir können davon ausgehen, dass wir das Virus auch bei uns bald sehen."

Der gefährliche Erreger, an dem in Mexiko bis gestern 149 Menschen gestorben sind, ist wie ein Schnupfen von Mensch zu Mensch übertragbar. Die Weltgesundheitsorganisation WHO berief gestern eine Krisensitzung ein, um über Maßnahmen zur Eindämmung einer weltweiten Epidemie (Pandemie) zu beraten. Am späten Abend hob sie die Warnstufe von drei auf vier an. Sechs Warnstufen gibt es.

Das Auswärtige Amt in Berlin und die EU rieten von unnötigen Reisen nach Mexiko ab. Die deutschen Fluggesellschaften wurden in Alarmbereitschaft versetzt, mehrere Veranstalter, darunter TUI, nahmen Reisen nach Mexiko vorläufig aus dem Programm.

In Spanien stehen neben dem nachgewiesenen Grippefall rund 20 weitere Kranke unter Beobachtung. In Schottland wurde das Virus bei zwei Patienten nachgewiesen. Die Erkrankten befänden sich schon auf dem Wege der Besserung, hieß es. In Bielefeld wurde ein Geschwisterpaar, das aus einem Mexiko-Urlaub zurückgekehrt war, mit Grippesymptomen in ein Krankenhaus gebracht. Ein Schnelltest brachte aber die Entwarnung.

In Mexiko breitet sich der Erreger dagegen unvermindert weiter aus. Die meisten Opfer sind zwischen 20 und 50 Jahre alt. Großveranstaltungen sind abgesagt, die Schulen geschlossen. Viele Menschen trauen sich nur noch mit Gesichtsmasken auf die Straßen.

US-Präsident Barack Obama mahnte eine "angemessene Reaktion" an. Natürlich sei die Krankheit Grund zur Sorge: "Aber es gibt keinen Grund, Alarm zu schlagen." In den USA sind 40 Infizierte bekannt. Bei ihnen verlief die Krankheit glimpflicher als bei vielen Mexikanern. Warum dies so ist, können die Forscher nicht beantworten. Möglicherweise verändert sich das Virus, das bisher noch mit Medikamenten wie Tamiflu behandelt werden kann, im Laufe der Ausbreitung. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Jörg Hacker, warnte vor Panik. Deutschland sei gut gerüstet.