Firmen und Gewerkschaften stemmen sich gemeinsam gegen den drohenden Stellenabbau. Das Abendblatt sprach mit dem Chef der IG BCE, Hubertus...

Hamburg/Hannover. Firmen und Gewerkschaften stemmen sich gemeinsam gegen den drohenden Stellenabbau. Das Abendblatt sprach mit dem Chef der IG BCE, Hubertus Schmoldt.


Abendblatt:

Herr Schmoldt, für wie verlässlich halten Sie die Ankündigungen, dass die großen Unternehmen in Deutschland auf Stellenabbau verzichten wollen?

Hubertus Schmoldt:

Jedes Unternehmen ist verpflichtet, Beschäftigungsabbau zu verhindern. Übrigens nicht zuletzt im eigenen Interesse. Es gibt eine Reihe von Instrumenten, die den Erfordernissen entsprechend eingesetzt werden können. Dazu zählen auch die tariflichen Arbeitszeitinstrumente. Reichen die nicht aus, müssen arbeitsmarktpolitische Möglichkeiten - wie zum Beispiel Kurzarbeit - genutzt werden. Ist dieser Spielraum ausgereizt, kann über tarifliche Öffnungsklauseln gesprochen werden. Freifahrtscheine wird es dabei nicht geben. Wie bisher werden die Klauseln nur nach präzisen Einzelfallprüfungen angewendet.



Abendblatt:

Der Mittelstand - Rückgrat der Wirtschaft und größter Arbeitgeber - verweigert sich diesen Jobgarantien. Wie kann die Politik, wie können die Gipfelteilnehmer vom vergangenen Sonntag mittelgroße Betriebe und Familienfirmen mit ins Boot holen?

Schmoldt:

Es geht vor allem und gerade in der Krise darum, Verantwortung wahrzunehmen. Wer anders handelt, hat nicht nur ein Glaubwürdigkeitsproblem. Vielmehr würde so die Unsicherheit verstärkt und damit der Abschwung vertieft und beschleunigt.



Abendblatt:

Welche Rolle spielt die Leiharbeit in den Überlegungen der Firmen und der Gewerkschaften?

Schmoldt:

Die Leiharbeitnehmer dürfen nicht zu den Opfern der Rezession werden. Es ist richtig, dass auch diese Beschäftigtengruppe in den neuen Regelungen zur Kurzarbeit mit einbezogen ist. Arbeitsminister Olaf Scholz hat hier eine gute Weichenstellung vorgenommen.



Abendblatt:

War der Kanzlerin-Gipfel eine neue konzertierte Aktion oder reiner Aktionismus?

Schmoldt:

Das Gesprächsklima im Kanzleramt war gut, es herrschte eine konstruktive Atmosphäre. Für die weitere Arbeit ist das, was auf dem Firmenschild steht, zweitrangig. Wichtig ist, dass alle Beteiligten in dieser Lage bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.